Der "siebte Zwerg" kreist nun im All

Der Satellit LAPAN-TUBSAT, der an der TU Berlin entwickelt und in Kooperation mit der indonesischen Raumfahrtbehörde LAPAN im Jahr 2005 konstruiert wurde, startete heute morgen erfolgreich seine „Arbeit“ im All. Am 10. Januar 2007 um 5.00 Uhr MEZ wurde er mit einer indischen Trägerrakete (Indian Polar Satellite Launch Vehicle – PSLV) in den Weltraum geschossen.

Neben dem deutschen Satelliten wurden auch ein indischer und ein argentinischer Satellit ins All gebracht. „Wir sind sehr glücklich, dass der Start gelungen ist. Der Satellit ist bereits Nummer sieben in unserer TUBSAT-Familie“, erklärt der wissenschaftliche Projektleiter Prof. Dr. Udo Renner von der TU Berlin.

Das Besondere an dem LAPAN-TUBSAT-Projekt ist der Einsatz einer TV-Videokamera anstelle der sonst üblichen Festbildkamera, die den Empfang der Bilder in Echtzeit und damit den interaktiven Eingriff auf die Blickrichtung ermöglicht.

Die Beobachtungsstrategie entspricht der eines Astronauten, der sein Auge wandern lässt, bis er etwas Interessantes gefunden hat. Die Kompaktheit eines Mikrosatelliten zusammen mit einer speziell entwickelten Lageregelung ermöglicht dabei schnelle Schwenkmanöver im All.

Zusätzlich zu der Normalkamera mit dem Blickwinkel eines menschliches Auges (50 mm Brennweite) ist noch eine Teleskopkamera mit 20-facher Vergrößerung (1000 mm Brennweite) an Bord, die Gegenstände bis zu sechs Metern Größe auf der Erde erkennen lässt. Ziel des Suchvorganges ist das Aufspüren zeitlich und lokal veränderlicher Ereignisse, die im indonesischen Alltagsleben eine Rolle spielen, wie zum Beispiel:

o Seeverkehr, Fischerei, Wasserverschmutzung, Plankton,
o Landwirtschaft, Bewässerungszustand, Hagelschäden, Schädlingsbefall,
o Vulkanausbrüche,
o Überschwemmungen, Tsunami,
o Wetterentwicklung, Sandstürme,
o Waldbrände, unerlaubte Brandrodungen.
LAPAN-TUBSAT ist mit 55 Kilogramm Masse ein typischer Mikrosatellit (Klasse bis 100 kg) und hat mit den Maßen 45 x 45 x 27 Zentimetern die Form eines abgeplatteten Würfels. Seine Entwicklung und Konstruktion kosteten eine Million Euro. Seine Umlaufzeit um die Erde beträgt etwa anderthalb Stunden. Da sich die Erde in der Zwischenzeit weiterdreht, überfliegt der Satellit im Laufe von 24 Stunden jeden Ort zweimal (einmal tags und einmal nachts) und kann daher nicht nur in Indonesien nützliche Dienste leisten, sondern überall wo eine entsprechende Empfangsstation steht, wie zum Beispiel auf dem Dach des Institutsgebäudes für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin.

Die TUBSAT-Familie

Nach dem erfolgreichen Start des ersten TUBSAT-A vor 16 Jahren ist LAPAN-TUBSAT nun bereits das siebte Modell aus der Technischen Universität Berlin. Die TU Berlin war damals die erste Universität Deutschlands, die einen Forschungssatelliten konstruierte und im All erprobte. Sie ist auch diejenige universitäre Einrichtung, die die meisten Satelliten in die Umlaufbahn ge-schossen hat.

Alles über das aktuelle Projekt, die TUBSAT-Familie und Fotomaterial unter:

www.ilr.tu-berlin.de/RFA/ und
www.tu-berlin.de/presse/pi/2005/pi212.htm und
www.tu-berlin.de/presse/doku/lapan-tubsat/
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr.-Ing. Udo Renner, Institut für Luft- und Raumfahrt, Tel: 030/314-22308, Fax: 030/314-21306, E-Mail: Udo.Renner@ilr.tu-berlin.de oder TU-Pressestelle, Stefanie Terp, Tel.: 030/314-23922 oder steffi.terp@tu-berlin.de

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Ramona Ehret idw

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