Im nicht mehr ewigen Eis – Rostocker Forscher untersuchen Leben in der Antarktis

Seitenansicht eines Kerns mit vielen kleinen Schlangensternen, 2013 Copyright: Universität Rostock / Heike Link

Nicht nur Gletscher schmelzen infolge der globalen Erwärmung auch das Meereis schwindet zunehmend. Das beeinflusst die Funktionen der kleinen und kleinsten Lebewesen im Meeresboden der Antarktis, der Macro- und Meiofauna.

Wie genau, das versuchen Dr. Heike Link vom Department Maritime Systeme der Universität Rostock gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeitern und Dr. Gritta Veit-Köhler (Senckenberg am Meer) im Projekt im Schwerpunktprogramm Antarktisforschung herauszufinden.

Im Auftrag von Dr. Link sind die Rostocker Doktorandin Friederike Säring und der Masterstudent Ben Behrend derzeit mit einem multidisziplinären Team von Wissenschaftlern auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ in der Antarktis unterwegs, um dem dortigen Meeresboden seine lebenden Geheimnisse zu entlocken.

Doch mit bloßem Auge ist nicht sichtbar, was in dem uralten und so scheinbar unberührtem Schlamm in hunderten Meter Tiefe unter dem eisbedeckten Weddell-Meer verborgen ist – und schon gar nicht, wie Lebewesen dort leben und das Ökosystem beeinflussen.

Im Larsen-C-Schelfeis, in dem letztes Jahr ein Eisberg sechs mal so groß wie Rügen abbrach, sollte sich den Forschern unter Leitung von Dr. Boris Dorschel des Alfred-Wegener-Instituts zum ersten Mal der Zugang auf das unbekannte Ökosystem gewähren, das bisher vom ewigen Eis bedeckt und vor dem Sonnenlicht geschützt war.

Doch es kam anders. Obwohl der Klimawandel das Meereis insbesondere um die Antarktische Halbinsel vermindert und die Eisschelfe abbrechen, will das Eis den Forschern den Weg ins Weddell-Meer nicht so einfach freigeben. Nach Wochen erfolglosen Eisbrechens in der Region mit der eisgängigen „Polarstern“ untersucht das Forschungsteam nun das Weddell-Meer und den Meeresboden weiter nördlich entlang einer Spanne unterschiedlicher Eisbedeckung.

Erst Anfang März konnten die Biologen ihre Forschungsgeräte das erste Mal zu Wasser lassen, und Friederike Säring hatte ihre ersten Sedimentkerne mit antarktischem Meeresboden und dessen Bewohnern in der Hand. „Es ist beeindruckend in dieser atemberaubenden Umgebung von Schnee und Eis seine eigenen Proben vom Meeresboden nehmen zu können“, sagt die Wissenschaftlerin.

„Schon beim ersten Blick auf unsere Sedimentkerne lassen sich kleine Würmer und Asselspinnen erkennen.“ Das Arbeiten und Leben auf dem Schiff gestaltet sich ganz anders als an Land, weiß sie zu berichten. „ Es ist spannend an Bord mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen zu arbeiten, die ich vorher nur von ihren Publikationen kannte.“

In den Laboren des Forschungsschiffes können die Wissenschaftler in der Zeit bis zum Ende der Forschungsreise nun genau untersuchen, wieviel Nahrung die Macro- und Meiofauna aufnimmt, wie groß dabei der Stoffumsatz im Sediment ist und wie sich das alles bei unterschiedlicher Meereisbedeckung verändert.

Währenddessen geht es im 24-Stunden-Betrieb von einer Beprobung zur nächsten. Viel Freizeit bleibt da nicht. Doch lassen sich vielleicht ein paar Pinguine, Robben und Wale erblicken, begleitet von den Geräuschen, wie die Polarstern durch das Eis bricht.

Dr. Heike Link
Universität Rostock
Department Maritime Systeme
Tel.: +49 381 498-8921
E-Mail: heike.link@uni-rostock.de

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