Unerkannt durchs Internet – Surfen ohne Datenspuren

„Viele Leute glauben immer noch, dass Internet sei anonym. Aber das ist es keineswegs“, sagt Andreas Pfitzmann. Er ist Professor für Datenschutz und Datensicherheit an der Technischen Universität Dresden. In seiner Forschungsgruppe wird an einer Software gearbeitet, mit der ein fast anonymes Surfen im Internet möglich ist.

In der EU gibt es mit der „Data Retention Directive“ seit dem Frühjahr 2006 eine geplante Verpflichtung, auch den Internetverkehr für mindestens 6 Monate komplett zu protokollieren. Solche Protokolle können genau Auskunft geben, wer wann und wo im Cyberspace unterwegs war sowie welche Informationen abgerufen wurden. Und an diesen Informationen sind viele interessiert. Idealerweise nur Strafverfolgungsbehörden, die mit den Daten unterstützt werden können. Aber auch (fremde) Geheimdienste, Marketingfirmen oder Kriminelle haben Interesse an personenbezogenen Daten. In den USA wurden in den vergangenen Jahren Kommunikationsdaten der gesamten Bevölkerung zur „Terrorismusbekämpfung“ verdeckt ausgewertet.

Normalerweise geht man mit seinem Rechner ins Internet und wird direkt mit einem Server und der angewählten Webseite verbunden. Diese Art der Bewegung im virtuellen Raum ist gut nachvollziehbar und der jeweilige Benutzer leicht auszumachen. Um diesen Vorgang zu anonymisieren, kann man zwischen den eigenen Rechner und den Webseitenserver einen so genannten Proxyserver schalten. Dort werden die Daten anonymisiert und erst dann an einen Server mit der Webseite weitergeleitet. Sie sind so im freien Internet nicht mehr eindeutig einem Benutzer zuordenbar.

Auf diesen ProxysServern allerdings liegen dann zentral alle Informationen vor, um Internetsurfer zu identifizieren und ihre virtuellen Mausklicks zurückzuverfolgen. Das verlockt natürlich all jene dazu, einen Proxyserver zu betreiben, die sich für personenbezogene Daten interessieren, also wiederum Geheimdienste, kriminelle Vereinigungen oder Marketingunternehmen.

Professor Pfitzmann hat mit seinen Mitarbeitern eine Software entwickelt, mithilfe derer mehrere Proxyserver hintereinander geschaltet werden und dadurch eine Information mehrmals verändert wird. Außerdem verwischen kryptografische

Verschlüsselungsmethoden die virtuellen Spuren. Darüber hinaus benutzen mehrere Internetnutzer zum Surfen die gleiche Adresse, wodurch einzelne Teilnehmer nicht mehr unterschieden werden können.

Die Methode hat den Vorteil, dass auf allen beteiligten Proxyservern jeweils nur ein Anteil der Personendaten liegt und man die Informationen aller Server braucht, um das Puzzle zusammenzusetzen und einen bestimmten Nutzer zu identifizieren. Da die Server auch in verschiedenen Ländern liegen können, ist es unwahrscheinlich, dass man ohne weiteres entsprechende Informationen bekommt. Zwar wird auch die Strafverfolgung erschwert, „aber wenn etwas in allen Ländern strafbar ist, werden notwendige Beweise auch zusammenzutragen sein“, so Professor Pfitzmann.

Die Dresdner Informatiker sind die ersten, die einen derart starken Anonymisierungsdienst nutzbar gemacht und angeboten haben. Durch effiziente Abstimmung und schnellere Rechenleistung wurden auch Defizite im Zeitmanagement wett gemacht. Die Software ist frei verfügbar, kann aus dem Internet heruntergeladen http://anon.inf.tu-dresden.de und sowohl von Privatpersonen als auch von Firmen genutzt werden.

Informationen für Journalisten: Prof. Dr. rer. nat. Andreas Pfitzmann, Tel. 0351 463-38277 o. 0170/4438794, E-Mail: pfitza@inf.tu-dresden.de

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Kim-Astrid Magister idw

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