Samoa sucht Energiealternativen auf der HANNOVER MESSE 2006

Im diesem Jahr beteiligt sich erstmals ein Unternehmen des südpazifischen Inselstaates Samoa an der HANNOVER MESSE. Samoas Energieversorger engagiert sich auf der Leitmesse „Energy“ im Bereich erneuerbarer Energien und zukunftsweisender Technologien auf Basis von Wasserstoff und Brennstoffzellen.

Der südpazifische Staat Samoa setzt sich aus den vier Hauptinseln Upolu, Savaii, Manono und Apolima zusammen. Wie überall in der Welt werden Themen wie Energieressourcen und zukünftige Versorgungssicherheit auch hier immer wichtiger. „Wir haben uns der Nutzung erneuerbarer Energien verschrieben, ob aus biologischen Ressourcen, ob aus Wind und Wasserkraft, Wasserstoff und Brennstoffzellen – jedes sinnvolle Konzept ist für uns interessant“, sagt Muaausa Joseph S. Walter, General Manager der Electric Power Corporation (EPC), dem einzigen Energieversorger von Samoa.

2006 ist Energie das zentrale Thema auf der HANNOVER MESSE. EPC wird sich hier im Rahmen des Gemeinschaftsstandes „Wasserstoff + Brennstoffzellen“ in Halle 13 (Stand H60/1) an der Leitmesse „Energy“ betei­ligen. Dabei ist EPC das erste Unternehmen aus Samoa, das auf einer HANNOVER MESSE vertreten ist.

Als einziges Energieversorgungsunternehmen des Inselstaates ist EPC verant­wortlich für die gesamte Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Elek­trizität. Es verfügt über drei Dieselkraftwerke mit rund 22 MW installierter Kapazität sowie über fünf Wasserkraftwerke mit etwa zwölf MW. Der Spitzen­bedarf wird mit rund 19 MW angegeben. Die Infrastruktur erreicht 95 Prozent der samoanischen Bevölkerung. EPC hat nach aktuellem Stand 32 289 Kunden, die insbesondere auf Upolu (78 Prozent) und Savaii (21 Prozent) zu Hause sind.

Musste man noch bis ans Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhun­derts in und um die Hauptstadt Apia schon einen eigenen Dieselgenerator installieren, wenn man elektrischen Strom haben wollte, so beschränkt sich dessen Bedeutung heute allenfalls auf eine gelegentlich erforderliche Not­stromversorgung. 1972 als staatseigenes Unternehmen gegründet, versorgt EPC inzwischen selbst noch solche Verbraucher, die in den entlegensten Teilen des Landesinneren leben.

Strompreis wird zum Faktor für Lebensqualität

Die Anfang dieses Jahrzehnts eingeleitete Reform des gesamten öffentlichen Sektors Samoas führte zu einer stärkeren kommerziellen Ausrichtung der EPC, einer veränderten Angebots- und Tarifstruktur sowie einer Neuorganisation des Managements. 2002 konnte die EPC zum ersten Mal in ihrer damals 30-jährigen Geschichte einen Unternehmensgewinn verbuchen. Gleichzeitig erhielt Samoa einen internationalen Preis für „Soziale Verantwortung“ – in Würdigung einer speziellen Billigtarifstrategie für einkommensschwache Verbraucher.

Denn kostengünstig ist Elektrizität auf Samoa kaum: Für die ersten 50 KWh des Monats werden umgerechnet 0,19 Euro berechnet, die 51. bis 200. KWh kostet bereits 0,23 Euro, und alles darüber wird mit 0,27 Euro/KWh abgerechnet. Kommerzielle Kunden zahlen durchgehend 0,23 Euro/KWh. Ein Haushalt nach europäischem Zuschnitt, mit Kühlgeräten, Heimelektronik, Waschmaschine und Elektroherd, dazu Ventilatoren im Dauerbetrieb, gar noch eine Klimaanlage, kommt leicht auf 300 Euro pro Monat an Stromkosten.

Ein samoanischer Normalhaushalt könnte sich das bei einem Mindestlohn von 0,65 Euro/Stunde nicht leisten. Hier sind deshalb meist nur ein Kühlschrank, Radio und Fernseher und ein paar Leuchten angeschlossen – Energiespar­lampen, versteht sich. Da kommt man mit den günstigen 50 KWh auf eine erschwingliche Stromrechnung von um die zehn Euro. Gekocht wird auf offenem Feuer, mit Gas oder Kerosinöfen.

Erneuerbare Energien als Tradition

Das Energiesparen ist also eine Selbstverständlichkeit für Samoaner, ebenso wie die Suche nach alternativen Energiequellen. Schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Wasserkraft zur Stromerzeugung eingesetzt, die zeitweise bis zu 50 Prozent des Bedarfs decken konnte (heute nur noch 25 Prozent). Gegenwärtig wird mit Förderung des United Nations Development Program (UNDP) ein Versuchsprojekt für die Erfassung des Potenzials einer Windkraftanlage projektiert, und die kleine Insel Apolima (80 Einwohner) soll in Kürze ganz auf Solarenergie umgestellt werden.

Besonderes Interesse gilt der Substitution der importierten fossilen Brennstoffe durch lokal produzierte Energieträger. Da es weder Kohle noch eigene Erdöl- oder Gasvorkommen gibt, sollen vor allem nachwachsende Rohstoffe zur Ener­gieerzeugung herangezogen werden. Im Mittelpunkt aktueller Projekte steht dabei bislang die Kokosnuss. Kokosöl kann auf Samoa leicht produziert werden – eine recht große Raffinerie steht zur Verfügung, deren Erzeugnisse wegen hoher Transportkosten jedoch kaum weltmarktfähig sind. Die lokale Kokos­ölproduktion wird daher gedrosselt, während gleichzeitig bei ebenso hohen Transportkosten weiterhin fossile Brennstoffe importiert werden müssen.

In einem Statement zur Teilnahme an der HANNOVER MESSE 2006 zeigt sich Walter „offen für jede Idee, wie sich die reichlich vorhandene, aber im Wesent­lichen ungenutzte Biomasse wirtschaftlich sinnvoll, effizienter in elektrische Energie umwandeln lässt“. Insbesondere sieht er eine Herausforderung seines Landes in dem Bemühen, die Abhängigkeit von importierten Kraftstoffen zu verringern oder diese sogar ganz überflüssig zu machen. Zurzeit führe Samoa jährlich 15 Millionen Liter Diesel ausschließlich für die Energieproduktion ein. Für Walter ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, die aktuell für den Import von Kraftstoffen abfließenden Mittel umzuleiten in die wirtschaftlich schwachen Regionen des Landes, wo landwirtschaftliche Produktion die einzig mögliche Erwerbsquelle sei. Mit dem Importersatz durch neue Möglichkeiten der Energieerzeugung eröffne sich die große Chance, sowohl die Energieversorgung nachhaltig zu sichern, als auch für die benachteiligten Bevölkerungsgruppen eine solide Einkommensbasis zu schaffen.

Von der Beteiligung in Hannover und vor allem von Zukunftstechnologien auf Basis von Wasserstoff und Brennstoffzellen erhofft sich Walter deshalb weg­weisende Impulse für intelligente, ausgereifte Energiekonzepte, wobei er sein Land für Versuchsprojekte anbietet, deren Ergebnisse dann auch vielen tropischen Inseln in aller Welt helfen könnten, auf teure Rohstoffe zur Energie­gewinnung mehr und mehr zu verzichten.

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Martin Klein Deutsche Messe AG

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