Grüne Elektronik in Handys

Ein Handy besteht vorwiegend aus Kunststoffen (links, in Gewichts-%). Wird es nach dem toxischen Potenzial (TPI) der Toolbox bewertet, dominieren hingegen Schwermetalle, ihre Legierungen und Verbindungen.© Fraunhofer IZM


Der Markt für Mobiltelefone boomt. Elektronikschrott wird zu einem drängenden Problem. Mit einer Toolbox lassen sich schnell und einfach die Inhaltsstoffe elektronischer Geräte bewerten, damit der Ressourcenverbrauch sinkt und die Umweltverträglichkeit steigt.

Mehr als eine Milliarde Mobiltelefone werden voraussichtlich Ende des kommenden Jahres weltweit eingesetzt. Angesichts der wachsenden Berge aus Elektronikschrott ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es Pflicht wird, gebrauchte Elektronikgeräte zurückzunehmen. Viele Hersteller analysieren bereits jetzt die Lebensdauer ihrer Geräte und versuchen, sie vor Produktionsbeginn umweltverträglicher zu gestalten. Ein besonders einfaches und schnelles Verfahren, um mit möglichst wenig bedenklichen Inhaltsstoffen auszukommen und den gesamten Prozess zu optimieren, bietet die EE-Toolbox des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin.

»EE« steht für »Environmental Engineering« – umweltverträgliches Konstruieren. Dies beginnt damit, Art und Menge der verwendeten Substanzen zu erfassen. Ein Handy besteht zu mehr als der Hälfte seines Gewichts aus verschiedenen Kunststoffen. Bei den Metallen führt Kupfer – andere Bestandteile wie Nickel, Blei oder Silber liegen im Bereich von einem Prozent oder darunter. Werden die Inhaltsstoffe in der ersten Stufe der Toolbox danach bewertet, wie toxisch sie für Mensch und Umwelt sind, so bietet sich ein anderes Bild. Den größten Anteil bilden die Schwermetalle – Kunststoffe können fast vernachlässigt werden.

Die Metalle lassen sich nicht ohne weiteres durch harmlosere Legierungen ersetzen, doch können die Hersteller die Probleme in der Planung der Produkte bereits früher erkennen und berücksichtigen. Deutlich wird auch, welche Recyclingverfahren besonders wichtig sind und daher verstärkt ausgebaut werden sollten. Der weltweit größte Hersteller von Mobiltelefonen Nokia hat eine Studie mit der Toolbox des IZM durchgeführt und optimiert mit den Erkenntnissen Design und Produktion seiner Geräte.

»Nach dem toxischen Potential der Inhaltsstoffe wenden wir weitere Stufen unserer Toolbox in der Praxis an«, betont Hansjörg Griese vom Fraunhofer-Institut. »Wir erfassen, wieviel Energie bei der Produktion der Rohstoffe und der Geräte aufgewendet wird. Ebenso bedeutsam ist der Energieverbrauch der Geräte selbst, sowie eine Umweltanalyse der verschiedenen Recyclingschritte und der dabei anfallenden Kosten.« So entsteht ein umfassendes Bild vom Lebenszyklus elektronischer Geräte – als Voraussetzung dafür, dass sie grüner werden.

Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Hansjörg Griese
Telefon: 0 30/4 64 03-1 30
Fax: 0 30/4 64 03-1 31 
griese@izm.fhg.de

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Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

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