Erste Klimaszenarien bis 2300 veröffentlicht

Prognosen des Zukunftsklimas müssen künftig über das Jahr 2100 hinausreichen. Ein Schritt dazu ist nun einer internationalen Forschergruppe gelungen. In der Fachzeitschrift „Climatic Change“ präsentieren sie vier neue Klimaszenarien mit hoher Auflösung, die erstmals auch klimapolitische Maßnahmen berücksichtigen und Erweiterungen bis ins Jahr 2300 liefern.

„Das Ziel ist, eine Grundlage für Klimamodelle des fünften IPCC-Berichts 2014 zu liefern“, erklärt Keywan Riahi vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), einer der fünf Studienleiter, im pressetext-Interview.

Trägheit erfordert Weitblick

Der größere Zeithorizont – bisher bildete das Jahr 2100 die Obergrenze – ist aus zwei Gründen entscheidend, betont Riahi. „Einerseits muss man der Trägheit des Systems gerecht werden. Der mögliche Anstieg des Meeresspiegels etwa erfolgt in vollem Umfang erst mit großer Zeitdifferenz zum Temperaturanstieg. Andererseits ist auch die Frage wichtig, wie irreversibel Trends sind. Es ist entscheidend zu wissen, wie etwa das langfristige Klima auf eine nachträgliche Senkung der CO2-Konzentration von 700 auf 550 parts per million (ppm) reagieren würde.“

Enorme Bandbreite für 2300

Die ersten Langzeit-Szenarien zeigen, wie groß der Spielraum durch Klimamaßnahmen, jedoch auch die Unsicherheit der heutigen Forschung noch sind: Die günstigste Prognose sieht im Jahr 2300 eine CO2-Konzentration von 360 ppm, was sogar unter dem heutigen Wert von 390 ppm liegt. „Um das zu erreichen, würde die Temperatur zunächst um zwei Grad steigen, dann wieder um ein Grad sinken“, so Riahi. Als bemerkenswert sieht der Forscher, dass trotz massiver CO2-Emissionsreduktion langfristig ein Ein-Grad-Anstieg im Vergleich zur vorindustriellen Phase unausweichlich scheint.

Große Abweichungen davon zeigt das ungünstigste der vier Szenarien für 2300, das mit einer Erhöhung des CO2-Gehalts auf 2.000 ppm rechnet. Gegenüber der heutigen Situation wäre das mehr als eine eine Verfünffachung der CO2-Konzentration und hätte einen mittleren Temperaturanstieg um etwa acht Grad zur Folge. Mit welcher Politik jedes der beiden Extremszenarien verbunden ist, geht aus der Forschung nicht hervor. Zudem ist jedes der 2300er-Szenarien stilisiert und liefert noch keine lokalen Auflösungen.

Bodennutzung hat massive Folgen

Diese Details liefert die Publikation, für die die gesamte bisherige Studienlage durchforstet wurde, hingegen für die 2100er-Szenarien: Etwa die hohe räumliche Auflösung, deren Detailliertheit bis auf Flächen von 50 mal 50 Kilometern reicht. Erstmals berücksichtigen die Forscher zudem neben Treibhausgasen und Luftverschmutzung auch die Landnutzung als wesentlichen Klimafaktor.

„Die Biosphäre ist einer der wichtigsten Kohlenstoffsenken des Planeten. Änderungen der Beschaffenheit der Erdoberfläche haben daher große Auswirkungen auf das Klima. Zusätzlich ins Gewicht fällt hier vor allem der Albido-Effekt, der bei Schnee- und Eisschmelze, jedoch auch bei großflächig für die intensive Landwirtschaft umgewidmeten Flächen oder bei Entwaldung auftritt“, erklärt Riahi.

Originalartikel unter http://www.springerlink.com/content/f296645337804p75/

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Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.iiasa.ac.at

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