Würzburger Informatiker arbeiten am Internet der Zukunft

Bundesforschungsministerium und Siemens geben 500.000 Euro

Die Struktur des zukünftigen Internet wird auch am Institut für Informatik der Uni Würzburg mitbestimmt: Am Lehrstuhl von Professor Dr. Phuoc Tran-Gia arbeiten zurzeit drei wissenschaftliche Mitarbeiter sowie studentische Hilfskräfte an der Entwicklung neuer Konzepte für so genannte Paket-vermittelte Kommunikationsnetze. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Siemens AG fördern das Projekt mit jeweils 250.000 Euro.

Die Würzburger Arbeiten sind unter dem Dach eines 19-Millionen-Euro-Großprojekts angesiedelt, das jeweils zur Hälfte vom BMBF und von Siemens finanziert wird. Die Leitung liegt beim Bereich „Information and Communication Networks“ (ICN) der Siemens AG. Insgesamt arbeiten rund 50 Wissenschaftler von Siemens und sieben deutschen Forschungsinstituten über drei Jahre hinweg an neuen Steuerungsmechanismen und deren technischer Umsetzung für das zukünftige Internet.

Die heutige Netz-Infrastruktur bietet im Wesentlichen die Möglichkeit, weltweit Internet-Seiten zu erreichen: Der Internet-Benutzer veranlasst seinen Rechner per Mausklick, Daten in kleine Pakete zu verpacken. Die Päckchen werden dann vom Arbeitsplatzrechner über mehrere Zwischenrechner (Router) zur Empfangsstation weitergereicht.

Diese bloße Erreichbarkeit alleine sei aber für ein universelles Datennetz nicht ausreichend, so der Würzburger Projektmitarbeiter Michael Menth. Schließlich werde die Übertragungskapazität eines Routers unter vielen Datenströmen aufgeteilt, die über diesen Netzknoten fließen. Beispiel: Wenn man mit der heutigen Technik zu ungünstigen Zeiten über das Internet telefonieren möchte, werden die Daten beim Transport so lange durch das Zwischenspeichern in den Routern verzögert, dass sie zu spät beim Empfänger ankommen oder wegen der Überlastung des Netzes sogar teilweise verloren gehen. Ein reibungsloses Telefonat wie im traditionellen Telefonnetz ist in der Regel nicht möglich.

Menth: „Will man multimediale, interaktive Echtzeitanwendungen wie zum Beispiel Videokonferenzen oder Telemedizin nutzen, dann braucht man eine bessere Infrastruktur.“ Diese müsste auf allen Teilstrecken vom Sender bis zum Empfänger über ausreichend Übertragungskapazität verfügen, aber das Netz auch aktiv vor Überlastung schützen.

Schnellere Zugangsnetze wie ISDN (Integrated Services Digital Network) oder DSL (Digital Subscriber Line) lösen als Zubringer zur digitalen Datenautobahn das Problem nur teilweise, weil sie keinen Stau im Kernnetz verhindern können. Der heutigen Datenautobahn fehlen laut Menth intelligente Verkehrsleitsysteme, die Staus vermeiden und einen schnellen Transport von kritischen Daten garantieren.

An solchen Systemen wird am Lehrstuhl von Prof. Tran-Gia getüftelt. Die Forschung strahlt in Form von Seminaren, Praktika, Studien- und Diplomarbeiten, die in diesem Kontext betreut werden, auch in die Lehre aus. Allerdings werden wohl noch einige Jahre ins Land ziehen, bis die Konzepte als Produkte verwirklicht sind und sich in den Netzknoten wiederfinden. Dann aber, so ist sich Menth sicher, werden die neuen multimedialen und interaktiven Kommunikationsmöglichkeiten dem Internet zu einem Mehrwert für seine Benutzer verhelfen.

Hinweis für Redaktionen/Journalisten: Weitere Informationen erhalten Sie bei Michael Menth, T (0931) 888-6644, Fax (0931) 888-6632, E-Mail:
menth@informatik.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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