Innovative Erdbebenskala berücksichtigt ökologische Gesichtspunkte

Eine Gruppe von Geologie- und Seismologiefachleuten des Istituto per l' Ambiente Marino e Costiero, der staatlichen Agenzia per la Protezione dell' Ambiente e per i Servizi Tecnici und der Università dell' Insubria hat eine neue, nach ökologischen Gesichtspunkten erstellte Erdbebenskala entwickelt. Mit der „Environmental Seismic Intensity Scale“ (ESI 2007) werden nicht nur die Schadenspotenziale an Gebäuden und Infrastruktur, sondern auch auf die Umwelt bezogene Aspekte berücksichtigt.

„Ähnlich wie andere seismologische Messsysteme ist ESI 2007 in zwölf Stufen eingeteilt“, erklärt die Projektleiterin und IAMC-Mitarbeiterin Sabina Porfido. “ Der Unterschied besteht darin, dass die Auswirkungen auf die Natur und Umwelt in detaillierter Weise mitverarbeitet werden. Dazu gehören beispielsweise die Entstehung von Erdspalten, Subsidenzerscheinungen, Bodenverwerfungen oder -brüche, Erdrutsche, hydrologische Veränderungen und Tsunamis.“

Die innovative Erdbebenskala ist inzwischen vom der International Union for Quaternary Research (INQUA) anerkannt worden. Zur ihrer Erstellung waren die Daten zahlreicher Erdbeben in Asien (darunter das von 2004 auf Sumatra), Nord- und Südamerika, des Mittleren Osten und Europas untersucht und nach den neuen Kriterien geordnet worden. ESI 2007 kann auch in herkömmliche Erdbebenskalen wie der Mercalli Canacani Sieberg integriert werden.

„Unser Ziel ist ein Messinstrument, das eine genauere Ermittlung seismologisch gefährdeter Gebiete und eine gezieltere Territorialplanung ermöglicht“ , so die italienische Wissenschaftlerin weiter. Dadurch könnten künftig mehr Menschenleben gerettet und größere wirtschaftliche Schäden verhindert werden. Ein gutes Beispiel liefere das jüngste Erdbeben in Japan , bei dem beinahe auch das Atomkraftwerk von Kashiwazaki in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Die japanischen Erdbebenexperten hatten zwar ein starkes Erdbeben vorausgesagt, jedoch nicht die davon ausgehenden Erdverschiebungen in Richtung der Nuklearanlage in ihre Berechnungen einbezogen.

Media Contact

Harald Jung pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.cnr.it

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer