Maßgeschneidertes neues Videokonferenzsystem für Operationssäle entwickelt

Krankenhausärzte können durch das neue System während Operationen innerhalb kürzester Zeit mit anderen Experten außerhalb des Raumes Kontakt aufnehmen und Ratschläge einholen.

„Bisherige Videokonferenzlösungen im medizinischen Bereich sind meist wegen umständlicher Bedienung und mangelnder Nutzung existierender Standards gescheitert“, berichtete HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel, der das Bachelorprojekt an seinem Fachgebiet „Internet-Technologien und -Systeme“ betreut hatte. Oft seien herkömmliche Systeme nicht auf Telemedizin-Bedürfnisse abgestimmt oder sogar von anderen Kommunikationssystemen abgeschnitten.

„Unser System 'docConnect' hingegen versetzt Ärzte und Pfleger in die Lage, einfach und effizient zu kommunizieren“, betonte Sebastian Enderlein, Sprecher der Bachelorprojektgruppe. Das medizinische Personal bekomme eine Software an die Hand, die sie bei ihrer täglichen Arbeit unterstütze und sich intuitiv, ohne großes Computerwissen, bedienen lasse. Auf der zweiten Fachkonferenz „Telematik im Gesundheitswesen“ Mitte Februar in Potsdam wurde die Software bereits Brandenburger Experten vorgestellt.

Mit dem neuen Videokonferenzsystem können Mediziner ihr Wissen nun einfach und effektiv teilen und während einer Operation gemeinsam Lösungen erarbeiten und besprechen. „Weil bei der Entwicklung gängige Softwarestandards genutzt wurden, können Ärzte beispielsweise von unterwegs mit einem ganz normalen Telefon zugeschaltet werden, falls gerade kein Computer mit Internetverbindung bereit steht“, hob HPI-Student Sebastian Enderlein hervor. Selbst „Smartphones“ (Mobiltelefone mit PDA-Funktionen) und PDAs mit Internet-Zugang können mit „docConnect“ problemlos in OP-Konferenzen integriert werden.

Sogar modernste Satelliten-Technik konnten die angehenden Softwareingenieure in „docConnect“ einbinden. „Das macht es Experten möglich, auch aus tausenden Kilometern Entfernung per Live-Video über Eutelsat an einer wichtigen Operation teilzunehmen und den operierenden Ärzten wichtige Tipps zu geben“, sagte Enderlein.

Nur sechs Monate Entwicklungszeit haben die HPI-Studenten gebraucht, bis sie unterstützt von den Charité-Spezialisten Dr. Georgi Graschew und Dr. Theo Roelofs (Forschungsgruppe OP2000) ihren Prototypen fertig gestellt hatten. Er wird nun an der Charité getestet und soll später in einem EU-Projekt zur Telemedizin eingesetzt werden.

Bachelorpodium – Ausweis der praxisnahen Ausbildung am HPI

Das „Bachelorpodium“ des Hasso-Plattner-Instituts gibt es schon seit dem Jahr 2005. Seitdem präsentieren die Bachelorstudenten des HPI einmal im Jahr öffentlich die Ergebnisse ihrer Praxis-Projekte, die sie in Teams von vier bis acht Studenten am Ende ihres Bachelorstudiums abgeschlossen haben. Sie zeigen, wie sie zwei Semester lang – von ihren Professoren angeleitet – größere praktische Aufgaben der Informationstechnologie eigenverantwortlich angepackt und welche innovativen Lösungen für Wirtschaft und Gesellschaft sie dabei entwickelt haben. Projektgeber sind renommierte Unternehmen und Institutionen aus ganz Deutschland. Eine Übersicht über die laufenden Projekte gibt die HPI-Internetseite

http://www.hpi.uni-potsdam.de/lehre/studienprojekte/bachelorprojekte.html.

Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für IT Systems Engineering. Als einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und Master-Studiengang „IT Systems Engineering“ an – eine praxisnahe und ingenieurwissenschaftlich orientierte Alternative zum herkömmlichen Informatik-Studium, die von derzeit 360 Studenten genutzt wird. Insgesamt 50 Professoren und Dozenten sind am HPI tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – auch für erste Adressen der Wirtschaft. Vor allem geht es um Grundlagen und Anwendungen für große, hoch komplexe und vernetzte IT-Systeme.

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Hans-Joachim Allgaier alfa

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