Recycling auf der Erde schon seit mehr als 3 Milliarden Jahren – Plattentektonik viel älter als bisher angenommen

Schematische Darstellung wie bereits im Archaikum vor 3.3 Milliarden Jahren Wasser in nasser ozeanischer Lithosphäre in eine Übergangszone des Erdmantels subduziert wurde und dann als Einschluss in Lava wieder an die Erdoberfläche gelangte. Abbildung nach E. Asafov.

Die Plattentektonik wurde von Alfred Wegener erst vor etwa 100 Jahren entdeckt, offenbar gibt es sie aber schon seit der frühesten Erdgeschichte. Angetrieben von Konvektionsströmen im Erdinneren werden große Stücke der Erdkruste als sogenannte Platten auf dem zähflüssigen Erdmantel verschoben.

Das weltweite Recycling der nassen ozeanischen Kruste von der Erdoberfläche bis zum tiefen Erdmantel und dann zurück an die Erdoberfläche ist eines der Hauptmerkmale dieses plattentektonischen Regimes, das unseren Planeten im Sonnensystem heute einzigartig macht.

Wann dieser Prozess während der 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte begann, war bisher umstritten. Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel konnte nachweisen, dass es schon vor mehr als drei Milliarden Jahren plattentektonische Prozesse gab, wobei Wasser eine wichtige Rolle spielt.

„Der Beweis für unsere Hypothese sind kleinste Einschlüsse in sehr alten Gesteinen, die wir geochemisch untersucht haben“, erläutert Dr. Maxim Portnyagin vom GEOMAR, Ko-Autor der Studie, die jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Nature erschienen ist.

Das internationale Forscherteam unter Leitung des ISTerre in Grenoble, Frankreich untersuchte Schmelzeinschlüsse im Mineral Olivin von Komatiiten aus dem Barberton Belt in Südafrika, die 3.3 Milliarden Jahre alt sind.

Komatiite entstanden aus sehr heißen Magmen, die hauptsächlich in der frühen Erdgeschichte durch einen ungewöhnlich hohen Anteil an Schmelzen aus dem Erdmantels erzeugt wurden.

Sie zeigten ähnliche geochemische Signaturen wie zuvor analysierte Komatiit-Proben aus Kanada, sind aber 600 Millionen Jahre älter.

„Die geochemischen Prozesse, die wir mit Hilfe der Proben untersucht haben, sind außerordentlich komplex und erforderten den Einsatz einer Reihe von hochentwickelten Instrumenten wie Elektronenstrahlmikrosonde oder Ionensonde und Lasermikrosonde mit Massenspektrometern, mit denen noch kleinste Einschlüsse analysiert werden können“, so Dr. Garbe Schönberg von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. „Dies war nur in enger Kooperation einer Reihe von Einrichtungen möglich“, so der Kieler Wissenschaftler.

Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler war die Erdkruste offenbar schon in der frühen Erdgeschichte soweit abgekühlt, dass es zu den bis heute bekannten Plattenverschiebungen kam. „Recycling ist also schon eine sehr alte Geschichte und hat unseren Planeten über Milliarden von Jahren geprägt“, so Dr. Portnyagin abschließend.

Sobolev, A. V., Asafov, E. V., Gurenko, A. A., Arndt, N. T., Batanova, V. G., Portnyagin, M. V., Garbe-Schönberg, D., Wilson, A. and Byerly, G. R., 2019: Deep hydrous mantle reservoir provides evidence for crustal recycling before 3.3 billion years ago. Nature, 571, doi: 10.1038/s41586-019-1399-5.

https://www.geomar.de/news/article/recycling-auf-der-erde-schon-seit-mehr-als-3-milliarden-jahren/

Media Contact

Dr. Andreas Villwock idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.geomar.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer