Illegale Zuwanderung: Viele Ängste, kaum gesicherte Kenntnisse

Arbeitsplätze Einheimischer nur selten durch illegale Migranten gefährdet


Flüchtlingsboote im Mittelmeer, Diskussionen um die Vergabe von Einreisevisa oder Einzelschicksale von der Abschiebung bedrohter Flüchtlinge – das Thema der illegalen Zuwanderung rückt immer wieder einmal in das Licht der Öffentlichkeit. Dabei ist in Deutschland die Einschätzung verbreitet, dass illegale Zuwanderung ein schnell wachsendes Problem darstellt, das dringend politischer Interventionen bedarf. Doch gerade wenn es um illegale Zuwanderer geht, agiert die Politik auf überaus unsicherer Wissensbasis. „Für nahezu alle Aspekte der illegalen Migration nach Deutschland und des illegalen Aufenthalts von AusländerInnen gilt, dass kaum umfassende und gesicherte Kenntnisse vorliegen“, heißt es in der Forschungsbilanz „Migration und Illegalität in Deutschland“, die die Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration am WZB jetzt vorgelegt hat.

„Dabei wäre es möglich und sinnvoll, mehr über Umfang und Charakter der illegalen Migration zu erfahren“, meint Dr. Karen Schönwälder, Leiterin der Arbeitsstelle und Mitautorin der Forschungsbilanz. So würden Studien in den USA, den Niederlanden und Italien zeigen, wie durch gut konzipierte Forschungsprojekte und in Kooperation mit den Behörden umfassendere und besser abgesicherte Erkenntnisse erarbeitet werden könnten. In Deutschland sind wissenschaftliche Untersuchungen über die Zahl und die Lebensumstände illegaler Zuwanderer dagegen selten. Auch deshalb fehlt es an verlässlichen Zahlen. Kursierende Angaben seien nicht solide.

Umstritten ist in der Forschung, welche ökonomischen Wirkungen der illegale Aufenthalt von Ausländerinnen und Ausländern hat. „Internationale Studien legen jedoch plausible Argumente vor, dass volkswirtschaftliche Effekte nicht eindeutig negativ sind und man nicht pauschal davon ausgehen sollte, dass es zu einer signifikanten Gefährdung von Arbeitsplätzen und sozialen Standards kommt“, bilanzieren die Autoren. Dass illegale Migranten nur selten Arbeitsplätze Einheimischer bedrohen, liege auch daran, dass die Beschäftigung Illegaler nur in bestimmten Nischen attraktiv sei, in Deutschland zum Beispiel im Bausektor oder in privaten Haushalten. Gerade in Privathaushalten würden Illegale einheimische Arbeitnehmer jedoch nicht verdrängen.

Die Forschungsbilanz macht deutlich, dass illegale Migration ein sehr vielfältiges Phänomen ist. Zu Illegalen zählen Arbeitsmigranten und Kriegsflüchtlinge ebenso wie Studenten und Au Pairs, die Bestimmungen in ihren Aufenthaltserlaubnissen verletzen. Vielfältig sind auch die Wege nach Deutschland. Der Großteil der Illegalen reist vermutlich legal nach Deutschland ein. Die Forschung hat keine Indizien gefunden, dass Illegale besonders oft straffällig werden.

Die Forschungsbilanz erfasst und wertet alle Arbeiten aus, die in den vergangenen zehn Jahren zum Thema Migration und Illegalität in Deutschland veröffentlicht wurden. Ziel des vorgelegten Berichts ist es, belastbare Erkenntnisse über die illegale Zuwanderung nach Deutschland zu bündeln und somit Grundlagen für die Weiterentwicklung der Forschung und für politisches Handeln zu bieten.

Die Forschungsbilanz und eine Kurzfassung stehen als PDF im Internet zur Verfügung unter: http://www.wz-berlin.de/zkd/aki. Sie können auch bei der Pressestelle des WZB bestellt werden.

Weitere Informationen:
Dr. Karen Schönwälder, Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Inte-gration, Tel.: 030/25491-350/352, e-mail: schoenwaelder@wz-berlin.de
Claudia Roth, Pressereferat, Tel.: 030/25491-510, e-mail: roth@wz-berlin.de

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Burckhard Wiebe idw

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