Der Tod kam aus dem All

Bis heute diskutieren Forscher darüber, was vor 65 Millionen Jahren zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten auf der Erde auslöschte und das Zeitalter der Dinosaurier beendete. Eine Gruppe internationaler Wissenschaftler unter Leitung des Geologen Dr. Peter Schulte von der Universität Erlangen-Nürnberg hat neueste Daten analysiert und relevante Studien ausgewertet. Die Ergebnisse belegen, dass der Auslöser eines der größten Massensterben in der Erdgeschichte aus dem All kam. Nachzulesen sind sie in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins Science (4. März 2010, Vol. 327, Issue 5970).

Für Jahrzehnte war die Ursache für das große Massensterben am Ende der Kreidezeit eine der wichtigsten offenen Fragen in den Geowissenschaften. Vor 30 Jahren fanden Forscher die ersten stichhaltigen Belege für einen Meteoriten. Seit 20 Jahren kennt die Wissenschaft dessen Einschlagstelle: Ein 200 Kilometer großer Krater bei Chicxulub („Chick-shuh-loob“) in Südmexiko. Der Meteorit, der dort einschlug, maß vermutlich rund zehn Kilometer im Durchmesser und raste mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Kilometern pro Sekunde auf die Erde zu, der mehr als zwanzigfachen Geschwindigkeit einer Gewehrkugel. Der aufgewirbelte Staub und die freigesetzten schwefelhaltigen Gase verdunkelten den Himmel über dem gesamten Planeten und verursachten unter anderem eine jahrelang anhaltende Kälteperiode, der viele Arten zum Opfer fielen.

Die Theorie vom Meteoriteneinschlag hat in der Fachwelt nicht nur Befürworter. Der größte Widerspruch kam vor einigen Jahren von der Universität Princeton, USA. Die amerikanischen Forscher machen extrem starken Vulkanismus in Indien für das Ende der Dinosaurier und der anderen Arten verantwortlich und sagen, dass das Aussterben erst 300.000 Jahre nach dem Einschlag bei Chicxulub einsetzte.

Die neuen Untersuchungen des internationalen Forscherteams unter Erlanger Leitung widerlegen diese Behauptungen. „Die Vulkanausbrüche in Indien begannen schon 500.000 Jahre bevor das weltweite Massensterben einsetzte – ohne dass sich gravierende Auswirkungen auf die globale Artenvielfalt zeigten“, sagen Peter Schulte und seine Forscherkollegen. Die mehr als 40 Wissenschaftler aus Europa, den USA, Mexiko, Kanada und Japan konnten unter anderem nachweisen, dass erst am Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär zahlreiche Pflanzen- und Tierarten schlagartig ausstarben und zwar genau zeitgleich mit dem Meteoriteneinschlag.

Die zeitliche Lücke von 300.000 Jahren zwischen dem Einschlag des Meteoriten und dem Massensterben habe es nicht gegeben, meinen die Forscher. „Die Gegner der Meteoriten-Theorie stützen sich bei ihren Behauptungen hauptsächlich auf wenige Gesteinsablagerungen rund um den Krater, die angeblich diese Lücke zeigen“, sagt Peter Schulte. „Bei einem Meteoriteneinschlag dieser Größe wird eine Energie freigesetzt, die millionenfach höher ist als die der größten jemals getesteten Atombombe. Der Einschlag löste gewaltige Erdbeben, riesige Rutschungen und Tsunamis aus, die vor allem im heutigen Golf von Mexiko zu chaotischen Gesteinsabfolgen führten. Somit sind die Gesteinsschichten direkt im Bereich von Chicxulub sicherlich am wenigsten geeignet, um die genaue Reihenfolge der Ereignisse vor 65 Millionen Jahren aufzuklären.“ Weitaus besser eignen sich Gesteinsabfolgen in größerer Entfernung vom Krater. In ihrer Studie zeigen die Forscher, dass der Meteorit sogar in mehreren tausend Kilometern Entfernung eine Art Fingerabdruck in Form von winzigen Bruchstücken typischer Gesteine der Einschlagstelle in Südmexiko hinterlassen hat.

Darüber hinaus passe auch der Ablauf des Artensterbens genau zu den globalen ökologischen Folgen des Meteoriteneinschlags, erklärt Peter Schulte. Plötzlich einsetzende jahrelange Dunkelheit und Kälte wirkten sich gleichermaßen auf Land- und Meeresbewohner aus. Dies war katastrophal für die Pflanzen und Tiere, die ohne Licht nicht überleben können und somit besonders verheerend für Organismen mit einem hohen Nahrungsbedarf.

Weitere Informationen

Dr. Peter Schulte
Tel.: 09131/85-22514
schulte@geol.uni-erlangen.de

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Sandra Kurze idw

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