BRICKS – dezentralisiertes Netzwerk fuer den integrierten Zugriff auf digitale Kulturgueter in Europa

Flaechenbrand in Bibliotheksnetzwerken verhindern Fraunhofer IPSI entwickelt Peer-to-Peer-Infrastruktur Statusbericht bei der EVA 2005 (Electronic Imaging, the Visual Arts & Beyond) am 19. November in Moskau

Die Bewahrung nationalen und internationalen Kulturbesitzes wird durch die Digitalisierung von Werken und Werksverzeichnissen nicht automatisch sicherer. Was mit dem verheerenden Grossbrand in der (konventionellen) Anna-Amalia- Bibliothek in Weimar im Herbst 2004 eine punktuelle Katastrophe war, koennte bei falsch konzipierter digitaler Archivierung zum Flaechenbrand werden.

Damit sich solche Katastrophen in der digitalen Welt nicht ereignen, hat die EU im Januar 2004 das Projekt „BRICKS“ gestartet: „Building Ressources for Integrated Cultural Knowledge Services“. Digitaler Kulturbesitz, gleich ob urspruenglich analog entstanden oder von vornherein digital konzipiert, soll in einem oeffentlichen Netzwerk vereint werden. Zwar laesst sich nicht grundsaetzlich verhindern, dass ein Rechner mit digitalen Informationen verbrennt oder auf andere Weise ausfaellt. Was aber verhindert werden kann, ist der Flaechenbrand. Ein Zwischenfall soll nicht die gesamte Infrastruktur beeinflussen und damit den Zugriff auf andere Bibliotheken oder auch Kopien der ausgefallenen Bibliothek beeintraechtigen. Deutscher Projektteilnehmer bei BRICKS ist das Fraunhofer-Institut fuer Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI.

Fraunhofer IPSI entwickelt Infrastruktur

Das Darmstaedter Institut uebernimmt den technischen Aufbau von BRICKS und stellt so die Infrastruktur bereit. Eine Kernaufgabe ist es, eine dezentralisierte Datenbank zur Speicherung von Metainformationen und Verwaltungsdaten, die in herkoemmlichen System zentral abgelegt wuerden, zu entwickeln. Metainformationen sind Informationen ueber die enthaltenen Informationsangebote. „Dezentralisierte Datenbanken sind verteilten Datenbanken zwar aehnlich, sie verfuegen allerdings ueber keine zentrale Koordination. Dennoch muessen sie hochskalierbar und sehr zuverlaessig sein.“, so Thomas Risse, Leiter der Abteilung Intelligente Informations-Umgebungen (i-Info) beim IPSI.

Digitale Archive in dezentralisierten Datenbanken

Ueber den Projektstand von BRICKS informieren die Projektpartner bei der Moskauer Konferenz EVA 2005 (Electronic Imaging, the Visual Arts & Beyond) am 19. November in einem Workshop ( http://www.brickscommunity.org/bkfevents_index ).

Risse und sein Mitarbeiter Predrag Knezevic planen einen Ueberblick ueber die bisherige Umsetzung des Projekts und entwerfen Szenarien zur moeglichen Nutzung eines digitalen Archivs. Zum Abschluss des Projekts soll jeder Anwender verschiedene Wissensquellen integriert abfragen koennen, beispielsweise zur Erfassung aller franzoesischen Werke der Renaissance in europaeischen Museen. Ein weiteres Szenario besteht darin, die Geschichte historischer Dokumente nachzuvollziehen. Derzeit sind solche und aehnliche Recherchen lediglich durch die gezielte Abfrage von einzelnen Archiven oder Suchmaschinen moeglich.

Die Infrastruktur, die das Fraunhofer IPSI dazu entwickelt, baut auf dem Internet auf. Man verzichtet fuer das BRICKS- Netzwerk auf einen zentralen Server, der bei einem Brand ebenso zerstoert werden koennte, wie jede „normale“ Bibliothek. Stattdessen erfolgt die Vernetzung „peer-to- peer“, d.h. jedes Mitglied des Netzwerkes stellt einen gleichberechtigten Knotenpunkt dar. Vorgabe ist es, alle Kosten niedrig zu halten, damit BRICKS fuer die spaeteren Anwender finanzierbar bleibt. Darueber hinaus soll die Teilnahme flexibel sein. Gleichzeitig koennen Anbieter kultureller oder anderer Gueter die Datenbank zur Veroeffentlichung ihres Angebots nutzen.

„Was wir letztlich bereitstellen, ist ein verteiltes, extrem zuverlaessiges und kostenguenstiges Bibliotheksnetzwerk, das den Zugriff auf alle digitalen Bibliotheken, Museen und vergleichbare Institutionen garantiert, solange sie online sind“, erlaeutert Risse. „Gleichzeitig versteckt BRICKS gegenueber dem Benutzer die Heterogenitaet der Informationsquellen und erleichtert so den Umgang mit den Inhalten.“

Das Projekt zur Sicherung und Erweiterung des europaeischen Kulturbesitzes, BRICKS, war Gewinner bei der Auswahl zwischen Projektantraegen fuer das „European Sixth Framework Programme“. BRICKS wird von der EU als wichtigstes und innovativstes Projekt im Kultursektor eingestuft.

Fraunhofer-Institut fuer Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI Dolivostrasse 15
64293 Darmstadt
Pressekontakt:
Dipl.-Volkswirt Michael Kip
Telefon +49 (0) 61 51/8 69-60152
Telefax +49 (0) 61 51/8 69-968
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