Das segelnde Klassenzimmer

Die Brigg "Roald Amundsen" verfügt über 850 Quadratmeter Segelfläche und wird vor allem für Jugend- und Bildungsreisen eingesetzt. Foto: Verein "LebenLernen auf Segelschiffen".

Zwei Wochen lang erforschen 38 Bremerhavener Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an Bord der Brigg „Roald Amundsen“ die Seeberge im Ostatlantik. Die Expedition erfolgt im Rahmen des HIGHSEA-Schulprojektes (HIGHschool of Science & Education @ the AWI). Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung begleiten die Schüler aus zwei Jahrgängen.

Ziel der Expedition vom 16. Januar bis 17. Februar sind die Seeberge „Ampere“ und „Seine“ nahe dem Madeira Archipel im östlichen Nordatlantik. Auf zwei Fahrtabschnitten wird jeder Seeberg für jeweils zwei Wochen untersucht. Weitgehend selbstständig und eigenverantwortlich messen die Schüler mit einer Sonde den Salzgehalt und die Temperatur in verschiedenen Wassertiefen um die Seeberge. Schon an Bord beginnt die Auswertung der Daten, endgültig wird die Analyse aber erst nach Ende der Fahrt in Bremerhaven abgeschlossen. Die Untersuchungen sind nicht nur integraler Bestandteil des Unterrichts, auch die Wissenschaft interessiert sich für die Daten. „Zurzeit gibt es keine Winterdaten aus diesem Seegebiet, deshalb ist dieses Forschungsziel einzigartig und ambitioniert zugleich“, erklärt Dr. Susanne Gatti, Leiterin des HIGHSEA-Projektes. Projektkoordination und Kommunikation sind wichtige Schwerpunkte der Seereise, die den fächerübergreifenden Unterricht ergänzen. Neben den wissenschaftlichen Aufgaben an Bord der gut 50 Meter langen „Roald Amundsen“ müssen die Schüler aber auch beim Segeln mit anpacken.

Unterstützt wird die Fahrt von Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung und der National University of Ireland, Galway. Seeberge sind Erhebungen zumeist vulkanischen Ursprungs, die sich aus der relativ ebenen Fläche der Tiefsee erheben. Dabei ändert sich die Wassertiefe über sehr kurze Distanzen von mehreren Kilometern Wassertiefe auf wenige hundert Meter. Um diese untermeerischen Gipfel bilden sich unter bestimmten Bedingungen Strömungswirbel. Die physikalischen und biologischen Verhältnisse innerhalb dieser auch „Taylor-Kappen“ genannten Wirbel unterscheiden sich deutlich von denen außerhalb.

Das vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und den Bremerhavener Schulbehörden gemeinsam entwickelte Schulprojekt HIGHSEA soll das Interesse am naturwissenschaftlichen Unterricht fördern und zum selbstständigen Lernen anregen. Seit seinem Beginn beteiligen sich knapp siebzig Schülerinnen und Schüler an dem innovativen Projekt. Die Forschungsfahrt mit der vom Verein „LebenLernen auf Segelschiffen“ aus Eckernförde betriebenen „Roald Amundsen“ wird von den Eltern und dem Alfred-Wegener-Institut finanziell und mit Ausrüstung unterstützt. Durch eine Spende der Ursula Wulfes Stiftung und den vor kurzem für das HIGHSEA-Projekt verliehenen Stifterpreis der Bremerhavener Wirtschaft konnten ein Teil der verbleibenden Kosten abgedeckt werden.

Weitere Informationen zu den Schulprojekten des Alfred-Wegener-Instituts finden sich unter http://www.awi-bremerhaven.de/ClickLearn/SchoolProject/AWI_SP_index.html
Die Schiffsroute und tägliche Berichte der Expedition sind zu verfolgen unter http://www.llas.de/tagesmeldungen.html

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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