Von der Garagenzufahrt auf die Datenautobahn

Vier Tage lang war Nürnberg Nabel der Welt – zumindest was die Forschung und Entwicklung rund um Polymere Optische Fasern (POF) betrifft. Von Montag, 27., bis Donnerstag, 30. September, tagte die 13. POF-Conference, die international bedeutendste Veranstaltung ihrer Art, im Messezentrum der Frankenmetropole und präsentierte hier die neuesten Ergebnisse und Entwicklungen auf dem zukunftsweisenden Gebiet der optischen Fasern.


Die Weltelite der POF-Forscher und 33 führende Hersteller waren in die Noris gekommen. Rund 200 Kongressteilnehmer aus aller Welt, unter anderem „POF-Papst“ Prof. Yasuhiro Koike von der Keio-Universität Japan, erörterten vier Tage lang die neuesten Entwicklungen und Chancen der Hochtechnologie. Parallel zur internationalen „POF“ und zur zeitgleich stattfindenden nationalen Konferenz „Net&Home“ war auch eine Fachausstellung im CCN West des Messegeländes organisiert worden, die Anwendungsmöglichkeiten von Polymerfasern in Haus und Wohnung oder im Automobil zeigte.

„Wichtig für den Tagungs- und Wissenschaftsstandort“

Nach Franken geholt hatten das bedeutende wissenschaftliche Event Prof. Dr. Hans Poisel und Prof. Dr. Olaf Ziemann vom Anwendungszentrum für Polymere Optische Fasern (POF-AC) der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule. Nürnberg befindet sich damit in bester Gesellschaft mit Weltmetropolen wie Amsterdam, Paris, Tokio, Yokohama oder Boston, wo die POF-Conference in den Vorjahren Station gemacht hatte. Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck lobte das Engagement der Organisatoren und unterstrich die Bedeutung für den Tagungs- und Wissenschaftsstandort Nürnberg. Innerhalb der High-Tech-Offensive Bayern war das POF-AC im Jahr 2001 an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule als hauseigenes Institut gegründet worden und liefert seitdem wichtige Beiträge und Entwicklungen für Wege der Datenübertragung von morgen.

Was sind POF?

Polymere Optische Fasern sind Lichtwellenleiter aus hochtransparentem Kunststoff. Sie sind in der Lage, Licht zu führen, genau so, wie es metallische Kabel mit elektrischem Strom tun. Gegenüber Glasfaser- oder Kupferleitungen haben sie viele Vorteile und sind gerade dabei, sich den Weg in die alltägliche Nutzung zu bahnen. Führende Automobilhersteller, allen voran BMW und Mercedes Benz, verbauen POF bereits heute in ihren aktuellen Modellen und machen sich dabei die einfache Verwendbarkeit und Unanfälligkeit vor äußeren Störeinflüssen in sensiblen Schaltkreisen zu Nutze.

Zukünftig sollen POF aber in Heim und Haus zunehmend Verwendung finden. So können auf schnellstem Weg Datenmengen bis zu einem Gigabit pro Sekunde transportiert werden, was in etwa 500 digitalen Fernsehkanälen entspricht. Die leichte Installierbarkeit, die schnelle Verkabelung mit Steckern sowie die Flexibilität und Biegsamkeit sind weitere überzeugende Argumente. Mit POF wird es möglich, Strom und Daten in einer Leitung zu kombinieren, was weniger unterschiedliche Steckdosen mit sich bringt. „Ein großer Markt erschließt sich bei Neubauten, vor allem aber auch bei der Sanierung von alten Gebäuden und Wohnräumen“, erläutert Dr. Karl-Werner Jäger, Professor an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule und als VDE/VDI-Vertreter diesmal für „Net&Home“ verantwortlich.

Daten flitzen durch die Räume

Pünktlich zur Tagung war in der Nürnberger Südstadt auch die erste POF-Musterwohnung fertig eingerichtet worden, in der Hersteller, wie etwa Infineon, Mitsubishi, Hamamatsu oder Leoni, die Übertragung von Strom, Satelliten-, Ton- oder Bildsignalen demonstrieren. Wochenlang haben die Mitarbeiter des POF-AC unter Projektleitung von Prof. Dr. Olaf Ziemann ein Wohnzimmer, ein Arbeits- und zwei Kinderzimmer eingerichtet, in denen die intelligenten Fasern zwar gut versteckt sind, aber wirkungsvoll und mit Höchstgeschwindigkeit ihre Arbeit verrichten.

Prof. Hans Poisel, Leiter des Anwendungszentrums für Polymere Optische Fasern, verglich die Bedeutung der POF mit der Garagenauffahrt des heimischen Gartens: „Die Datenautobahn ist in Form von Glasfaserkabeln quasi sechsspurig und für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Um aber auf sie zu gelangen, braucht es Zubringer und Auffahrten“, erläuterte er. Diese Rolle falle den Polymerfasern zu, die auf Grund ihrer einfachen Verwendung von jedermann leicht zu installieren seien und genügend große Volumina vom globalen „Daten-Highway“ zur heimischen „Garage“ (sprich Heimanwendung) transportieren könnten.

Media Contact

Marc Briele idw

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