Stiller die Glocken nie klingen – Schwingungsdämpfender Werkstoff aus der TU Clausthal auf der Hannover Messe

Wuchtig trifft der Hammer auf die Glocke, entlockt ihr aber nur kurz einen dumpfen Ton, der sofort wieder verklingt. Die neuartige MAXIDAMP-Legierung, aus der die Glocke gegossen wurde, ermöglicht diesen überraschenden akustischen Effekt. Die Legierung wurde am Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik (IWW) und am Institut für Metallurgie (IMET) der Technischen Universität (TU) Clausthal entwickelt. Auf der Hannover Messe, der weltweit bedeutendsten Industriemesse, stellen Professorin Dr. Babette Tonn und Professor Dr. Werner Riehemann vom 24. bis zum 28. April ihren patentierten Werkstoff erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vor.

Presslufthämmer die flüstern oder große Motoren die man kaum hört: Ziele, denen die Gießereitechnikerin Professorin Dr. Babette Tonn vom IMET und der Werkstoffwissenschaftler Professor Dr. Werner Riehemann vom IWW einen großen Schritt näher gekommen sind. Die Clausthaler Forscher entwickelten die neue Gusslegierung MAXIDAMP: Sie setzt mechanische Belastung von Maschinenbauteilen nicht in Schwingung, sondern in Wärme um.

„Mechanische Belastungen produzieren Spannung im Material eines Bauteils“, erklärt Riehemann die Funktionsweise der Legierung. „Wenn das Bauteil aus MAXIDAMP gegossen wurde, dann kann diese Spannung zu einem viel größeren Teil vom Material in einer Dehnung aufgenommen werden. Das Bauteil schwingt dann kaum noch. Stattdessen wird es nur etwas wärmer.“ Durch Einsatz der MAXIDAMP-Legierung wird die Lebensdauer und die Betriebssicherheit der Bauteile deutlich erhöht, und sie seien erheblich leiser als ihre konventionellen Gegenstücke.

Die Vorteile des neuen Werkstoffs seien bestechend, ergänzt Tonn. „Wir haben eine entsprechende Methode entwickelt, um die maximale Dämpfungskapazität von kupferbasierten Legierungen ausnutzen zu können. Durch diese Anpassung kann die Dämpfung bei MAXIDAMP-Legierung bis zu 80 Prozent erreichen. Zum Vergleich: Gusseisen mit Lamellengraphit hat nur eine Dämpfungskapazität von etwa einem Prozent“.

Einfache Verarbeitung – breite Anwendung

Der neue Werkstoff sei außerdem gut gießbar, so dass auch sehr komplexe Gussteilgeometrien problemlos abgegossen werden können, erläutert die Clausthaler Gießereiforscherin. „Überall, wo Schwingungen unerwünscht oder schädlich sind, kann die neue Legierung eingesetzt werden. Die Palette reicht von kleinen Bauteilen für Automotoren bis zu Schiffsschrauben oder Pumpengehäusen.“

Vom 24. bis zum 28. April stellen die Wissenschaftler der TU ihren Werkstoff am Stand A 10 in der Halle 2 auf der Hannover Messe vor. Diese weltweit bedeutendste Industriemesse wurde 1947 ins Leben gerufen und legte nach dem Zweiten Weltkrieg den Grundstein für die Stellung Deutschlands als Exportnation. Im letzten Jahr präsentierten auf der Hannover Messe rund 6 000 Aussteller aus 60 Ländern ihre innovativsten Produkte auf über 200 000 Quadratmetern Fläche. In diesem Jahr werden 5 175 Aussteller aus 66 Ländern erwartet. „Wir sind zuversichtlich, dass unser neuer Werkstoff auf der Hannover Messe überzeugt,“ sagt Tonn. „Bisher haben wir MAXIDAMP einem wissenschaftlichen Fachpublikum präsentiert. Wir freuen uns auf die Reaktionen der Wirtschaftsvertreter und der Öffentlichkeit.“

Kontakt
Prof. Dr. Babette Tonn
TU Clausthal
Institut für Metallurgie
Robert-Koch-Str 42
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel.: 05323 – 72 2070
Email: babette.tonn@tu-clausthal.de

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Andreas Moseke idw

Weitere Informationen:

http://www.tt.tu-clausthal.de/

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