Demographischer Wandel: Bundesländer können Potenziale besser nutzen

Der neue Demographiemonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die 16 Bundesländer nur teilweise für die Zukunft gerüstet sind. Selbst wirtschaftlich starke Länder wie Bayern und Baden-Württemberg haben in mehreren Politikfeldern Handlungsbedarf. Doch auch die „Sorgenkinder“ in den neuen Bundesländern haben ihre Stärken.

Alle Bundesländer sind schon heute vom demographischen Wandel betroffen. Zwar schrumpft die Bevölkerung nur in den neuen Bundesländern, aber in allen Bundesländern steigt das Durch­schnittsalter der Bevölkerung. Konsequenz dieser Alterung ist der Rückgang der Aktivenquote, also des Anteils der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung. Insbesondere bei den Männern geht die Tendenz seit Jahren in die falsche Richtung. Erfreulich hat sich die Aktivenquote der Frauen in einigen Bundesländern entwickelt, wobei diese Entwicklung die Abnahme bei den Män­nern nicht kompensieren konnte. Diese Folgen der Alterung wurden in der Vergangenheit vor al­lem durch Produktivitätssteigerungen kompensiert. Die Analysen aus dem Demographiemonitor zeigen allerdings, dass die Steigerung der Produktivität in Zukunft gefährdet ist. So haben bei­spielsweise alle Bundesländer zum Teil erheblichen Nachholbedarf bei den Bildungsausgaben.

Die Forscher der Bertelsmann Stiftung haben die Bundesländer aufgrund der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in vier Gruppen eingeteilt, gemessen am realen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Dieser Systematik zufolge haben die hanseatischen Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie das Land Hessen mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von mehr als 30.000 Euro die besten wirt­schaftli­chen Voraussetzungen für die Bewältigung des demographischen Wandels. Aber auch hier sind erste Warnsignale zu sehen. Der Anteil der Schulabgänger mit einem Abschluss der Sekun­dar­stufe II ist zurückgegangen, auch der Anteil Jugendlicher ohne Schulabschluss bleibt auf einem hohen Niveau.

Die Gruppe der wirtschaftlich starken Flächenländer mit punktuellen Schwächen bilden Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen 24.000 und 30.000 Euro. Zu den Stärken dieser Länder zählen die Zunahme der Erwerbsbeteili­gung der Älteren und der Frauen. Die Jugendarbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen bleibt aber auch in diesen Ländern ein wichtiges Thema.

Im Mittelfeld (BIP zwischen 20.000 und 24.000 Euro) sehen die Forscher das Saarland, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Berlin. Positiv hat sich hier die Anzahl der Er­werbstätigen, bezogen auf die Gruppe der 20 bis 60-Jährigen, mit Ausnahme von Berlin, entwi­ckelt. Aber diese Gruppe weist die geringsten Produktivitätszuwächse auf. Zudem ist im Gegen­satz zu den vorherigen Gruppen kein signifikanter Rückgang der Abbrecherquote bei der berufli­chen Ausbildung auszumachen.

In die Gruppe der demographischen „Sorgenkinder“ fallen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von unter 20.000 Euro. Auch hier konstatieren die Forscher nicht nur Schwächen, wie den stärksten Rück­gang der Erwerbsbeteiligung insbesondere bei den Frauen, sondern auch einige Lichtblicke: So hat etwa bei der Geburtenrate eine Trendwende stattgefunden und die Hochschulabsolventen­quote ist deutlich gestiegen.

„Der Demographiemonitor will in den Bundesländern den Wettbewerb guter Ideen zum gesell­schaftlichen Wandel fördern – über institutionelle und föderale Grenzen hinweg“, so Dr. Johannes Meier, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Anhand von 59 Indikatoren, die für den Zeit­raum von 1991 bis 2004 erstmalig für alle Bundesländer analysiert wurden, sind Vergleiche der unterschiedlichen demographischen Ausgangslagen und Trends in den Bundesländern möglich. Dabei geht es nicht um Rankings, sondern vielmehr um ein besseres Verständnis der Wirkungszu­sammenhänge in unterschiedlichen Politikfeldern.

Über die Bertelsmann Stiftung:

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich für das Gemeinwohl ein. Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung und fördert das friedliche Miteinan­der der Kulturen. Durch ihr gesellschaftliches Engagement will sie alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich ebenfalls für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet ope­rativ und ist unabhängig vom Unternehmen sowie parteipolitisch neutral.

Rückfragen an: Dr. Ole Wintermann, Telefon: 0 52 41 / 81-81 232;
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Julia Schormann idw

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