Wasser für Beijing mit Ilmenauer Systemtechnik

Ob Wasser- und Energiemanagementsysteme oder der Tauchroboter „Seebär“ – die Systemtechniker der TU Ilmenau und des Fraunhofer AST Ilmenau haben mit ihren Forschungsergebnissen schon oft von sich reden gemacht. Mit dem deutsch-chinesischen Großprojekt „Management- und Entscheidungshilfesystem zur Verteilung der Wasserressourcen in der Region Peking“ stellen sie sich jetzt Herausforderungen von ganz neuer Dimension.

Gemeinsam mit dem Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB Karlsruhe, dem Fraunhofer Representative Office Beijing (Peking) und der Beijing Water Authority (BWA) haben die Ilmenauer Wissenschaftler um Professor Jürgen Wernstedt die gewaltige Aufgabe übernommen, die Wasserversorgung im Großraum Peking zu sichern. Das Forschungsvorhaben wird vom BMBF und dem chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie mit insgesamt acht Millionen Euro gefördert.

Ein derart komplexes Vorhaben wurde von den Wissenschaftlern aus Ilmenau bisher noch nicht bearbeitet. Professor Jürgen Wernstedt: „Das Projekt verbindet erstmals die umfassenden Erfahrungen der chinesischen Partner bei der Bewirtschaftung extrem großer Wasserversorgungsgebiete mit den Kompetenzen der Ilmenauer und Karlsruher Ingenieure und Wissenschaftler bei der Entwicklung von Computersimulationen und Entscheidungshilfesystemen für hydrologische Systeme sowie für Wasserversorgungs- und Wasserentsorgungssysteme. Wir sind stolz darauf, an diesem bedeutendem bilateralen Forschungsvorhaben mitwirken zu können.“

Projektziel ist die Entwicklung eines Entscheidungshilfesystems für die optimale Versorgung der im Großraum Peking lebenden rund 16 Millionen Menschen sowie der hier ansässigen Industrie und Landwirtschaft. Insgesamt werden in Peking jährlich mehrere Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt. Mit welchen Größenordnungen es die Forscher dabei zutun haben, erläutert Gruppenleiter Dr. Thomas Rauschenbach: „Das Versorgungsgebiet umfasst mit 16.000 Quadratkilometern etwa die Fläche Thüringens, dies jedoch mit der achtfachen Einwohnerzahl und außerdem zahlreichen Talsperren, Flüssen, Kanälen, Rohrleitungssystemen, Oberflächen- und Grundwasserwerken sowie leistungsstarken Pumpstationen. Hinzu kommen besondere topografische und klimatische Bedingungen mit langen Trockenzeiten auf der einen und Hochwassergefahren auf der anderen Seite sowie einer bis an die Grenzen ausgeschöpften Wasservorhaltung. Unsere Aufgabe ist es, durch Planung, Simulation und Kalkulation ein Wasserkreislauf-System aufzubauen, das – schritthaltend mit der Bevölkerungsentwicklung – den Bedarf an Wasser langfristig deckt.“

Die Vorbereitungszeit für das Großprojekt betrug fast drei Jahre. In dieser Zeit fanden zahlreiche gegenseitige Besuche in China und Deutschland statt. Nachdem Ende Februar der Projektstart erfolgte, richten die Forscher ihr Augenmerk nun besonders auf Meilensteine wie die Sicherung der Wasserversorgung zu den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking. Ein weiteres Etappenziel soll bis 2010 mit der Einbindung eines großen Kanals in das Wasserversorgungssystem von Peking erreicht werden. Dabei ist Wasser des Yangtse über eine Entfernung von mehr als 1000 Kilometern zuzuleiten. Darüber hinaus stehen Projekte für eine gezielte Abwasseraufbereitung für die Landwirtschaft und eine natürliche Reinigung des Abwassers auf dem Plan.

Das Ilmenauer Projektteam:
Prof. Jürgen Wernstedt (Leiter des Fachgebietes Systemanalyse der TU Ilmenau und des Fraunhofer AST Ilmenau)
Dr. Thomas Rauschenbach (Gruppenleiter Fraunhofer AST)
Dr. Torsten Pfützenreuter (Projektbearbeiter Fraunhofer AST)
Dipl.-Ing. Hartmut Linke (Projektbearbeiter Fraunhofer AST)
Dr. Divas Karimanzira (Projektbearbeiter TU Ilmenau)

TU Ilmenau
Fachgebiet Systemanalyse
Prof. Jürgen Wernstedt
Tel. 03677 69-2814/ – 69-2815
e-mail: juergen.wernstedt@tu-ilmenau.de

Anwendungszentrum Systemtechnik des Fraunhofer-Instituts für Informations- und Datenverarbeitung IITB Karlsruhe
Am Vogelherd 50
98693 Ilmenau
Prof. Jürgen Wernstedt
Tel. 03677 461-0
e-mail: wst@ast.iitb.fhg.de

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Wilfried Nax M.A. idw

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