Tsunami-Frühwarnsystem einen Schritt weiter

Die Tsunami-Gruppe des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft übergibt heute offiziell die erste Version der Simulationskomponente für das Deutsch-Indonesische Tsunami-Frühwarnsystem. Es soll im Dezember in Jakarta in den Testbetrieb gehen. Die Verabschiedung des Schnittstellendokuments ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Frühwarnsystems.

Das Alfred-Wegener-Institut ist Partner in dem Projekt, das unter der Federführung des GeoForschungsZentrums Potsdam ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean entwickelt. Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut entwickeln einen Teil der Bojentechnologie sowie die Simulationskomponente und bereiten diese auf den Einsatz vor. Dabei verwenden sie modernste Software- und Hardware-Technologien.

Die Simulation ist ein Kernelement des Systems: Mit ihrer Hilfe wird aus den Einzelmessungen von Erdbeben, Wasserstand und Position der Bodenverschiebung ein Gesamtbild berechnet. Diese Gesamtschau des Erdbeben-Tsunami-Ereignisses soll dem diensthabenden Frühwarn-Offizier die Möglichkeit geben, die Lage möglichst exakt zu beurteilen und entsprechende Warnungen oder Entwarnungen zu erteilen.

„Unser System ist weltweit das erste, das die Szenarien nicht nur nach den Erdbebenparametern bewertet, sondern zusätzliche Messwerte, wie Wasserstände und Position der gemessenen Verschiebungen der Erdkruste in die Auswahl von Szenarien mit einbezieht“, erklärt Dr. Jörn Behrens, Leiter der Tsunami-Gruppe am Alfred-Wegener-Institut. „Damit werden wir in der Lage sein, schon nach sehr kurzer Zeit eine realistische Lagebeurteilung zu liefern.“ Die Lagebeurteilung muss in Indonesien innerhalb von wenigen Minuten geschehen, weil die Zeit von der Auslösung eines Tsunami bis zur Ankunft an der Küste in der Regel nur 30 Minuten beträgt.

Das Simulations-System arbeitet mit einer Anzahl vorberechneter Tsunami-Szenarien, die anhand der einlaufenden Messwerte beurteilt werden. Das Szenario mit der größten Übereinstimmung wird als wahrscheinliches Vorhersage-Szenario zur Entscheidungsgrundlage für Warnung oder Entwarnung herangezogen.

Die Tsunami-Gruppe am Alfred-Wegener-Institut besteht seit Anfang 2006. Sie ist interdisziplinär und setzt sich aus Mathematikern, Physikern, Geographen, Ozeanographen und Informatikern zusammen. Beispielhafte Simulationen finden Sie im Internet: http://www.awi.de/de/go/tsunami

Mehr Informationen zum Deutsch-Indonesischen Tsunami-Frühwarnsystem finden Sie im Internet auf den Projektseiten unter: http://www.gitews.de

Weiter beteiligte Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft sind neben der Projektleitung am GeoForschungsZentrum Potsdam, die Deutsche Luft- und Raumfahrt (DLR) und das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht.

Hinweise für Redaktionen:
Ihre Ansprechpartner sind Dr. Jörn Behrens (Tel. 0471/4831-1781, E-Mail: Joern.Behrens@awi.de) und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dr. Angelika Dummermuth am Alfred-Wegener-Institut (Tel. 0471/4831-1742, E-Mail: medien@awi.de).

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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