Superschnelle Texteingabe für behinderte Menschen

Behinderte Menschen können mit einem an der Technischen Universität Wien entwickelten Textvorhersageprogramm in Windeseile und ganz einfach Texte in den Computer eingeben.


Die Geschwindigkeit von Emus haben die Wissenschafter an der Technischen Universität Wien vor Augen gehabt, als sie das gleichnamige Programm zur superschnellen Texteingabe für behinderte Menschen entwickelt haben. Die Schnelligkeit bei der Texteingabe wird durch die Vorhersage von Worten oder Wortgruppen ermöglicht. EMU ist im Vergleich zu herkömmlichen Textvorhersageprogrammen wesentlich innovativer und extrem einfach zu bedienen.

EMU ist besonders einfach zu installieren, auch behinderte Personen können mit Hilfsmitteln wie Screenreader oder Spezialtastaturen die Installation selbst durchführen. Was EMU so vorhersagestark macht, ist die Berücksichtigung der Grammatik bei der Textvorhersage und die Möglichkeit, zusammengesetzte Hauptwörter vorzuschlagen. Im Vergleich zu bisherigen Textvorhersagesystemen für behinderte Menschen lassen sich mit EMU Texte auch dann vorhersagen, wenn der Anwender die Eingabemarke mit Hilfe von Maus oder Cursor verschiebt. Selbst ein bereits vorhandener Text in einem Fenster wird vom Programm automatisch erkannt und für die Vorhersage verwendet.

Ein Blick in das „Innenleben“ von EMU zeigt dessen Leistungsfähigkeit: Ein generischer Algorithmus – also ein Algorithmus, der sprachunabhängig ist und nur die Daten die verschiedenen Sprachen unterscheiden – stellt sicher, dass das Programm mit vielen Sprachen (z. B. Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Schwedisch, ?) zusammenpasst. Voraussetzung dafür ist nur, dass die entsprechenden Wörterbücher und Sprachbeschreibungen pro Sprache generiert werden müssen. EMU arbeitet mit nahezu allen Programmen auf einem Computer zusammen, da die von EMU generierten Zeichen von Tastatureingaben nicht unterscheidbar sind.

Personen, die mit EMU arbeiten, steht ein allgemeines Wörterbuch mit ca. 170.000 Einträgen (Deutsch) zur Verfügung. Darüber hinaus können ganz individuell beliebig viele Wörterbücher selbst erstellt werden. Die Erstellung von individuellen Wörterbüchern ist für den Anwender sehr einfach: Bereits bestehende Texte werden ausgewählt und EMU erstellt daraus individuelle Wörterbücher ohne weiteres Zutun des Anwenders. Während des Schreibens mit EMU werden die individuellen Wörterbücher ständig an das Schreibverhalten angepasst und neue Worte werden automatisch hinzugefügt. Die Anzeige der Wortvorschläge kann individuell eingestellt werden, Töne und künstliche Sprachausgabe unterstützen den Anwender zusätzlich.

Christian Beck und Gottfried Seisenbacher, Wissenschafter des TU Wien-Institutes „integriert studieren“ und Mitentwickler von EMU, freuen sich über die breite Akzeptanz, die EMU sowohl von behinderten Menschen als auch bei der Wirtschaft genießt. Vertrieben wird EMU nämlich im deutschsprachigen Raum bereits über den Reha-Fachhandel wie z.B. den Firmen rehavista, lifetool und Mechatron. Damit wird das Engagement des Institutes im Bereich der Unterstützung behinderter und älterer Personen einmal mehr der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Einen ersten Eindruck von EMU bietet die Internetseite http://www.is.tuwien.ac.at/emu, auf der Screenshots, allgemeine Erklärungen und eine animierte Demonstration des unterstützten Schreibvorganges zu sehen sind. Zur einfachen Verständlichkeit, wie EMU funktioniert, wurde auch eine nur zeitlich beschränkte aber sonst voll funktionsfähige Demo-Version auf der EMU Internetseite http://www.is.tuwien.ac.at/emu zur Verfügung gestellt.

Rückfragehinweis:
Dipl.-Ing. Christian Beck
Institut „integriert studieren“ (is-TU), TU Wien
fortec – Research Group on Rehabilitation Technology
Favoritenstraße 11/029, A-1040 Wien
T: +43-1-58801-42914
F: +43-1-58801-42999
E-Mail: emu@fortec.tuwien.ac.at

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Mag. Karin Peter idw

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