"Wiki-Med" – Wissensmanagement in der Medizintechnik

Die deutschen Hersteller von Medizintechnik und -produkten stehen auf Grund des gestiegenen Preisdrucks durch neue nationale und internationale Gesetzgebungen vor neuen Herausforderungen. Die von kleinen und mittleren Unternehmen geprägte medizinische Industrie muss Innovationen als Chance begreifen, um zukünftig wettbewerbsfähig zu sein. Innovationen hängen entscheidend davon ab, in wie weit es gelingt, bestehendes Wissen und Erfahrungen mit neuem Wissen zu kombinieren, d. h. den globalen wissenschaftlich-technischen Fortschritt zu erfassen und unter Berücksichtigung internationaler Regularien in eigene innovative Produkte umzusetzen. Unternehmen müssen deshalb den Umgang mit internem und externem Wissen systematisieren. Wissensmanagement – mit seinen Kernprozessen Wissenserfassung, -entwicklung, -transfer und -distribution – leistet hierfür einen wertvollen Beitrag. Dies gilt in den Bereichen Labortechnik, Diagnostika, Psychotherapieprodukte und Bedarfsartikel über Elektromedizin und Medizintechnik bis hin zu der Informations- und Kommunikationstechnik für Gesundheitseinrichtungen.

Vor diesem Hintergrund verfolgt „Wiki-Med“ für die Medizintechnikbranche das Gesamtziel, innovative Anwendungs- und Modelllösungen für das Wissensmanagement zu konzipieren und umzusetzen. Dazu sollen bereits bestehende Methoden, Verfahren, Konzepte und Lösungen aus anderen Branchen transferiert und angepasst werden. Ziel ist außerdem, Referenzmodelle für das Wissensmanagement zu etablieren und Best-Practice-Beispiele zu schaffen, die nachhaltig branchenweit verbreitet werden sollen. Für die Realisierung einer branchenspezifischen Lösung werden zunächst zielgruppenspezifische Anforderungen ermittelt, um auf dieser Basis Wissenslösungen zusammenzustellen und anzupassen. Dem Verbund gehören an: Fraunhofer IPA, Karl Storz GmbH & Co. KG, Hettich GmbH & Co. KG, Aries AT GmbH und des Industrieverbandes SPECTARIS e. V.

Das Projektvorhaben erfolgt in zwei Schritten: Zum einen werden die branchen- und unternehmensspezifischen Anforderungen an das Wissensmanagement unter Verwendung von Qualitätsmanagement-Methoden (z. B. Prozessanalysen, Interviews, Kompetenzanalysen, EDV-Infrastrukturanalyse, Quality Function Deployment (QFD) systematisch aufgenommen. Zum anderen werden die Wissensinhalte für die Medizintechnikbranche als Basis für ein erfolgreiches Wissensnetz strukturiert. Deshalb wird in einem ersten Schritt partnerübergreifend ein branchenspezifisches Wissensnetz erarbeitet, das im jeweiligen Partnerunternehmen verfeinert wird. Auf Grundlage der Analyse und der Spezifizierung branchen- und unternehmensspezifischer Wissensprobleme werden dann bereits erprobte Methoden des Wissensmanagements ausgewählt und an die jeweilige Problemstellung sowie die unternehmensspezifischen Randbedingungen adaptiert.

Flankierend zur angestrebten Realisierung von Best-Practice-Beispielen für die Medizintechnikbranche sollen systematische Aufarbeitungen und Veröffentlichungen durchgeführt werden. Dadurch soll eine breite und branchenübergreifende Nutzung der erreichten Ergebnisse sichergestellt sowie Signalwirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen bewirkt werden. Das Verbundvorhaben „Wiki-Med“ will neben branchenspezifischen Lösungen zur standardisierten Wissens- und Informationsstrukturierung die Integration der Wissensprozesse in die Arbeitsprozesse realisieren. Damit können Unternehmen erheblich verkürzte Zeiten bei Informationsrecherchen und auch durch E-Learning geringe Zeiten für Qualifizierungen von Anwendern als Nutzenpotenziale des Wissensmanagements realisieren. Darüber hinaus ist eine verbesserte Nutzung von Service- und Kundenwissen auch beim Lieferantenmanagement angestrebt.

Im Vorhaben werden bereits zu einem frühen Zeitpunkt Anwendungs- bzw. Modelllösungen zur Demonstration und zum Transfer innovativer Methoden und Verfahren des Wissensmanagement in mittelständischen Unternehmen umgesetzt. Durch die Aufnahme typischer branchenspezifischer Anforderungen sollen bestehende Methoden und Instrumente an den Anwendungsfall der Medizintechnikbranche mit dem Ziel angepasst und umgesetzt werden, Referenzmodelle und Best-Practice-Anwendungen zu schaffen, die auch auf andere Branchen Signalwirkung haben. Die Darstellung und der Transfer innovativer Methoden und Verfahren des Wissensmanagements stehen dabei im Mittelpunkt, wobei über den Transfer eine große Anzahl von Unternehmen – auch anderer Branchen – erreicht werden soll. Dazu soll auf Erfahrungen aus anderen Anwendungsfeldern und Branchen zurückgegriffen werden.

Mit der Verknüpfung technologischer, organisatorischer und prozessorientierter Aspekte unterstützt „Wiki-Med“ die Forderung nach der Entwicklung und Erprobung innovativer Informations- und Kommunikationstechnologien, um die Wettbewerbs- und Wachstumsfähigkeit zentraler Wirtschaftsbranchen zu unterstützen. Dabei stehen kmU im Mittelpunkt. „Wiki-Med“ verfolgt durch die Ausrichtung der Methoden und Instrumente des Wissensmanagements an den Geschäftsprozessen der Unternehmen außerdem die Zielsetzung, konkrete Verbesserungen in den Betriebsabläufen zu erzielen. Dies erstreckt sich beispielsweise auf die Verbesserung der Prozesse zwischen Kundenservice und FuE sowie die Einbindung von Lieferanten-Know-how. Insbesondere die Erfassung und Einbindung von kundenseitigem Wissen ist einer der Schwerpunkte, mit dem verschiedene Aspekte der Wertschöpfungskette betrachtet werden sollen.

Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Dipl.-Tech-Paed. Michael Opitz
Telefon: +49(0)711/970-1922, E-Mail: opitz@ipa.fraunhofer.de
Dipl.-Ing. Stefan Berger
Telefon: +49(0)711/970-1821, E-Mail: stefan.berger@ipa.fraunhofer.de

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Hubert Grosser idw

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