Computer überwindet Sprachbarrieren

Die Länder der Europäischen Union wollen politisch und wirtschaftlich zusammenwachsen. Doch während die Zollgrenzen längst gefallen sind, gibt es eine Barriere, die nicht so einfach zu überwinden ist: die Vielsprachigkeit. In der Europäischen Union gibt es alleine 20 offizielle Sprachen. Die Verständigungsprobleme behindern vor allem die internationale Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen. Während die Politiker meist auf ihre Dolmetscher zurückgreifen können, verzichtet so mancher Geschäftsmann aus Kosten- und Zeitgründen auf die Übersetzung einer ausländischen Internetseite oder scheut den Telefonanruf mit seinem ausländischen Partner.

Damit diese sprachlichen Hindernisse beseitigt werden, arbeiten zwölf internationale Partner gemeinsam an dem europäischen Projekt TC-STAR (Technology and Corpora for Speech to Speech Translation). TC-STAR forscht an der Entwicklung eines maschinellen Simultandolmetschers, der das gesprochene Wort in eine andere Sprache übersetzt. Dazu wird zum Beispiel gesprochenes Spanisch per Spracherkennung verschriftet und maschinell übersetzt, um schließlich als gesprochenes Englisch wieder ausgegeben zu werden. Neben international führenden Technologieunternehmen wie IBM, Siemens, Nokia und Sony sind in Deutschland die RWTH Aachen und die Universität Karlsruhe an dem 18-Millionen-Euro-Projekt, das mit 11 Millionen von der EU gefördert wird, beteiligt. Der Lehrstuhl Informatik 6 der RWTH unter Leitung von Professor Hermann Ney hat sich vor allem auf die Themenfelder der Spracherkennung sowie der maschinellen Übersetzung spezialisiert. Als Ausgangsmaterial für die selbstlernenden Verfahren dienen dem Lehrstuhl englische und spanische Parlamentsdebatten der vergangenen zehn Jahre. Dank deren vielseitigen Themen ist der Simultanübersetzer nicht auf eine bestimmte Domäne beschränkt.

Das Ziel ist nicht die Ersetzung menschlicher Übersetzer, dafür hat der maschinelle Simultandolmetscher derzeit noch eine zu geringe Qualität. Vielmehr soll die Kommunikation über die Sprachgrenzen vor allem schneller und günstiger werden. „Man muss sich klar machen, wie komplex die gesprochene Sprache ist. Die maschinelle Übersetzung ist natürlich noch nicht perfekt, aber TC-STAR hat in den vergangenen zwei Jahren einen großen Schritt vorwärts gemacht“, betont Dr. Volker Steinbiß, der kürzlich den Report „Human Language Technologies for Europe“ verfasst hat. Der Report, der demnächst außer in Englisch auch noch in deutscher, französischer und italienischer Sprache erscheint, gibt Einblicke in den internationalen Übersetzungsmarkt und verdeutlicht vor allen die wirtschaftlichen und politischen Chancen, die maschinelle Übersetzung ermöglicht.

Weitere Informationen über das TC-STAR-Projekt gibt es unter www.tc-star.org und www-i6.informatik.rwth-aachen.de sowie bei Volker Steinbiß unter der Telefonnummer 0179-6679918 oder per E-Mail an volker.steinbiss@accipio-consulting.com. Über ihn kann auch die Druckausgabe des Reports „Human Language Technologies for Europe“ bestellt werden. Den Report gibt es zum Download unter http://europa.eu/languages/en/document/88.

i. A. M. Lembke

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Thomas von Salzen idw

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