Migrantinnen: übersehene High Potentials

Wirtschaft und Politik haben die Problematik des voranschreitenden Fachkräftemangels in Deutschland längst erkannt. Die Bundesregierung fordert in ihrer Strategie zum Demografischen Wandel die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte und die Entwicklung einer Willkommenskultur.

Wie diese Willkommenskultur aus Sicht hochqualifizierter Migrantinnen aussehen müsste, zeigt die Studie „Professionelle Selbstorganisation von Migrantinnen auf dem Weg an die Spitze“, die das inter 3 Institut für Ressourcenmanagement im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) derzeit erstellt.

Das Problem: Die erwünschte Zuwanderung qualifizierter Migranten stagniert seit Jahren auf einem anhaltend niedrigen Niveau. Gleichzeitig bleibt die Beschäftigungsquote hochqualifizierter Migrantinnen in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Ingenieurs-, Naturwissenschaften und Technik) ebenfalls sehr niedrig. Doch genau diese sehr gut ausgebildeten Frauen bergen ein hohes Potenzial, um dem Fachkräftemangel in Deutschland erfolgreich entgegenzuwirken.

inter 3-Studie zur Karriereförderung ausländischer MINT-Fachfrauen

Um dieses Potenzial zu aktivieren, werden in der inter 3- Studie zunächst die Karrierehemmnisse identifiziert, die über MINT- und frauenspezifische Karrierehürden hinausgehen und im Migrationshintergrund begründet sind. Ziel ist es, Strategien zur Förderung ausländischer Nachwuchsfachkräfte zu erarbeiten und eine professionelle Selbstorganisation der hochqualifizierten Zuwanderinnen zu ermöglichen.

Dr. Susanne Schön, wissenschaftliche Leiterin bei inter 3, betont die Notwendigkeit spezieller Angebote: „Unabhängig von Alter und Herkunftsland behindern kulturelle und Sprachhürden auch exzellent ausgebildete Frauen auf dem Weg an die Spitze. Das zeigen die Interviews mit Bau- und Elektroingenieurinnen, Chemikerinnen, Geophysikerinnen und Informatikerinnen aus insgesamt sieben Nicht-EU-Ländern.“
Studie zeigt kulturelle und sprachliche Einstiegshürden in deutsches Hochschul- und Arbeitssystem

Zentrales Ergebnis der Studie ist ein migrantenspezifischer Unterstützungsbedarf zur Überwindung kultureller Fremdheit gegenüber dem deutschen Hochschul- und Arbeitssystem. Fehlende Kenntnisse des deutschen Hochschulsystems und der hiesigen Arbeitskultur hindern Migrantinnen oftmals jahrelang daran, ihren fachwissenschaftlichen Kompetenzen und innovativen Ideen erfolgreich Geltung zu verschaffen.
Dringenden Bedarf an Beratung und Training haben die ausländischen MINT-Fachfrauen zudem für den in Deutschland hochformalisierten Bewerbungsprozess. Ebenfalls hohen Bedarf gibt es an der Vermittlung von Deutschkenntnissen auf hohem und fachsprachlichem Niveau. Der Grund: Die meisten Verwaltungsabläufe sind ebenso wie sämtliche informellen Kommunikationsprozesse nicht mit Englisch oder guten Deutschgrundkenntnissen reibungslos zu bewältigen. Zwangsläufig werden die Migrantinnen im Berufsalltag trotz ihrer hohen Fachkompetenz ausgegrenzt.

Entwicklung karrierefördernder Lösungsstrategien bis Jahresende 2012
Für eine Vielzahl der zugewanderten MINT-Expertinnen verläuft die berufliche Karriere derzeit daher unter dem Niveau ihrer fachlichen Möglichkeiten. Damit vergeudet der Wirtschaftsstandort Deutschland wichtige Potenziale, um sich im internationalen Wettbewerb der „besten Köpfe“ erfolgreich zu messen. Lösungsstrategien zur effizienten Karriereförderung ausländischer MINT-Fachfrauen in Deutschland entwickelt inter 3 in enger Kooperation mit der Zielgruppe und mit Migrantenorganisationen bis zum Jahresende 2012.

Die Studie „Professionelle Selbstorganisation von Migrantinnen auf dem Weg an die Spitze“ wird vom BMBF im Programm „Frauen an die Spitze“ gefördert.
Nähere Informationen finden Sie unter http://www.qualifizierte-migrantinnen.com.

Wissenschaftliche Leiterin

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