Eis-Bohrcamp in der Antarktis: Die Kohnen-Station ist eingewintert

Dieses Foto zeigt einen besonderen Lichteffekt, den so genannten Diamantenstaub. <br>Foto: AWI

Wissenschaftler und Techniker des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) haben am vergangenen Montag, den 18. Februar, die Kohnen-Station für den kommenden antarktischen Winter geschlossen.

Die Temperaturen am Ort sanken auf inzwischen minus 30 bis 35 Grad Celsius bei Tage und minus 46 Grad in der Nacht. Dabei können die Maschinen nur noch mit sehr hohem zusätzlichem Aufwand arbeiten. Die Bohrung wurde bei einer Tiefe von 450,93 Meter unter der Oberfläche eingestellt. Das Eis in dieser Tiefe wird auf 8200 Jahre geschätzt. Damit enthält der bis jetzt erbohrte Kern fast schon das ganze Holozän, die jetzige Warmzeit. Im kommenden antarktischen Sommer wird die Bohrung fortgesetzt. Die nächsten 150 bis 200 Meter werden den sehr interessanten Übergang aus der letzten Eiszeit enthalten. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Eiskern Daten zu natürlichen Klimaveränderungen während der letzten 200 000 Jahre liefern.

Als Basiscamp für das ’Europäische Projekt für Eisbohrungen in der Antarktis’ (EPICA) musste an einer außergewöhnlich schwer zugänglichen Stelle der Erde eine Station aufgebaut werden. Die ’Kohnen-Station’ des AWI wurde in den letzten zwei Südsommern nach eingehender Vorerkundung mit Flugzeugen am Kreuzungspunkt des 75. Breitengrades mit dem Greenwich Meridian in 2892 Meter Höhe auf dem antarktischen Eisschild gebaut. Die Wohn- und Arbeitscontainer ruhen auf einem Stahlgerüst, das an Stelzen nach oben gekurbelt werden kann, um den Schneezutrag auszugleichen. In der zurück liegenden Sommersaison arbeiteten auf ’Kohnen’ 25 Männer und drei Frauen. Die Station wurde am 4. Januar 2002 wieder eröffnet, die Bohrungen begannen 14 Tage später. Die Bohranlage mit den Kältelabors befindet sich unter der Oberfläche in einer in das Eis gefrästen 90 Meter langen Halle. Dort wird bei Temperaturen um minus 35 Grad eine komplexe Bohrtechnik betrieben und die Kernsegmente ersten Analysen unterzogen.

Die Station ist jetzt „eingewintert“. Dazu gehören unter anderem das Entleeren von Wasserleitungen, das Verladen der beiden verbleibenden Schneemobile (Skidoos) in einen Container und das Parken des hier verbleibenden Pistenbullys im Bohrgraben. Die Eingänge des Bohr- und Wissenschaftsgrabens werden mit Holzplatten verschlossen. Zum Schutz gegen Driftschnee müssen alle Öffnungen auf der Station geschlossen und abgedichtet werden. Die Station wird gereinigt, der Generator still gelegt und das Kühlwasser abgelassen. Material zur Wiedereröffnung der Station wird, so weit möglich, bereit gestellt.

„Die Sonne verschwindet bereits für drei Stunden unter dem Horizont. Es wird wieder dämmerig. Gegenüber der Sonne im Norden sieht man am Himmel ein purpurnes Glimmen und darunter einen dunklen Streifen. Dies ist die Grenze zur richtigen Nacht, die in den nächsten Tagen auch wieder nach Kohnen kommen wird“, beschreiben Dr. Sepp Kipfstuhl, Dr. Frank Wilhelms und der Logistiker Cord Drücker vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven die Situation an der Station. Per Flugzeug sind sie bereits wieder in der Neumayer-Station eingetroffen, von wo aus sie am 1. März die Heimreise antreten werden.

Media Contact

Dipl.-Ing. Margarete Pauls idw

Weitere Informationen:

http://www.awi-bremerhaven.de/

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