Junge Frauen wandern ab

Aktuelle Deutschlandkarten des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) zeigen erhebliche regionale Unterschiede beim zahlenmäßigen Verhältnis von Frauen und Männern zwischen 20 und 35 Jahren. Danach sind junge Frauen in urbanen Regionen gegenüber ihren gleichaltrigen Geschlechtsgenossen tendenziell in der Überzahl. Gleichzeitig hat sich das Verhältnis in den dünn besiedelten Räumen außerhalb der Ballungszentren durch die starke Abwanderung von Frauen umgekehrt.

Am markantesten sind die regionalen Unterschiede der Geschlechterproportion bei den 25- bis 30-Jährigen. „In dieser Altersgruppe werden vor allem Ost-West-Unterschiede deutlich“, erklärt Dr. Karin Wiest. Die IfL-Wissenschaftlerin hat gemeinsam mit ihrem Institutskollegen Tim Leibert die Sexualproportionen in Deutschland aus räumlicher Sicht unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse in Form von Karten, Grafiken und Texten sind jetzt in „Nationatlas aktuell“ auf http://aktuell.nationalatlas.de erschienen.

Einen besonders gravierenden Überschuss an Männern konnten die Forscher vor allem in den demographischen und önonomischen Schrumpfungsregionen in Ostdeutschland feststellen. Hier kommen in manchen Gegenden auf 100 Männer gerade noch knapp 70 Frauen. Die überproportionale Abwanderung junger Frauen verschärft die ohnehin ungünstige Situation dieser Gebiete zusätzlich: Die Geburtenzahlen gehen zurück, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen suchen oft vergeblich nach – traditionell weiblichen – Arbeitskräften, soziale Netzwerke drohen zu zerbrechen.

Ausgeglichenere Verhältnisse verzeichnen in Ostdeutschland Berlin sowie die Landeshauptstädte Schwerin, Magdeburg und Dresden. In den Universitätsstädten Leipzig, Potsdam, Erfurt, Jena, Halle a. d. Saale und Greifswald sind dagegen Frauen deutlich in der Mehrzahl. In Westdeutschland konzentrieren sich die Frauenüberschüsse auf die Kernstädte der Metropolregionen, strahlen aber auch in einige Umlandkreise aus.

Als wichtigste Ursachen für die Abwanderung junger Frauen aus wirtschaftlich schwachen Regionen haben Karin Wiest und Tim Leibert deren höheres Bildungsniveau, eine stärkere Bereitschaft zur Mobilität und eine Präferenz für urbane Lebensstile ausgemacht. Weitere Gründe sehen sie in den Wanderungsmotiven: „Männer wandern überwiegend aus beruflichen Gründen und damit in etwas höherem Alter, Frauen eher aus familiären Gründen und zum Zweck der Ausbildung“, so Leibert. Er und seine Forscherkollegin deuten die unausgewogenen Geschlechterverhältnisse als ein Spiegelbild von regionalen Strukturen des Arbeitsmarkts und des Bildungsangebots. Aber auch Erreichbarkeiten, regionale Subkulturen und Lebensstile spielten eine Rolle.

Der vollständige Artikel ist nachzulesen in Nationalatlas aktuell (http://aktuell.nationalatlas.de). Alle Karten und Diagramme sind dort online verfügbar und stehen zusätzlich als PDF-Dokumente zum Herunterladen bereit. Auf Wunsch können die Materialien in Druckqualität zur Verfügung gestellt werden. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Volker Bode, Leibniz-Institut für Länderkunde, Tel. +49 341 600 55-143, v_bode@ifl-leipzig.de.

In der Online-Zeitschrift Nationalatlas aktuell veröffentlicht das Leibniz-Institut für Länderkunde regelmäßig Beiträge zu Ereignissen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Umwelt. Im Mittelpunkt stehen eigene Karten und Grafiken sowie von Experten geschriebene Begleittexte. Jüngere Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit Verkehrsprojekten Deutsche Einheit, dem Buchverlagswesen in Deutschland und nichtehelichen Geburten in Europa.

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Dr. Peter Wittmann idw

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