Mit welchen Problemen kämpfen Elite-Führungskräfte?

Was den Elitestatus von Führungskräften ausmacht, darüber informierten sich rund 80 Teilnehmer, vornehmlich aus der Region kommend, auf dem Landauer Frühjahrssymposium. Bereits zum neunten Mal lud der Bereich Psychologie des Arbeits- und Sozialverhaltens der Landauer Universität zu einem Seminar über aktuelle Themen aus der Organisationspsychologie ein. Beleuchtet wurde in diesem Jahr die aktuelle, durchaus kontrovers geführte Elitediskussion aus organisationspsychologischer Sicht.

Die vier Referenten machten in ihren Vorträgen deutlich, dass Führungskräfte ihren Elitestatus nicht nur durch besondere Ansprüche, Fähigkeiten, Tätigkeiten und Arbeitsergebnisse erwerben. Sondern, dass sie gerade deshalb Eliten sind, weil sie mit weitreichenden Befugnissen integer und sozial verantwortlich umzugehen verstehen. Mitglieder der Führungselite mögen sich durch Können, eigenverantwortliches Handeln und Positionsmacht als „entgrenzt“ und herausgehoben betrachten. Andererseits müssen sie ihren Status dem Unternehmen und anderen Organisationsmitgliedern gegenüber jedoch auch legitimieren, so dass sie Erwartungen, Aufgaben und Tätigkeiten Anderer nicht außer acht lassen dürfen. Dieses Dilemma kann psychologischen Sprengstoff beinhalten.

Der Landauer Organisationspsychologe, Professor Günter F. Müller, stellte die große Bedeutung der persönlichen Eignung heraus. Diese könne man nur zum Teil selbst erarbeiten beziehungsweise sich durch Bildung und Erfahrung aneignen. Fehle es Führungskräften an dieser Voraussetzung, sei ihr beruflicher Alltag von einem permanenten und auf Dauer krankmachenden Anforderungsnotstand überschattet. Der Münchner Organisationspsychologe Privatdozent Jürgen Kaschube ergänzte in seinem Vortrag, welches Konfliktpotenzial eigenverantwortliches Handeln in Organisationen birgt. Insbesondere, wenn sich ein elitäres Profil nicht ohne gelegentliche Überschreitungen von Regeln und Vorgaben der Organisation schärfen ließe, träten Spannungen unausweichlich auf.

Zwei Vorträge aus der Praxis beleuchteten, wie Mitglieder der Führungselite durch professionelle psychologische Unterstützung leistungs- und entwicklungsfähig bleiben können. Der Bielefelder Psychologe und Trainer, Udo Haeske, stellte einen Ansatz zur Förderung der Mediationskompetenz von Topführungskräften vor. Die Tübinger Psychologin und Beraterin, Brigitte Bröhm, präsentierte ein Coaching-Konzept, in dem Coaches die Rolle eines wertschätzenden Sparringspartners für Topführungskräfte übernehmen. „Die lebhafte Diskussion nach den Vorträgen und in den Pausen hat gezeigt, dass das Tagungsthema die Teilnehmer stark interessierte und auch emotional bewegte“, bestätigt der Veranstaltungsorganisator, Professor Günter Fred Müller. „Die meisten Teilnehmer arbeiten selbst in gehobenen Positionen oder sind als Unternehmer oder Freiberufler tätig und kennen daher die Probleme eines Elitestatus teilweise aus eigener Erfahrung.“ Aussagen von Teilnehmern hätten bestätigt, dass sie dennoch von der Veranstaltung profitiert hätten und ihren Erfahrungshorizont durch die gelungene Verbindung von psychologischer Forschung und Anwendungspraxis erweitern konnten. Das nächste Frühjahrssymposium soll sich mit psychologischen Aspekten von „Work-life-balance“ also der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit beschäftigen.

Kontakt:
Professor Günter F. Müller
E-Mail: fmueller@uni-landau.de

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Bernd Hegen idw

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