Besseres Klima für China

Jülicher Forscher haben die ersten Ergebnisse zweier großer Messkampagnen in China vorgestellt. Dort haben sie im letzten Sommer die wichtigsten Ursachen für die Luftverschmutzung in den Ballungsräumen um Peking und im Pearl River Delta untersucht. Im Hinblick auf bessere Luft für die olympischen Spiele 2008 in Peking empfehlen die Klimaforscher, schwefelfreie Dieselkraftstoffe zu verwenden und die Freisetzung von Kohlenwasserstoffen beispielsweise aus Raffinerien einzuschränken.

„Wir waren vor allem von der sehr hohen Konzentration der Hydroxyl-Radikale in Peking überrascht“, erklärt Prof. Andreas Wahner, Direktor am Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre des Forschungszentrums Jülich. Dieses Molekül ist das „Waschmittel der Atmosphäre“ und wichtig für den Abbau von Schadstoffen. „Das hatten wir so nicht erwartet“, sagt Wahner. Eigentlich wird dieses Waschmittel bei hoher Luftverschmutzung durch Stickoxide, wie sie durch Autoabgase entstehen, abgebaut.

Die Wissenschaftler haben aber nicht nur die Selbstreinigungskraft der Atmosphäre untersucht, sondern auch nach den Quellen der Luftverschmutzung – beispielsweise Ozon, Aerosole, Stickoxide und Kohlenwasserstoffe – gefahndet.

Kohlenwasserstoffe, die für die bodennahe Ozonbildung und dem daraus folgenden ausgeprägten Smog über Peking verantwortlich sind, werden vor allem im Verkehr freigesetzt, aber auch durch Lecks in Tankstellen und Raffinerien. „Diese Quellen sollten zur Olympiade 2008 vorzugsweise reduziert werden“, empfiehlt Wahner. Weitere Quellen sind die boomende Bauaktivität in China und die Computerchipindustrie. Für eine hohe Kohlenmonoxid-Konzentration sind dagegen die vielen Garküchen mit ihren offenen Feuerstellen an den Straßen verantwortlich. Von einer kurzfristigen Einschränkung des Autoverkehrs in der Megacity mit 14 Millionen Einwohnern rät Wahner ab. „Die Chemie der Ozonbildung zeigt uns, dass die Ozonbelastung bei der gegenwärtigen Belastungssituation steigen würde, wenn wir die Stickoxide verringern.“ Besser wäre der Einsatz von schwefelfreiem, aber teurerem Dieselkraftstoff. Langfristig sollten unter anderen Bedingungen aber auch Stickoxide reduziert werden.

Mit Computermodellen wollen die Klimaforscher nun simulieren, welche Bedingungen im Umfeld von Peking geändert werden müssen, damit die Luftqualität in der Riesen-Metropole besser wird. Im Jahr 2008 können die Jülicher ihre Prognosen unter Umständen sogar in der Realität überprüfen. „Wir haben aus China ein Angebot erhalten, an dem größten zu erwartenden Feldexperiment teilzunehmen“, berichtet Wahner. „Wir könnten die Veränderungen messen, wenn vor und während der Olympischen Spiele die Emissionen reduziert werden.“ Das bestätigt die gute Zusammenarbeit der Wissenschaftler mit der chinesischen Regierung. „Es gibt einen deutlichen Wandel in der Bereitschaft der Chinesen zum Umweltschutz“, bemerkt Wahner dazu. Die Forscher der Peking Universität greifen gerne auf die Jülicher Expertise zurück, denn die Jülicher sind weltweit Vorreiter bei der Bestimmung freier Radikale, wie das Hydroxyl-Radikal. Die Ergebnisse könnten auch für andere „Megacitys“ interessant sein, zumal es zunehmend Megacity-Cluster geben wird – zusammenwachsende Riesenstädte mit steigender Luftverschmutzung, die auch global das Klima verändert.

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Annette Stettien Forschungszentrum Jülich

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