Klimaänderung übermorgen

Der Film „The Day after Tomorrow“ beleuchtet im Hollywoodstil die Verwundbarkeit der Gesellschaft durch einen möglichen Klimawandel. Das Klimasystem ist komplex, und seine Reaktion auf menschliche Aktivitäten könnte zu Überraschungen führen und eine große Anzahl von Extremereignissen erzeugen.

Die Ozeanzirkulation war in der geologischen Vergangenheit abrupten Änderungen ausgesetzt, mit dramatischen Konsequenzen für das Klima der Erde. Dennoch können wir sicher ausschließen, dass menschliche Einflüsse einen solch verhängnisvollen Übergang in eine Eiszeit hervorrufen wie im Film gezeigt. Zukünftige abrupte Änderungen der atlantischen Ozeanzirkulation sind möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Sollte dies trotzdem eintreten, könnte es eine Abkühlung von ca. 3-5 °C über Europa geben, während sich der Rest der Erde weiter erwärmen würde. Die Konsequenzen wären schwerwiegend, aber weit entfernt von dem Versinken eines Großteils der Erde im Eis wie im Film.

Das Hauptthema für das kommende Jahrhundert bleiben die Konsequenzen zunehmender Emissionen von Treibhausgasen und Aerosolpartikeln. Diese sind Folgen der Industrialisierung, der Verstädterung, der Landnutzungsänderung und der Intensivierung landwirtschaftlicher Anwendungen. Solche menschengemachten Störungen werden voraussichtlich zu einer Erwärmung der meisten Gebiete auf der Erde führen, insbesondere der Polarregionen, mit Konsequenzen für den Meeresspiegel und die Wetterbedingungen. Insbesondere erwarten wir Änderungen im Wasserkreislauf, zum Beispiel häufigere und stärkere Extremereignisse in Niederschlag, Überschwemmungen, Dürren und Versteppung. Eine Erde mit mehrfach höherem CO2-Gehalt in der Atmosphäre als heute könnte die Gesellschaft zur Entwicklung von Überlebensstrategien zwingen. Den heutigen Trend in den CO2-Emissionen einzudämmen und sogar umzukehren, bleibt eine komplizierte, aber wichtige Herausforderung für die Gesellschaft.

In den letzten drei Jahrzehnten wurden riesige Fortschritte darin erzielt, das Klima der Erde, seine Variabilität und seine langzeitigen Änderungen besser zu verstehen. Dennoch sind kritische Aspekte wie die Häufigkeit und Stärke von extremen Wetterbedingungen, die Wahrscheinlichkeit von irreversiblen „Schwellenwertüberschreitungen“ und die gesellschaftlichen Konsequenzen solcher Ereignisse noch zu wenig verstanden. Eine intelligente Strategie zur Minderung der Treibhausgasemissionen oder zur Anpassung an den erwarteten Klimawandel kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie begleitet wird von starken nationalen und internationalen Anstrengungen, die Komplexität unseres Erdsystems zu verstehen.

Kontakt:

Max-Planck-Institut für Meteorologie, Bundesstr. 53, D-20146 Hamburg
Prof. Dr. Jochem Marotzke, Tel: 040-41173-311, e-mail: marotzke@dkrz.de
Dr. Daniela Jacob, Tel: 040 – 41173 – 313, e-mail: jacob@dkrz.de
Dr. Annette Kirk, Tel: 040 – 41173 – 374, e-mail: annette.kirk@dkrz.de

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Dr. Annette Kirk idw

Weitere Informationen:

http://www.mpimet.mpg.de

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