Vom Plus zum Muss – Chancen-Risiken-Muster bei der Internationalisierung deutscher IT-Dienstleister

Nicht nur große, international erfahrene deutsche IT-Dienstleister, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen auf diesem Gebiet brauchen heute die Fähigkeit, Produkte und Leistungen international zu erstellen und zu verkaufen. Die Internationalisierung ist in eine neue Phase getreten – sie ist nicht mehr eine mögliche strategische Option („Plus“), sondern das tägliche Brot der Unternehmen („Muss“). Doch wo die Chancen und Risiken liegen und wie die Herausforderung zu meistern ist, unterscheidet sich nach Unternehmensgröße und internationaler Erfahrung. Dies sind Ergebnisse einer ersten empirischen Bestandsaufnahme, die das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Export IT“ im Rahmen eines Expertenforums vorstellt. Beteiligt sind T-Systems, SAP, IDS Scheer, Software AG und INOSOFT sowie das ISF München als sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut.


In dem groß angelegten Projekt „Export IT – Erfolgsfaktoren der Internationalisierung und der Exportfähigkeit von IT-Dienstleistungen“ arbeiten Sozialwissenschaftler, IT-Unternehmen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften zusammen. Die Projektidee besteht darin, nachhaltige Internationalisierungsstrategien zu entwickeln. Dazu werden die Erfahrungen der IT-Unternehmen gesammelt, analysiert und auf Übertragbarkeit geprüft, um schließlich best-practice-Beispiele herauszuarbeiten und zu kommunizieren. Ein erstes Expertenforum des Projekts findet am 5. April 2006 statt; Gastgeber dieses Treffens ist T-Systems. Das Unternehmen liefert Inputs aus der eigenen Praxis, nämlich zur Internationalisierungsstrategie und zum Management internationaler Projekte bei T-Systems. Das ISF München stellt erste Forschungergebnisse vor, die dann in parallelen Foren von Unternehmens- und Arbeitnehmervertretern diskutiert werden.

Ein zentrales Ergebnis: Dass die Internationalisierung zum Muss geworden ist, gilt für alle Unternehmensgruppen in der IT-Branche gleichermaßen. Doch die Ausgangssituation der Unternehmen ist recht unterschiedlich, und das wirkt sich auf die Chancen und Risiken ebenso aus wie auf die Handlungsspielräume und strategischen Optionen. Wenn man „Erfolgsrezepte“ entwickeln und auf ihre Übertragbarkeit prüfen will, muss man diese Chancen-Risiken-Muster unterscheiden.

Das Projektteam des ISF München unter Leitung von Dr. Andreas Boes konnte drei solcher Muster identifizieren und in Szenarien systematisieren:

Große Unternehmen mit reichhaltiger internationaler Erfahrung und entwickelten globalen Strukturen können auf eine „Erfolgsstory Internationalisierung“ zurückblicken. Doch in der neuen Phase des verschärften internationalen Wettbewerbs stehen sie vor neuen Herausforderungen: Insbesondere müssen sie globale Kooperationsformen weiterentwickeln und vertiefen, ohne die Motivation der qualifizierten Mitarbeiter, ihrer wichtigsten Ressource, zu gefährden.

Unternehmen, bei denen das internationale Engagement bisher nicht im Mittelpunkt stand, sind mit „Internationalisierung unter Druck“ konfrontiert. Mehr als andere müssen sie in sehr kurzer Zeit widersprüchliche Anforderungen bewältigen. Sie benötigen strategische Lösungen, die den verschärften Kostendruck des internationalen Wettbewerbs abfedern und gleichzeitig die produktive Basis für eine beschleunigte Internationalisierung schaffen und ausbauen.

Kleinere Unternehmen sehen sich zunehmend dem Problem einer „gefährdeten Autonomie“ ausgesetzt. Auf ihren heimischen Märkten wächst der internationale Konkurrenzdruck, aufgrund ihrer Größennachteile ist es für sie aber auch schwieriger, die Chancen internationaler Märkte zu nutzen. Dem Kapitalmangel abzuhelfen, internationale Kooperationsbeziehungen ohne Bedrohung der Eigenständigkeit zu etablieren, Alleinstellungsmerkmale zu schaffen und die Chancen von Nischenstrategien auszuloten sind für sie besonders wichtige Themen.

Das Projekt wird vom BMBF innerhalb der Förderinitiative „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ gefördert und vom Projektträger DLR-Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen, Abteilung „Innovative Dienstleistungen“ betreut.

Eine Besonderheit des Projekts ist der ganzheitliche Zugriff. Wirtschaftsunternehmen unterschiedlicher Größe (von SAP und T-Systems bis zum 50-Mitarbeiter-Unternehmen INOSOFT), Arbeitnehmervertreter, Wirtschaftsverbände (VDMA, ZVEI) und Gewerkschaften (IG Metall, ver.di) , Sozialforscher (ISF München) und Berater (Input Consulting) bringen ihre Expertise, ihre Erfahrungen und Sichtweisen ein. Dahinter steht die Überzeugung, dass nur so Strategien entwickelt werden können, die von allen mitgetragen werden – und genau das gehört zu den wichtigsten Ressourcen gelungener Internationalisierung.

T-Systems ist einer der führenden Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnik in Europa. Im Konzern Deutsche Telekom betreut das Unternehmen seit 1. Januar 2005 das Segment der Geschäftskunden. T-Systems optimiert für seine Kunden die Prozesse, senkt die Kosten und gibt seinen Kunden so zusätzliche Flexibilität in ihrem Kerngeschäft. Dabei setzt es gezielt Branchen-Know-how und modernste Technologie ein. Die Leistungen von T-Systems umfassen die komplette Wertschöpfungstiefe der Informations- und Kommunikationstechnik – von ICT-Infrastruktur über ICT-Lösungen bis hin zur Übernahme ganzer Geschäftsprozesse (Business Process Management ).

Das ISF München ist ein unabhängiges, seit 1965 bestehendes Sozialforschungsinstitut mit gut 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und spielt eine führende Rolle auf den Gebieten der Arbeits- und Industriesoziologie. Verantwortlich für das Projekt sind die Sozialwissenschaftler Dr. Andreas Boes, Dr. Eckhard Heidling und Birgit Knoblach.

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung können Sie jederzeit an Frank Seiß, Pressestelle des ISF München stellen. Kontaktdaten: Tel. 089/272921-78, frank.seiss@isf-muenchen.de

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Frank Seiß idw

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