Antarktisforschung im Zeichen des Internationalen Polarjahres IPY 2007/2008

Das Institut kooperiert mit 20 Forschungsinstituten und zehn logistischen Einrichtungen aus 14 Ländern. Die Neumayer-Station dient als logistische Basis für umfassende Flugzeugmessungen. Als Teil des globalen „Census of marine life“ ist der Forschungseisbrecher Polarstern an der Antarktischen Halbinsel auf Expedition und am Dallmann-Labor steht der Lebensraum Antarktis im Klimawandel im Mittelpunkt. Der antarktische Sommer dauert von November bis April. Viele Projekte bilden den Auftakt zum Internationalen Polarjahr 2007/2008.

Wissenschaft und Logistik: die Neumayer-Station

Die ganzjährig besetzte Forschungsstation Neumayer (70°39?S, 08°15?W) des Alfred-Wegener-Instituts dient als Zentrum deutscher Antarktisforschung. 42 Wissenschaftler und Techniker werden in dieser Saison an der Station arbeiten. Personal und Fracht werden per Flugzeug transportiert und in einem internationalen Netzwerk von elf Forschungsinstituten (DROMLAN: Dronning Maud Land Air Network) gemeinsam organisiert. Mitte Dezember ist die neue Überwinterungsgruppe an der Neumayer-Station eingetroffen. Die Gruppe besteht in diesem Jahr aus vier Frauen und fünf Männern, die für den Stationsbetrieb sowie für die Fortführung der meteorologischen, geophysikalischen und luftchemischen Langzeitmessungen verantwortlich sind.

Census of Antarctic marine life (CAML)

Als Teil des weltweiten Forschungsprojektes „Census of Marine Life“ (CoML) ist der Forschungseisbrecher Polarstern derzeit an der Antarktischen Halbinsel auf Expedition. Ein Seegebiet, das erstmals durch das Abbrechen eines großen Teiles des Larsen-B-Schelfeises für die Wissenschaft zugänglich geworden ist. 47 Wissenschaftler aus zwölf Ländern sind bei diesem Projekt der biologischen Vielfalt auf der Spur. Als eines der Hauptprojekte des Internationalen Polarjahres ist „Census of Antarctic Marine Life“ das größte meereswissenschaftliche Programm im Bereich der Antarktis.

Aerosole und Spurengase

Am 15. Dezember ist das Forschungsflugzeug Polar 2 an der Neumayer-Station gelandet. Damit beginnt das deutsch-japanische Projekt ANTSYO II (Antarctic trace gas and aerosol airborne measurement campaign). Bis Ende Januar 2007 werden Flugzeugmessungen durchgeführt, die zur Bestimmung von feinsten Luftpartikeln, so genannten Aerosolen, und verschiedener Spurengase dienen. Dabei sind die physikalischen, optischen und chemischen Eigenschaften von Aerosolen im antarktischen Sommerhalbjahr im Fokus der Messkampagne. Darüber hinaus sollen die wichtigsten Transportwege der Aerosolteilchen in die Antarktis identifiziert werden.

Antarktische Unterwasserklänge

Seit einem Jahr unterhält die Arbeitsgruppe Ozeanische Akustik des Alfred-Wegener-Instituts nahe der Neumayer-Station die Messstation PALAOA (PerenniAL Acoustic Observatory in the Antarctic Ocean). PALAOA (70°31?S, 8°13?W) besteht aus vier Unterwassermikrofonen, so genannten Hydrophonen, die für 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche die Geräuschkulisse des Antarktischen Ozeans aufzeichnen. Anhand der Daten erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Kommunikation mariner Säugetiere wie Robben und Wale. Auch über den Einfluss vom Menschen erzeugter Geräusche auf das Verhalten der Tiere sollen die Daten Auskunft geben. Einen Livestream von PALAOA finden Sie im Internet unter: http://www.awi.de/acoustics

Vielfältiges Leben in der Kälte

Am Dallmann-Labor (62°14?S, 58°40?W), das nur im antarktischen Sommer betrieben wird, steht biologische Forschung im Vordergrund. Im besonderen Fokus der Forscher: Die Artenvielfalt verschiedener Organismen und deren Anpassung an Klimawandel und extreme Lebensbedingungen. So untersuchen zum Beispiel Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts und des Instituts für Polarökologie in Kiel das Wachstum von Algen in hohen Lichtintensitäten bei gleichzeitig sehr niedrigen Temperaturen. Welchen Einfluss Eisbewegungen auf die Lebensgemeinschaften am Meeresboden haben, ist ein weiterer Schwerpunkt am Dallmann-Labor. Im IPY-Projekt ClicOpen (Impact of CLImate induced glacial melting on marine and terrestric COastal communities on a gradient along the Western Antarctic PENinsula) untersuchen Wissenschaftler den Einfluss von klimatisch bedingtem Gletscherschmelzen auf Küstenlebensgemeinschaften der Westantarktischen Halbinsel.

Detaillierte Informationen zu allen deutschen Forschungsprojekten im Rahmen des Internationalen Polarjahres 2007/2008 finden Sie im Internet unter: http://www.polarjahr.de

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Margarete Pauls idw

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