Störungen in der Erde – Quellen von Schrecken und Wohlstand

Die Erde ist in ständiger Bewegung, oft von Menschen unbemerkt, wenn sie nicht direkt betroffen sind – manchmal aber mit schrecklichen Folgen: Wenn ganze Dörfer und Städte zerstört werden wie nach dem heftigen Seebeben im Indischen Ozean, das eine verheerende Flutwelle auslöste oder wie in den vergangenen Jahren in der Türkei, in Iran und in Afghanistan. Der Verlust zahlloser Menschenleben und enorme materielle Schäden sind die Folge. Eine zuverlässige Erdbebenprognose ist noch immer nicht möglich, weil die Dynamik der zugrunde liegenden Erdstörungen noch nicht verstanden wird.

Erdbeben ereignen sich in der Regel entlang von Bewegungszonen, so genannten Störungen (eng.: fault zones), die die Grenzen zwischen beweglichen tektonischen Platten bilden. Störungszonen sind aber nicht nur Quellen der Unruhe. Sie sind auch Quellen lebensnotwendiger Ressourcen – allen voran Wasser – und wichtige Lagerstätten für Kupfer oder Öl und andere Rohstoffe, die für das Überleben der Industriegesellschaften von entscheidender Wichtigkeit sind.

Beim 95. Workshop der Dahlem-Konferenzen werden 40 internationale Spitzenforscher, darunter Geowissenschafter, Physiker, Chemiker, Wasserspezialisten, Ingenieure, und Materialwissenschaftler, unter der Leitung von Prof. Dr. Mark Handy (Freie Universität Berlin, Fachbereich Geowissenschaften) die Dynamik dieser Störungen und damit die Ursachen der Beben erforschen, die nicht nur Erschütterungen in geologischer, sondern stets auch in humanitärer und ökonomischer Sicht auslösen.

Beim Dahlem Workshop werden kleine interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppen die komplexen gekoppelten Prozesse in Störungen, besonders in erdbebengefährdeten Regionen der Welt, charakterisieren. Vier Kernfragen künftiger Forschung stehen dabei im Mittelpunkt:

  • Welche physikalischen Bedingungen begünstigen Entstehung und Wachstum von Störungen?
  • Welche mechanischen Eigenschaften haben Gesteine in Störungen?
  • Beinflussen oberflächennahe Prozesse die Aktivität von Störungen, und welche Einflüsse haben Störungen auf ihre Umwelt an der Erdoberfläche? In welchen Raum- und Zeitmaßstäben können Klima, Erosion und Ablagerungen von erodiertem Gestein die mechanische Stabilität des Gesteins im Bereich von Störungen beeinflussen?
  • Sind Flüssigkeiten – Wasser, Gesteinsschmelze – und deren Migration in der Erdlithosphäre für die Auslösung von Erdbeben verantwortlich?

Das Ziel des Workshops ist es – gemäß der Philosophie und dem Auftrag der Dahlem Konferenzen – in erster Linie Forschungslücken zu identifizieren und neue Fragestellungen zu entwickeln. So werden letztlich Lösungen für eine bessere Vorhersagbarkeit von Erdbeben sowie eine zuverlässigere Lagerstättenexploration von Wasser und Rohstoffen möglich.

Einladung zur Pressekonferenz mit:

– Prof. Dr. Mark Handy (Freie Universität Berlin)
– Prof. Dr. Lukas Baumgartner (Universität Lausanne, Schweiz)
– Prof. Dr. Manfred Strecker (Universität Potsdam)
– Prof. Friedhelm von Blanckenburg (Universität Hannover)

95. Workshop der Dahlem Konferenzen „Dynamics of Fault Zones“
vom 16. bis 21. Januar 2005 in Berlin
Pressekonferenz: Donnerstag, 20. Januar 2005, 14 Uhr
Harnackhaus, Ihnestr. 16-20, 14195 Berlin

Interessierte Journalistinnen und Journalisten sind ferner eingeladen, am „Open Friday“, der abschließenden Plenarsitzung aller Arbeitsgruppen, teilzunehmen: Am Freitag, dem 21. Januar, von 13.30 Uhr bis ca. 17 Uhr. Sitzungssprache ist englisch.

Lassen Sie uns bitte bis Freitag, den 14. Januar 2005 wissen, ob Sie an der Pressekonferenz teilnehmen. Vielen Dank!

Kontakt: Susanne Weiss, Tel.: 030/3101 2755, Fax: 030/3101 2984. E-Mail: wortwandel@t-online.de und auf der homepage: http://www.fu-berlin.de/dahlem/

Verfasst von Susanne Weiss

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Hedwig Görgen idw

Weitere Informationen:

http://www.fu-berlin.de/dahlem/

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