Italiens Alpengletscher schmelzen immer schneller

Monte Rosa: Forscher warnen vor Folgen des Klimawandels (Foto: Harald Jung)

Die im Sommer aufgetretenen Hitzerekorde haben in diesem Jahr am Monte Rosa zu einem Gletscherverlust von mehr als drei Metern Durchmesser geführt. Das haben Mitarbeiter der Universität Pavia http://unipd.it  bei Messungen am Südhang von Europas höchstem Gebirgsmassiv (Dufour-Spitze 4.637 Meter) festgestellt.

Schmelzgeschwindigkeit steigt

„Wie ein Soufflé ist der Ghiacciaio Belvedere in den letzten 15 Jahren in sich zusammengesackt“, sagt Forscher Silvio Seno. In den vergangenen Sommermonaten seien täglich 7,5 Zentimeter verloren gegangen. Was davon übrig bleibt, ist jetzt zum Großteil als graue, von abstürzenden Gesteinsmassen und Geröll überdeckten Moränen erkennbar. Die Schmelzgeschwindigkeit hat sich in wenigen Jahren mehr als verdoppelt.

Glücklicherweise nicht wiederholt hat sich das Phänomen, das 2001 zur Bildung eines Gletschersees – in Italien ein bis dahin einzigartiger Vorgang – geführt hat. Damals hatten Spezialeinheiten mit dem Abpumpen des Schmelzwassers begonnen, weil ein Überlaufen und eine Überschwemmung der darunter liegenden Dörfer befürchtet wurde.

Das Problem löste sich aber auf natürliche Weise, indem das Schmelzwasser durch unterirdische Kanäle bis zum völligen Verschwinden des „Lago Effimero“ abfloss.

Trendwende dringend erforderlich

Alpengletscher gelten nicht nur als wertvolle Trinkwasserspeicher, sondern auch als Frühindikatoren für die globale Erwärmung. „Ohne Gletscher wird es in den Alpen weniger Skifahrer, weniger Tourismus und weniger Bergsteiger geben“, so Seno. Unter Wissenschaftlern gilt, dass ohne eine generelle Trendwende dies spätestens im Jahre 2100 der Fall sein wird. Betroffen wären auch die unterhalb des Monterosa liegenden Lebensräume am Lago Maggiore, Ticino und entlang des Po-Flusses.

„Um die immer schneller werdende Schmelze zu stoppen, sind mindestens acht Jahre ohne größere Hitzererscheinungen erforderlich“, unterstreicht der Geologe Andrea Tamburini.

Um auf die mit Erderwärmung und Klimawandel verbundenen Probleme aufmerksam zu machen, findet in Italien in der Zeit vom 18. bis 25. Oktober das Aktionsprogramm „Settimana Terra“ http://settimanaterra.org  statt. In diesem Zusammenhang sind landesweit 237 Veranstaltungen in 180 Städten unter Teilnahme von mehr als 600 Wissenschaftlern eingeplant.

Media Contact

Harald Jung pressetext.redaktion

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer