Lawinengefahrenstufenkarten per Internet und MMS

Nach dem Wintereinbruch zu Frühlingsbeginn laufen die sieben österreichischen Lawinenwarndienste wieder auf Hochtouren. Das Pilotprojekt „Lawine Online“ des Instituts für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien in Kooperation mit dem Lawinenwarndienst Tirol ermöglicht, die aktuelle Lawinengefahr jederzeit über Internet oder MMS abzurufen. Lawinenrelevante Informationen für Tirol werden bis zu vier Mal täglich aktualisiert in Form von Lawinengefahrenstufenkarten und Wetterkarten zur Verfügung gestellt.

Windstärke, Temperatur und Schneehöhe – die Lawinengefahr hängt von einer ganzen Reihe meteorologischer Faktoren ab. Da sich Wetterverhältnisse oft binnen Stunden ändern, erstellen die österreichischen Lawinenwarndienste bei Bedarf mehrmals täglich aktualisierte Lawinenlageberichte. Entsprechende Informationen liefern hochalpine Wetterstationen, BeobachterInnen der Lawinenwarndienste, Wetterdienststellen und unabhängige ExpertInnen.

Neben der Aktualität der Daten ist eine weitere zentrale Aufgabe von Lawinenwarndiensten, eine breite Öffentlichkeit möglichst schnell und leicht verständlich über das Lawinenrisiko zu informieren. Lawinen können nicht nur für einzelne WintersportlerInnen, sondern für ganze Siedlungsräume zur Gefahr werden. Richtige Entscheidungen – ob es sich nun um den Abbruch einer Skitour, das Sperren einer Landstraße oder die Evakuierung einer ganzen Siedlung handelt – verlangen möglichst genaue, korrekt interpretierte und einfach aufbereitete Informationen.

Diese Datenflut, die mehrmals täglich zu aktualisieren ist, wird im Rahmen des Forschungsprojektes „Lawine Online“ optimiert und mit kartographischen Hilfsmitteln übersichtlicher dargestellt. In Zusammenarbeit mit dem Lawinenwarndienst Tirol arbeiten Karel Kriz, Assistenz-Professor am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, und sein Team an einer allgemein verständlichen Visualisierung der Messwerte. Ziel ist es, mit Hilfe kartographischen Darstellungen, im Vergleich zu reinen Zahlentabellen, die Wetter- und Lawinensituation besser sichtbar zu machen.

Rohdatenmassen aus Tirol für vollautomatisierte kartographische Visualisierung in Wien

Vier Mal am Tag – um drei, sieben, zwölf und 18 Uhr – werden an einem zentralen Server vollautomatisiert Online-Übersichtskarten zur aktuellen Wetterlage, Lufttemperatur und Schneehöhe von Tirol erstellt. So genannte Lawinengefahrenstufenkarten beschreiben das regionale Lawinenrisiko auf einer Gefahrenskala von eins bis fünf. Diese kartographischen Darstellungen können den NutzerInnen bequem über Internet oder MMS zur Verfügung gestellt werden. Das Ergebnis ist Produkt intensiver Forschung und aufwändiger Datenaufbereitung: Die Rohdatenmassen werden in Innsbruck gesammelt, aufbereitet und einer ersten Plausibilitätsprüfung unterzogen. „Schon kleinste Fehler in der Datenerhebung können zu einer Fehleinschätzung der Lage führen“, erklärt der Geograph Karel Kriz. Einen erheblichen Arbeitsaufwand stellt dabei die breite Palette von Material dar: Neben den automatisiert alle zehn Minuten von den Wetterstationen gelieferten Messergebnissen, werden ebenso Berichte von Hüttenwirten und SkifahrerInnen ausgewertet.

Die Herausforderung liegt schon lange nicht mehr in der Technik allein, denn die Kartenerstellung dauert nur mehr wenige Sekunden. „Die Schwierigkeit besteht darin, die verschiedenen Nutzergruppen unter einen Hut zu bringen“, so Karel Kriz, und weiter: „Das Lawinenrisiko soll sowohl von ExpertInnen als auch von Laien auf den ersten Blick erfasst werden können. Fünf Sekunden müssen reichen, um eine Gefahrenstufenkarte richtig zu deuten.“ Fünf Sekunden, die Leben retten können.

Kontakt
Ass.-Prof. Mag. Dr. Karel Kriz
Institut für Geographieund Regionalforschung
Universität Wien
1010 Wien, Universitätsstraße 7
T +43-1-4277-486 41
M +43-664-602 77-486 41
karel.kriz@univie.ac.at
Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart@univie.ac.at

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