Höherer gesellschaftlicher Status verlängert Leben

Einkommen in der westlichen Welt an sich nicht entscheidend

Menschen mit einem höheren gesellschaftlichen Status verfügen laut einem führenden Epidemiologen über eine bessere Gesundheit und sind glücklicher als ihre Zeitgenossen. Die Auswirkungen dieses sozialen Gradienten auf die Gesundheit können sich jedoch je nach Zeit und Ort sehr unterscheiden. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie von Michael Marmot vom University College London gekommen. Mehr als 30 Jahre seiner Forschungsarbeit haben gezeigt, dass in der westlichen Welt, wo absoluter Mangel und Armut selten sind, das Einkommen an sich nicht die entscheidende Rolle spielt.

Marmot schreibt in seinem Buch „Status Syndrome“, dass die Position in der sozialen Hierarchie mit der Wahrscheinlichkeit krank zu werden und der Länge des Lebens eng verbunden sei. Bereits ein kleiner Unterschied im sozialen Status könne große Auswirkungen auf die Gesundheit haben. So lebten zum Beispiel Akademiker, die ihr Studium mit einem Doktorat abgeschlossen haben, länger als jene mit niedrigeren Abschlüssen. Der Wissenschaftler leitete die berühmte Whitehall Studie, die die Gesundheit britischer Behördenbediensteter und ihre berufliche Entwicklung von den 70er-Jahren an untersuchte. Jetzt ist Marmot zu der Überzeugung gelangt, dass Hierarchien zwar unvermeidlich seien. Wie sie sich als Unterschiede in der Gesundheit der Menschen äußerten, sei jedoch entscheidend. Genau diese Unterschiede seien im Laufe der Zeit und innerhalb von Gesellschaften verschieden.

Als Beispiel nennt der Epidemiologe die unterschiedlichen Situationen in Kuba, Japan und den USA. Die USA verfügen pro Person über ein Bruttoinlandsprodukt von rund 34.000 Dollar pro Person und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 76,9 Jahren. In Kuba liegt das Bruttoinlandsprodukt bei 5.200 Dollar pro Person. Die Lebenserwartung ist mit 76,5 Jahren jedoch beinahe gleich hoch. In Japan ist die Lebenserwartung mit 81,3 Jahren am höchsten. Das Bruttoinlandsprodukt ist jedoch mit rund 25.000 Dollar niedriger als das US-amerikanische. Soziale Anordnungen, Ausbildung und sozialer Zusammenhalt dürften von entscheidender Bedeutung sein. Die bessere gesundheitliche Situation in Japan könnte laut NewScientist auf Faktoren wie geringe Kriminalität, bessere Altersversorgung, höhere industrielle Produktivität und eine geringere Kluft zwischen Arm und Reich als in Amerika zurückzuführen sein.

Sogar innerhalb eines Landes kann laut Marmot der Einfluss des sozialen Status auf die Gesundheit im Laufe der Zeit unterschiedlich sein. Als Beispiel nennt er den Anstieg des Unterschieds in der Lebenserwartung zwischen den höchsten und den niedrigsten Klassen. In Großbritannien veränderte sich dieser Wert von 5,5 Jahren in den 70er-Jahren auf 9,5 Jahre in den 90er-Jahren. Derzeit verringert sich der Abstand wieder und liegt aktuell bei rund acht Jahren.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.ucl.ac.uk

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