EU fördert neues Projekt der Universität Essen zur Bewertung von Flüssen in Europa

Die Abteilung Hydrobiologie im Fachbereich Bio- und Geowissenschaften, Landschaftsarchitektur der Universität Essen wird im Rahmen eines Forschungsprojektes von der Europäischen Union und von nationalen Institutionen – wie beispielsweise dem Bundesforschungsministerium – bereits zum wiederholten Mal gefördert. Die Abteilung hatte sich bei der EU durch ihre angesehenen Forschungsarbeiten zur Wasserqualität profilieren können, aber auch durch ihre hervorragende Projekt-Koordinierung: Die jetzt zur Verfügung stehenden Gelder fließen in ein großangelegtes Projekt, an dem die Universität Essen seit längerem beteiligt ist und das folgenden Hintergrund hat: Im Dezember 2000 wurde mit der „EU Wasser-Rahmenrichtlinie“ eine Rechtsvorschrift erlassen, die sehr große Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft in ganz Europa hat. Die Umsetzung dieser Richtlinie wird derzeit von der EU und den einzelnen Mitgliedsstaaten intensiv vorbereitet. Im Rahmen dieser Arbeiten werden auch Forschungsprojekte gefördert. Trugen die vorhergehenden Forschungs-Projekte zur Wasser-Rahmenrichtlinie mit Essener Beteiligung noch den Titel AQEM und MAKEF, heißt das neue Projekt nun STAR (Standardisation of River Classifications). Die Abteilung Hydrobiologie der Uni Essen wird mit 550 000 Euro gefördert.

Um STAR besser einordnen zu können, hier zunächst eine kurze Erläuterung zur Situation des Gewässerschutzes und ein Rückblick auf das dazu bisher von der Abteilung Hydrobiologie der Universität Essen Geleistete: Die Verschmutzung von Gewässern wird traditionell durch ’Gewässergütekarten’ dargestellt, mit denen die Öffentlichkeit für Fragen des Gewässerschutzes sensibilisiert wurde und in deren Folge sich die Wasserqualität in vielen europäischen Ländern wieder verbesserte. Dennoch sind die Lebensgemeinschaften der Gewässer – wie zum Beispiel Fische, Kleintiere, Wasserpflanzen – nach wie vor stark beeinträchtigt. Die Ursache hierfür ist nicht nur die Verschmutzung der Gewässer: Wehre, Flussbegradigungen, Wasserausleitung, Schwermetalle – all dies wirkt sich auf die Lebensgemeinschaft aus. Der neue Ansatz der EU sieht vor, die Beeinträchtigung der Lebensgemeinschaft direkt zu messen und nicht nur die Verschmutzung zu bestimmen.

Eine entsprechende Methodik wurde in dem laufenden EU Forschungsprojekt AQEM, an dem 16 Partner aus acht europäischen Staaten beteiligt sind, entwickelt. Das Projekt wird von Dr. Daniel Hering, Abteilung Hydrobiologie der Universität Essen, koordiniert. Herzstück der Bewertung sind Kleintiere, die an der Gewässersohle leben. Das Projekt wird Ende Februar 2002 mit der Veröffentlichung einer spezifischen Bewertungs-Software, umfangreicher Datenbanksysteme und eines ausführlichen Handbuches abgeschlossen. 

Der Erfolg des in Essen koordinierten AQEM-Projektes führte zu dem Folgeprojekt STAR, das in diesen Tagen beginnt und wiederum von der EU gefördert wird. Das Projekt hat zum Ziel, die in AQEM entwickelten Verfahren zu erweitern, mit anderen in Europa etablierten Verfahren auf einen Maßstab zu bringen und sie zu internationalen Standards weiter zu entwickeln. Ziel sind sogenannte ISO/CEN Standards, die für die meisten europäischen Länder verbindlich sind. Neben den Kleintieren der Gewässersohle sollen auch andere Organismengruppen, z.B. Wasserpflanzen, Mikroalgen und Fische, Berücksichtigung finden. All diese Tier- und Pflanzengruppen liefern unterschiedliche Informationen zur Qualität von Gewässern: Nährstoffanreicherung wird von der Algenflora widergespiegelt, Gewässerverschmutzung durch Kleintiere, während Fische die Situation im Einzugsgebiet eines Flusses beschreiben. In dem neuen Projekt sollen die Vorteile der verschiedenen Gruppen bei der Gewässerbewertung kombiniert werden. Dr. Daniel Hering von der Universität Essen koordinierte AQEM, die Projektleitung von STAR hat er nun an Dr. Mike T. Furse vom britischen ’Centre of Ecology and Hydrology’ abgegeben.

Ein weiteres geförderte Projekt der Abteilung Hydrobiologie der Universität Essen war das 2001 gestartete Projekt MAKEF, koordiniert von Dr. Petra Podraza. Das Projekt, an dem neben der Essener Hochschule drei Firmen aus Nordrhein-Westfalen und die Universität Bonn beteiligt sind, soll die Frage klären, welche Gewässer vom Menschen so stark verändert sind, dass sie nicht mehr in einen naturnahen Zustand zurückversetzt werden können. Für diese Gewässer gelten gemäß der neuen EU-Richtlinie dann andere Vorschriften und Ziele.

Redaktion: Maren Beuscher, Telefon (02 01) 1 83 – 45 18
Weitere Informationen:
Dr. Daniel Hering, Telefon (02 01) 1 83 – 30 84 oder 
daniel.hering@uni-essen.de

Universität Essen, Pressestelle, 45117 Essen
Telefon: (02 01) 1 83-20 88 – Telefax: (02 01) 1 83 – 30 08
E-Mail: pressestelle@uni-essen.de 
Besucheranschrift: Universitätsstraße 2, 45141 Essen, Gebäude T01, 6. Etage, Raum B13
Verantwortlich: Monika Rögge, Telefon: (02 01) 1 83 – 20 85

Media Contact

Monika Roegge idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer