3D-Welten für den Internet-Shop

Der Kunde kann in einem virtuellen dreidimensionalen Shop herumspazieren und die angebotenen Objekte von allen Seiten betrachten.

Mit dem neuen Multimedia-Frontend auf Basis des MPEG 4 Standards haben die Siemens-Forscher in München-Perlach im Rahmen eines EU-geförderten Projekts eine attraktive Benutzeroberfläche für das Einkaufen im Internet geschaffen. Er kann zusätzliche Informationen per Videoclip abrufen und per Videokonferenz mit dem Verkäufer direkt verhandeln. Entschließt er sich zum Kauf, stellt das Multimedia-Frontend eine Verbindung zur entsprechenden E-Commerce-Software her und wickelt den Kaufvorgang ab. Zu diesem Zweck enthält es eine Schnittstelle, die mit den gängigen E-Commerce-Systemen kommunizieren kann. Damit hat der Kunde ein „Look and Feel“, das dem Einkauf in einem natürlichen Laden sehr nahe kommt.

Der dreidimensionale E-Business-Shop nutzt die Möglichkeiten, die der MPEG 4 –Standard für die Übertragung von Multimedia-Informationen bietet. Er wurde unter wesentlicher Mitarbeit der Siemens-Forscher entwickelt und hat zum Ziel, einen umfassenden Standard für Multimedia, d.h. Audio, Video, virtuelle Realitäten sowie virtuelle Personen (so genannte Avatare), zu bieten. MPEG 4 ermöglicht es, komplexe Szenen aus einzelnen Objekten, wie zum Beispiel einer Videosequenz und künstlichen Szenen zu komponieren. Die Objekte lassen sich dabei getrennt erzeugen und aus ihrem Umfeld herausgelöst, gleichsam ausgeschnitten, wieder an anderer Stelle zusammensetzen. Sie können in einem neuen Kontext gedreht, gekippt, vergrössert, eingefärbt usw. werden. Das gilt insbesondere für Videofilme. So ist es mit MPEG 4 möglich, bei einem Video den Vordergrund, zum Beispiel eine Person, vom Hintergrund getrennt zu übertragen, völlig auf den Hintergrund zu verzichten, oder diesen sogar auszutauschen. So kann in einen virtuellen Verkaufsraum das Live-Videobild eines Verkäufers eingeblendet werden, der dann mit dem Käufer eine Live-Videokonferenz führt. Durch die Trennung vom Hintergrund kann man, ähnlich der Blue-Screen-Technik, den Verkäufer perfekt in eine virtuelle Szene hineinsetzen. Ein eingefügtes Objekt kann aber auch selbst wieder eine Videosequenz sein, die auf einem Bildschirm abläuft, der sich gerade in der Szene befindet. Alle diese Vorgänge können durch die hohe Kompression der Datenraten im MPEG 4-Standard über das Internet ablaufen. Auf diese Weise stellt der MPEG 4-Standard dem Designer von Videoszenen und Internetauftritten nahezu unendliche Variationsmöglichkeiten zur Verfügung.

Für eine vollständige E-Commerce-Anwendung reicht der MPEG 4-Standard allein aber nicht aus. Hier kommt es vielmehr darauf an, dass die gezeigten Kundeninformationen auch mit den logistischen Abläufen der E-Commerce–Software und den Enterprise Ressource Planning- (ERP) Systemen reibungslos zusammenarbeiten, somit eine Prozessintegration in bestehende Verfahrenslandschaften stattfindet . Deshalb haben die Siemens-Forscher, zusammen mit Spezialisten von Siemens Business Services für Enterprise-Application-Integration, zum einen für das Multimedia-Frontend eine Schnittstelle zu gängigen Komponenten von E-Business-Systemen (wie z.B. Websphere Commerce Suite), und zum andern als Back-end eine Prozessintegration in SAP R/3 entwickelt . Mit dem neuen Interface kann das E-Business-System MPEG 4-Anweisungen über das bewährte Internetprotokoll HTTP an das Multimedia-Frontend schicken.

Für die Prozessintegration nutzten die Entwickler SAP-Standardmechanismen und setzten sowohl synchrone (Echtzeit-Integration!) als auch asynchrone Kommunikationsszenarien ein. Somit lässt sich die Lösung hervorragend und hoch flexibel erweitern, aber auch leicht in vorhandene Electronic Data Interchange- (EDI) Szenarien einbinden. Darüber hinaus lässt sie sich jederzeitig an neue Standards anpassen und ermöglicht den offenen Austausch von Geschäftsbelegen. Durch die konsequente Nutzung von Enterprise-Application-Integration-Technologien lassen sich Customer Relationship Management (CRM)-, Call-Center- und anderen Applikationen schnell und einfach anbinden.

Das Multimedia-Frontend wurde in dem EU-Projekt „Portals of Next Generation“ (kurz SoNG) entwickelt. Es befindet sich derzeit in der Testphase und wird zusammen mit Siemens Business Services sowie der in München ansässigen Firma Bitmanagement Software GmbH bis zur Marktreife entwickelt.

Weitere Informationen:

Pressereferat Corporate Technology
Dr. Hartmut Runge
D-81730 München
Telefon: (089) 636 – 49030
Telefax: (089) 636 – 49220
E-Mail: hartmut.runge@siemens.com

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Dr. Hartmut Runge Siemens

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