PALME ELTERNTRAINING: Hilfe für Allein-Erziehende

Genau um diese Mütter und Kinder geht es in dem von Prof. Dr. Matthias Franz (Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) entwickelten PALME Elterntraining (Präventionsgruppe für allein erziehende Mütter geleitet von Erzieherinnen; http://www.palme-elterntraining.de).

Das Programm wird von einem Paar (Mann/Frau) speziell geschulter Erzieher/innen über insgesamt 20 Gruppensitzungen für zehn bis zwölf Müttern durchgeführt.

Diese Gruppenleiter/innen wurden zuvor in einem mehrtägigen Training speziell geschult. Die Schulung umfasst neben theoretischen Kenntnissen – beispielsweise zur Bindungstheorie, Entwicklungspsychologie oder Gruppendynamik – auch die detaillierte Vermittlung des umfangreichen Manuals, das gerade neu als Buch erschienen ist. Ein Angebot zur Betreuung der Kinder der allein erziehenden Mütter und Supervision für die Gruppenleiter/innen runden das Elterntraining ab.

Zentrale Ziele dieses Elterntrainings sind:

o die Stabilisierung der Mutter-Kind-Beziehung
o die Stärkung der intuitiven Elternfunktionen
o die Verbesserung der elterlichen Einfühlung in das Erleben des Kindes
o eine verbesserte und differenzierende Affektwahrnehmung
o die Bearbeitung unbewusster Delegationen (z.B. Überforderung des Kindes durch Übernahme elterlicher Funktionen in der Familie)
o Einübung sozialer und elterlicher Kompetenzen
o Bearbeitung evtl. bestehender Selbstwertprobleme und Schuldgefühle.
Mittlerweile wurde das Training mit über 120 Müttern umgesetzt und erprobt. In weit über hundert Kindertagesstätten in Neuss, Hilden und Dormagen wurde allein erziehenden Müttern das Programm angeboten.

In der gerade nach dreijähriger Forschungsarbeit abgeschlossenen Evaluation von acht Gruppen (61 Müttern) aus Hilden und Neuss zeigte sich, dass die teilnehmenden Mütter sehr zufrieden waren. Sie gaben an, ihr Kind besser zu verstehen und sich besser in die Gefühle und Bedürfnisse ihrer Kinder einfühlen zu können. Waren zu Beginn des Elterntrainings 35 Prozent der Mütter sogar deutlich depressiv, so wurde dieser Anteil am Ende mit 15 Prozent mehr als halbiert. Dies ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil die länger anhaltende Depressivität der Mutter sehr häufig auch das Kind beeinträchtigt.

Des weiteren reduzierte sich der Anteil der psychisch/psychosomatisch stark belasteten Mütter von 58 Prozent auf 15 Prozent. 39 Prozent der Mütter litten zu Beginn unter stressbedingten psychosomatischen Körperbeschwerden. Nach der PALME-Intervention waren es nur noch 4 Prozent. Der Anteil stark verunsicherter, ängstlicher Mütter sank entsprechend von 42 Prozent auf 15 Prozent.

Auch im Umgang mit ihren Gefühlen zeigten sich günstige Veränderungen: 42 Prozent der Mütter konnten vor Beginn der PALME-Gruppen ihre Gefühle kaum oder nicht akzeptieren. Nach den PALME-Gruppen betrug dieser Anteil nur noch 8 Prozent. 35 Prozent der Mütter hatten Schwierigkeiten ihre Gefühle differenziert wahrzunehmen, nach PALME waren es nur noch 15 Prozent. Diese Effekte waren statistisch bedeutsam.

Solche positiven Entwicklungen der PALME-Mütter vermitteln sich auch den Kindern. Auch die Erzieherinnen in den KiTas nahmen einen statistisch signifikanten Rückgang an Problemverhalten der Kinder wahr, anders als in der Kontrollgruppe.

Diese positiven Effekte des Elterntrainings waren zeitlich stabil und z.T. noch nach über einem Jahr nach Beendigung der PALME-Gruppe nachweisbar.

Alle Einflüsse, welche die zuverlässige und feinfühlige Beziehungsaufnahme der Mutter zu ihrem Kind beeinträchtigen, können langfristig einen negativen Einfluss auf die seelische Entwicklung sowie die sozialen und schulischen Fähigkeiten des Kindes nehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn keine Schutzfaktoren wie z.B. eine weitere emotional positiv eingestellte und zuverlässig verfügbare Bezugsperson für Mütter und Kinder vorhanden ist.

Beispielsweise sind alleinerziehende Mütter in einer schweren Partnerschaftskrise in ihrer emotionalen Zuwendungsfähigkeit nicht selten eingeschränkt und selber häufig unterstützungsbedürtig. So können sich Mütter gerade dann ihrem Kind nicht so gut zuwenden, wenn es das Kind am nötigsten braucht. Zum Beispiel in einer Übergangs- oder Ablösesituation – wie sie durch Kindergarten- oder Schuleintritt gegeben ist – benötigen Kinder stabile und einfühlungsfähige Bezugspersonen. Ohne emotionale Unterstützung zur Bewältigung dieser neuen Entwicklungsanforderung sind sie mit der selbstständigen Bewältigung einhergehender emotionaler Spannungs- und Stresszustände nicht selten überfordert. Das Wohlbefinden des Kindes hängt dann sehr davon ab, ob das Kind über eine einfühlsame Bezugsperson verfügt. Hier kann ein präventives Elterntraining wie PALME über die Unterstützung der Mutter einen positiven Einfluss ausüben.

Das mittlerweile vom Bundesfamilienministerium angezielte bundesweite Angebot von PALME in den Mehrgenerationenhäusern stellt nach der erfolgreichen wissenschaftlichen Evaluation von PALME einen bedeutsamen Schritt dar. Er kann dazu führen, dass einer großen Anzahl interessierter Mütter dieses Gruppenprogramm offen steht. Die jetzt gerade wieder in Düsseldorf stattfindende Schulung zukünftiger PALME-GruppenleiterInnen durch das Team um Prof. Franz dient diesem Ziel.

Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Franz (0211) 81-18855
E-Mail: matthias.franz@uni-duesseldorf.de

Media Contact

Dr. Victoria Meinschäfer idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-duesseldorf.de

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