Tiefsee-Schwammriffe leben von Methan

Eigentlich waren die Forscher davon ausgegangen, dass riffbildende Glasschwämme seit etwa 100 Mio. Jahren ausgestorben waren. Nun hat das Wissenschaftsteam um Paul Johnson von der University of Washington vor der Westküste Amerikas ein solches Riff entdeckt. Zuvor war ein ähnliches Riff vor der kanadischen Westküste bekannt geworden – allerdings unterscheidet sich das amerikanische Riff dadurch, dass die Lebewesen offensichtlich von Methan leben, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Das von Johnson entdeckte, 200 Meter unter der Wasseroberfläche liegende Schwammriff erhebe sich mitten aus einer Umgebung, in der der Meeresboden nicht gerade üppig besiedelt ist. „Das Riff hingegen, das wir entdeckt haben, ist voller Leben“, so Johnson. Hier fanden sich Sardinen, Krabben, Garnelen, Rifffische und Zooplankton. „Wenn man das Riff ansieht, glaubt man, es handelt sich um ein dicht besetztes Aquarium in einem teuren japanischen Restaurant“, erklärt Johnson. Was die Wissenschaftler erstaunt, ist die Tatsache, dass nahe des Riffs Methan aus dem Meeresboden austritt. Spezielle Bakterien ernähren sich offensichtlich von Methan und umgekehrt ernähren sich die Schwämme von diesen Bakterien.

„Das trifft auf die uns bekannten kanadischen Riffe definitiv nicht zu“, so Johnson, der glaubt, eine sensationelle Neuentdeckung gemacht zu haben. „Das ist ein völlig neues Ökosystem, wo viele Lebewesen vom Methan abhängig sind“, erklärt der Wissenschaftler. Zwar sind den Forschern einige der Glasschwamm-Arten bekannt, allerdings handelt es sich dabei Spezies, die keine Riffe bilden. Es war eine Weltsensation, als die Wissenschaftler 1991 von den Glasschwammriffen berichteten. Damals glaubten die Forscher, dass diese nur in ökologischen Nischen überleben konnten. Auch das scheint in der Zwischenzeit nicht mehr zu stimmen, denn die US-Schwämme leben im offenen Wasser und sind den kalten Winterstürmen ausgesetzt und damit keineswegs geschützt.

Glasschwämme gehören zu den ältesten vielzelligen Tieren der Erdgeschichte. Sie wurden in etwa 545 Mio. Jahre alten Gesteinsschichten nachgewiesen. Vor etwa 200 Mio. Jahren waren diese Schwämme am weitesten verbreitet. Forscher berichten darüber, dass damals ein fast 7.000 Kilometer langer Schwammriffgürtel vom heutigen Kaukasus über Rumänien, Süddeutschland, die Iberische Halbinsel bis an die heutige Küste Neufundlands reichte. Die Schwammriffe bildeten ähnliche Riffe, wie dies heute Korallen machen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.washington.edu

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