Wissenschaftler untersuchen Erdbebenregion

CEDIM erhebt Gebäude-Schäden und Ursachen des Bebens von Waldkirch

Die Stöße kamen in der Samstagnacht: Um 2.52 Uhr erschütterte ein Erdbeben, dessen Epizentrum bei Waldkirch im Kreis Emmendingen lag, große Teile Baden-Württembergs. Auch rund um Karlsruhe riss das Beben mit der Stärke 5.4 viele Menschen unsanft aus dem Schlaf. Das Center for Disaster Management und Risk Reduction (CEDIM) der Universität Karlsruhe und des GeoForschungszentrums Potsdam (GFZ) entsendet mehrere Teams in die Erdbebenregion rund um Waldkirch in den Südschwarzwald.

Die Schäden an den Gebäuden wird Professor Dr. Lothar Stempniewski zusammen mit seiner Arbeitsgruppe aufnehmen und dokumentieren. „Wir werden den Zusammenhang zwischen den Schäden an Gebäuden und dem Untergrund, auf dem sie stehen, untersuchen“, erklärt der Sprecher des CEDIM. Mit den neu gewonnen Daten können die Forscher unter anderem ihre Untersuchungsmethoden verbessern. Die vergleichsweise geringen Schäden trotz der starken Stöße erklärt sich Stempniewski dadurch, dass die in diesem Gebiet vorhandene Bebauung nicht signifikant durch das Beben angeregt wurde. So könne beispielsweise der Baugrund in Kombination mit der vorhandenen Bauart einen positiven Einfluss gehabt haben. Dieser Zusammenhang wird in den nächsten Wochen untersucht.

Zur Untersuchung der Ursachen des Erdbebens hat das GFZ bereits eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Professor Dr. Jochen Zschau entsandt. „Durch Messung und Untersuchung der Nachbeben erhalten wir detaillierte Informationen zum Bebenmechanismus. Daraus können wir auch ableiten, wie der Erdbeben-Riss in der Erdkruste verläuft und wie er sich weiter entwickeln kann“, erklärt Zschau, Leiter des Projektbereichs Erdbeben und Vulkanismus am GFZ.

Zusammen mit dem GFZ Potsdam hat die Universität Karlsruhe das Kompetenz-Zentrum CEDIM (Centre for Disaster Management and Risk Reduction Technology) vor zwei Jahren eingerichtet. Neben dem Thema Erdbeben kümmern sich die Wissenschaftler auch um weitere Risiken wie Hochwasser, Orkane oder Man-Made-Hazards. Ein Ziel der Arbeiten ist die Erstellung einer so genannten Risikokarte, die präzise Vorhersagen über die Gefährdung einzelner Gebiete erlaubt. Erste Ergebnisse zum Thema Erdbeben und Hochwasser präsentierte das CEDIM im Mai diesen Jahres: Für jede Gemeinde in Baden-Württemberg kann der Gesamtschaden an Wohngebäuden, der mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent in den nächsten fünf Jahrzehnten zu erwarten ist, abgerufen werden. „Wir definieren für jedes Gebiet so genannte Verletzlichkeiten auf Basis unterschiedlicher Parametern, wie zum Beispiel Bevölkerungsdichten oder der Verteilung von Gebäuden“, erklärt Stempniewski.

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Dr. Elisabeth Zuber-Knost idw

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