Mit Sicherheit zufällig – Zahlengenerator für Lotto Hessen

Der Zahlengenerator für das neue Glücksspiel Keno wurde am Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST entwickelt <br>© Lotto Hessen

Wöchentlich verfolgen drei bis fünf Millionen Fernsehzuschauer gespannt die Ziehung der Lottozahlen. Ab dem 2. Februar 2004 können Glücksspieler in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland Keno tippen, ein neues Spiel von Lotto Hessen. Kernstück ist ein Computer des Berliner Fraunhofer-Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST, der zuverlässig und sicher Zufallszahlen generiert.

„Für die Ziehung der Keno-Zahlen haben wir einen Rechner entwick-elt, der fehlertolerant und ausfallsicher ist“, sagt Dr. Sergio Montenegro vom Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST. Der Zahlengenerator steht in der Zentrale von Lotto Hessen in Wiesbaden. Das Glücksspiel Keno wird weltweit in unterschiedlichen Varianten gespielt und startet nun in einigen Bundesländern Deutschlands. Es hat seinen Ursprung in China. Dort wurde das „weiße Taubenspiel“ mit den ersten 120 Symbolen eines Gedichtes gespielt. Heute dagegen werden die Zahlen mit dem Computer erzeugt.

Am 2. Februar um 18.59 Uhr ist es soweit: Die erste Ziehung wird vom Hessischen Rundfunk live übertragen. Der Ziehungsleiter drückt auf den Knopf und fordert den Zufall heraus. Aus Zahlen von 1 bis 70 ermittelt der Rechner nacheinander eine Reihe von 20 Gewinnzahlen sowie eine fünfstellige Gewinnzahl für die Zusatzlotterie „plus 5“. „Das Ziehungsgerät arbeitet völlig autonom und hat keine einzige Kabelverbindung nach außen. Die Daten werden dann per Infrarot an einen weiteren Rechner übertragen und dort für die Zuschauer in bunte 3-D-Grafiken auf dem Bildschirm umgesetzt. Wir sind mit dem Hessischen Rundfunk, Studio Frankfurt verbunden“, erklärt Hardy N. Eilenz, Abteilungsleiter EDV der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH in Hessen den Ablauf. „Erstmals generieren wir Gewinnzahlen mit Hilfe eines Computers. Mit dem neuen Glücksspiel möchten wir auch jüngere Zielgruppen ansprechen.“ Der Gewinn richtet sich nach der Höhe des Einsatzes: Mindestens einen Euro kostet der Einsatz für das Glücksspiel, der Höchstgewinn beträgt eine Million Euro.

Die Zuschauer können die Ziehung von Montag bis Samstag im Fernsehen verfolgen: bunte Zahlen wirbeln auf dem Monitor und reihen sich schließlich aneinander. Es steht jedoch weit mehr im Übertragungsstudio der Wiesbadener Lotto-Gesellschaft. Das Keno-System besteht aus einem Parallelrechner mit zwei Prozessoren und Displays, zwei Visualisierungscomputern, zwei Solarpanels für die unabhängige Stromversorgung und einem Schaltpult für den Ziehungsbeamten. Die Rechner sind in futuristisch gestalteten blauen Pyramiden geschützt untergebracht. „Um zu gewährleisten, dass die Ziehung der Zahlen auch wirklich dem Zufall überlassen bleibt, wurde der Rechner als Kombination aus zwei Generatoren realisiert“, erklärt Montenegro. „Einer von beiden, der Pseudo-Random-Generator, besteht aus einer Software, die einen Algorithmus generiert. Dieser Algorithmus behandelt alle Möglichkeiten Zahlen zu kombinieren gleich. Der zweite Generator erzeugt mit Hilfe eines Transistors Hardware-Rauschen. Dies wird verstärkt und digitalisiert, um so zusätzlich unvorhersehbare Daten zu erhalten. Beide Generatoren gemeinsam sorgen für ein Zahlenergebnis nach dem Zufallsprinzip. Jede Zahlenkombination hat dieselbe Chance.

Das System wurde bereits vom TÜV geprüft. Die erforderliche Fehlertoleranz und Ausfallsicherheit erhält das Keno-System durch zwei voneinander unabhängige Rechner. Nach dem Startsignal läuft alles automatisch ab. Der Mastergenerator ermittelt zunächst die Gewinnzahlen und gibt diese an den Partnerrechner weiter. Beide Computer sind von außen nicht mehr beeinflussbar. Sobald das Signal zum Start der Fernsehübertragung gegeben ist, übermitteln zur Sicherheit beide Rechner dieselben Zahlen per Infrarot an die Visualisierungseinheiten, wo sie angezeigt, digitalisiert und direkt an den Hessischen Rundfunk und so zu den Zuschauern gesendet werden. Fällt einer der beiden Rechner des Keno-Systems aufgrund eines Hardwarefehlers aus, übernimmt der andere die Aufgabe, ohne daß die Ziehung unterbrochen wird.

Spannung vor dem Fernseher: die Zahlen werden nacheinander angezeigt, zuerst die 20 Keno-Zahlen und anschließend die Zusatzlotterie „plus 5“. Wenn 2 bis 10 der 20 Zahlen stimmen, könnte der glückliche Gewinner noch am gleichen Tag ab 20 Uhr seinen Gewinn in der Lotto-Verkaufsstelle abholen. Höhere Summen werden per Scheck oder Überweisung ausgezahlt.

Ein Keno-Rechner ist auf dem Fraunhofer-Gemeinschaftsstand auf der CeBIT 2004 in Hannover, Halle 11 – „Future Parc“ – Stand A 241 vom 18. bis 24. März zu sehen.

Ansprechpartnerin:
Mirjam Kaplow
Telefon 0 30 / 63 92-18 08
Fax -18 05
mirjam.kaplow@first.fraunhofer.de

Fraunhofer-Institut für Rechner-architektur und Softwaretechnik FIRST
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