Regeln und Mythen jugendlicher Selbst-Präsentation: "Kleider schaffen Ordnung"

Mit diesem Fragenkomplex hat sich Alexandra König als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FernUniversität in Hagen in ihrer Promotion bei Prof. Dr. Werner Fuchs-Heinritz (Lehrgebiet Soziologie III) befasst. Die Ergebnisse ihrer Dissertation sind jetzt als Buch bei der UVK Verlagsgesellschaft erschienen: „Kleider schaffen Ordnung. Regeln und Mythen jugendlicher Selbst-Präsentation“.

Die Studie von Dr. Alexandra König basiert auf qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen mit Jugendlichen, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Kleidung und Mode erzählen. „Ich trage das, was mir gefällt“ ist die zentrale Formel, anhand derer Jugendliche ihren Kleidungsstil, ihre ästhetischen Präferenzen erklären.

Der Anspruch, einzig dem eigenen Geschmack verpflichtet zu sein, gilt als leitendes Prinzip. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass dieses Prinzip nicht nur als individueller Anspruch, sondern zugleich als soziale Erwartung an die Jugendlichen zu verstehen ist. Sie sind gefordert (und fordern voneinander), einen „eigenen Geschmack“ zu präsentieren, ihr „Selbst“ in der Kleidung anzuzeigen. Das Datenmaterial zeigt dabei eindrücklich, dass dies eine Leistung ist, die von den einen mit Freude und Leichtigkeit bewältigt wird, während die anderen bemüht und in ständiger Sorge vor sozialer Degradierung an ihrer Selbst-Präsentation feilen.

Die FernUni-Wissenschaftlerin hat herausgearbeitet, dass resp. wie die scheinbar höchst individuelle Selbst-Präsentation an die soziale, d. h. die generations-, geschlechts- und klassenspezifische Ordnung gebunden ist resp. soziale Ordnung herstellt. Sie zeigt auch die strukturellen Voraussetzungen und Grenzen dieses Verhaltens auf und macht die Selbst-Präsentation als Teil eines klassenspezifischen Habitus erkennbar.

So werden an einem scheinbar banalen und höchst persönlichen Gegenstand – der (nicht nur) für Jugendliche äußerst wichtig ist – Praktiken und Prozesse sozialer Ungleichheit deutlich.

Alexandra König:
„Kleider schaffen Ordnung – Regeln und Mythen jugendlicher Selbst-Präsentation“
2007, ca. 330 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-89669-623-6
UVK Verlagsgesellschaft, Postfach 10 20 51, D-78420 Konstanz

Media Contact

Susanne Bossemeyer idw

Weitere Informationen:

http://www.fernuni-hagen.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften

Der neueste Stand empirischer und theoretischer Erkenntnisse über Struktur und Funktion sozialer Verflechtungen von Institutionen und Systemen als auch deren Wechselwirkung mit den Verhaltensprozessen einzelner Individuen.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Demografische Entwicklung, Familie und Beruf, Altersforschung, Konfliktforschung, Generationsstudien und kriminologische Forschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer