ESA-Satellit bestätigt: Monsterwellen existieren

Ein seltenes Bild einer so genannten "Rogue Wave". Aufgenommen vom 1. Maat Philippe Lijour auf dem Supertanker "Esso Languedoc" 1980 vor der Küste von Durban/Südafrika. Der Mast im rechten Bildteil steht 25 Meter über dem Meeresspiegel.

Seemannsgarn stellt sich nach Jahrhunderten als Tatsache dar

Einst als Seemannsgarn gehandelt, haben ESA-Satelliten nun tatsächlich jene Riesenwellen nachweisen können, die ganze Riesenschiffe einfach im Meer versinken lassen. Solche Wellen, die in den vergangenen 20 Jahren mehr als 200 Supertanker und Containerschiffe mit einer Länge von mehr als 200 Metern zum Sinken gebracht haben, sind keine Seltenheit, berichtet die Europäische Raumfahrt Organisation ESA, die die Entstehung solcher tödlicher Gefahren für die Seefahrt erforschen will.

Zwischenfälle mit solchen „Schurkenwellen“, wie die Seeleute dies nennen, sind in der Zwischenzeit auch von Kreuzfahrtschiffen beobachtet worden. 1995 geriet das damals größte Passagierschiff „Queen Elizabeth 2“ im Nordatlantik in eine 29 Meter hohe Welle. Innerhalb von nur zwei Wochen wurden im Februar und März 2001 die beiden Kreuzfahrtschiffe „Bremen“ und „Caledonian Star“ von solchen Megawellen erfasst, die in 30 Metern Höhe die Brückenfenster zerstörten. Die „Bremen“ war daraufhin für zwei Stunden nicht manövrierbar. „Die beiden Fälle lagen weniger als 1.000 Kilometer voneinander entfernt im Südatlantik“, so Wolfgang Rosenthal, Wissenschaftler am GKSS Forschungszentrum in Geesthacht. „Das Schiff driftete parallel zu den Wellen“, so der Fachmann, der einräumt, dass es zahlreiche andere unglückliche Schiffe gebe, die eine solche Welle nicht überstanden hätten. „In der Regel verschwindet jede Woche ein Schiff. In den meisten Fällen wird kein großartiges Drama daraus gemacht und die Gründe dafür werden niemals so genau untersucht wie etwa Flugzeugabstürze“, führt der Experte aus. Betroffen von solchen Mega-Wellen sind auch die Ölplattformen im Nordatlantik.

Im Dezember 2000 hatte die EU das Projekt „Max Wave“ ins Leben gerufen, um den tödlichen Wellen auf die Spur zu kommen. Als Teil davon entsandte die ESA ERS-Radar-Satelliten, die die Zahl der großen und gefährlichen Wellen pro Jahr erfassen sollten. Das Projekt wurde Ende 2003 offiziell beendet, seitdem untersuchen die Wissenschaftler die 30.000 Bildausschnitte, die in insgesamt drei Wochen aufgenommen worden waren. Mindestens zehn Riesenwellen von mehr als 25 Metern Höhe wurden dabei ausgemacht. Bisherige Vermutungen waren dahingehend, dass solche Wellen nur alle 10.000 Jahre auftreten. Riesenwellen sind häufig in der Nähe großer Meeresströmungen wie etwa dem Agulhas-Strom vor der Ostküste Südafrikas. Die Daten haben aber auch gezeigt, dass sie weitab von Strömungen etwa in der Nähe von Wetterfronten oder Tiefdruckgebieten auftreten. Einige der Gründe für das Entstehen der Mega-Wellen konnten die Forscher entdecken. „Aber“, so Rosenthal, „alle kennen wir noch nicht“. Das WaveAtlas-Projekt soll bis zum ersten Quartal 2005 abgeschlossen sein.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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