Geologisches Zeitfenster fossiler DNA-Analysen vervierfacht

Beprobt wurde das Dentin von Zähnen 400 000 Jahre alter Individuen aus der nordspanischen Höhlenfundstelle Atapuerca / Sima de los Huesos sowie 230 000-120 000 Jahre alte Funde aus den Thüringer Travertinvorkommen Weimar-Ehringsdorf und 120 000 Jahre alte Fossilien aus Weimar-Taubach. Die beprobten Funde der beiden deutschen Fossilvorkommen gehören zu den umfangreichen Weimarer Sammlungen des Forschungsinstituts Senckenberg.

Untersucht wurden mitochondriale DNA-Ketten. Dabei standen kleinste Abweichungen bei den Nucleotiden innerhalb der DNA-Sequenzen im Fokus. Um eventuelle Verunreinigungen ausschließen zu können, wurden sämtliche Analysen parallel in drei verschiedenen DNA-Labors durchgeführt, in denen zuvor niemals mit Bären-DNA gearbeitet wurde.

Im DNA-Abgleich zu heutigen Vertretern der Gattung Ursus ergab die Auswertung die Abstammung des etwa zwischen 250 000 und 12 000 Jahren im westlichen Eurasien lebenden Höhlenbären (Ursus spelaeus) von der ursprünglicheren Stammform (Ursus deningeri), deren DNA aus 400 000 Jahre alten Funden analysiert werden konnte.

Mit dem Nachweis von DNA-Fragmenten in Fossilfunden, die weit älter als 100 000 Jahre sind, und der erfolgreich angewandten SNP-Analyse (Single Nucleotide Polymorphism), d.h. mit der Konzentration auf kurze DNA-Fragmente zur Untersuchung besonders alter DNA ist ein Durchbruch gelungen. Die Methode hat sich als aussichtsreiches Instrument erwiesen, aus Sammlungsbeständen, wie z.B. das Institut für Quartärpaläontologie in Weimar sie beherbergt, Stammlinien und Migrationsrouten weiterer ausgestorbener Säugetiere aus dem Pleistozän zu rekonstruieren. Damit ist auch die Gewinnung von DNA aus den mehrere Jahrhundertausende alten Fossilfunden menschlicher Vorfahren aus den in die Untersuchung einbezogenen Fundstellen Atapuerca in Spanien und Weimar-Ehringsdorf in den Rahmen des Möglichen gerückt. (dve)

Ansprechpartner:
Pressestelle Forschungsinstitut Senckenberg
Doris von Eiff
Fon: 069-7542 257, Email: doris.voneiff@senckenberg.de

Media Contact

Doris von Eiff Senckenberg

Weitere Informationen:

http://www.senckenberg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer