Druckereien: Kooperationen mit Köpfchen

„print-brain“ heißt ein neues Konzept für die verbesserte Kooperation kleiner und mittelständischer Druckereibetriebe. Über das Herzstück, den virtuellen Marktplatz, können die Mitglieder Kooperationspartner finden und Aufträge anbahnen. Der offene Testbetrieb läuft bereits.

Komplettservice und ein Ansprechpartner: Nicht nur Kunden, die umfangreiche und komplexe Aufträge zu vergeben haben, greifen gerne auf Anbieter mit einem umfassenden Leistungsspektrum zurück. Im Idealfall bekommt der Anbieter den Auftrag, den der Kunde kennt und der sich bereits bewährt hat. Im Zweifelsfall gelten jedoch auch langjährige gute Geschäftsbeziehungen wenig, wenn der Anbieter nicht alles liefern kann, was der Kunde will. Die Druckindustrie macht hier keine Ausnahme. Um ihren Kunden Rundum-Service bieten zu können, nehmen Firmen i. d. R. alle Aufträge an – auch wenn ihnen die nötige Kapazität oder das entsprechende Know-how zur Auftragsbearbeitung fehlt oder sie aufgrund ihrer Ausrüstung nicht wirtschaftlich arbeiten können. Aufträge dieser Art werden nicht selten nach außen vergeben. Bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern und der späteren Zusammenarbeit hilft „print-brain“. Die Web-basierte Software ist Teil eines Kooperationskonzepts, das das Fraunhofer IPA in enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern innerhalb des EU-Forschungsprojekts SCOOP (IST-2000-25200) entwickelt hat. Weitere wichtige Bestandteile des Konzepts sind feste Spielregeln für die Zusammenarbeit und für die Aufnahme neuer Teilnehmer.

Derzeit erprobt eine erste Anwendergruppe „print-brain“ kostenfrei im geförderten Pilotbetrieb. Neue Interessenten können in dieser Phase jederzeit dazu stoßen, sofern sie die Aufnahmebedingungen erfüllen. Mitte 2004 soll die Plattform ihren regulären Betrieb aufnehmen. „Ab ca. 200 Nutzern wird die Plattform sinnvoll und wirtschaftlich arbeiten können. Für die Nutzer wird dann je nach Leistungsumfang eine jährliche Gebühr zwischen 700,- und 2500,- Euro anfallen“, rechnet Benno Löffler vom Fraunhofer IPA. Die Stuttgarter Experten für Auftrags- und Prozessmanagement werden den Betrieb und die Weiterentwicklung des Dienstes sicherstellen. „www.print-brain. com“ ist kein Branchenportal. „Der virtuelle Marktplatz soll nicht als Einstieg für den Endkunden dienen, sondern Druckereien bei der Fremdvergabe von Aufträgen in einem Netzwerk unterstützen – und das von der Vorstufe bis zur Endverarbeitung“, erklärt Löffler. „print-brain“ enthält die Leistungsprofile aller Mitglieder und hilft den Betrieben, die gewohnten Geschäftsprozesse wie „Partner suchen“, „Anfrage übermitteln“, „Ausschreibung platzieren“, „Angebot übermitteln“ oder „Auftrag annehmen“ effektiv und effizient abzuwickeln.

Der „print-brain“-Marktplatz bietet zwei Möglichkeiten zur Suche nach potenziellen Partnern und zur Anbahnung von Aufträgen: die gezielte Suche und Ansprache in Frage kommender Kooperationspartner oder eine allgemeine Ausschreibung am „Schwarzen Brett“. Zugang zu diesem elektronischen „Schwarzen Brett“ haben nur Mitglieder von „print-brain“. Will der Auftraggeber direkt Kontakt mit einem potenziellen Kooperationspartner aufnehmen, kann er ihm seine Anfrage samt Liefertermin, Menge und technischer Spezifikation der Leistung sowie gegebenenfalls auch schon die Druckdaten übermitteln. Der Empfänger bietet auf Basis der Anfrage die Leistung mit einem Preis an. Diese Information ist nicht öffentlich, sondern wird von den beiden Partnern privat verhandelt.

Die beiden größten Risiken und Hindernisse bei der Zusammenarbeit von Konkurrenten sind gegenseitiges Vertrauen und Sicherheit der Kooperationspartner. Sie werden sowohl durch das Organisationskonzept als auch in der Software besonders berücksichtigt. Die Teilnehmer können ihre Erfahrungen mit Zulieferern oder Abnehmern in ein elektronisches Bewertungssystem eingeben. Pro Auftrag sind Noten von Eins bis Vier für Qualität, Termintreue, Zahlungsmoral und Gesamteindruck zu vergeben. Wer wen wie bewertet, ist für alle Teilnehmer offen einsehbar. „Das Konzept erlaubt es, Vertrauen über persönliche Erfahrung aufzubauen: Da jeder Teilnehmer einsehen kann, welcher andere Teilnehmer seinen Vertragspartnern gute oder schlechte Leistungen bescheinigt, entsteht ein gutes Bild der Leistungsfähigkeit der Kooperationspartner“, versichert Löffler. „Schwarze Schafe“ können auf diese Weise schnell erkannt und ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist ein Treuhand-Service angedacht, der ab Mitte 2004 verfügbar sein soll. Der Treuhand-Service stellt Zahlungsfähigkeit und Zahlung bei Lieferung sicher.

Die „print-brain“-Software ist als Web-Anwendung realisiert und erfordert lediglich einen Webbrowser der neueren Generation, einen E-Mail-Zugang und einen Internet-Zugang mit der Übertragungsleistung von ISDN. Weder Installation noch langwierige Schulung sind notwendig.

Weitere Informationen:

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung IPA
Dipl.-Ing. Benno Löffler (Konzept und Technik)
Telefon: +49(0)711/970-1411
E-Mail: benno.loeffler@ipa.fraunhofer.de

Anja Schlör (Organisation)
Telefon: +49(0)711/970-1080
E-Mail: anja.schloer@ipa.fraunhofer.de

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Michaela Neuner idw

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