Neue europäische Wettersatelliten sollen Vorhersagen verbessern

Extreme Hitze, heftige Gewitter und Jahrhundertflut: Die Unwetter in den vergangenen Jahren haben in ganz Europa erhebliche Schäden angerichtet. Waldbrände in Portugal, Überschwemmungen in Deutschland oder der Zusammenbruch der Stromversorgung auf Mallorca zeigen, dass eine Verbesserung der Wettervorhersagen sowie eine umfassende Erforschung des Klimas dringend notwendig sind. Die europäische Organisation für meteorologische Satelliten (EUMETSAT) aus Darmstadt will mit einer neuen Generation von Satelliten die europäische Wettervorhersage revolutionieren.

«Diese neue Generation von Wettersatelliten wird uns mehr Informationen über die Atmosphäre und die Ozeane und damit verlässlicheres Ausgangsmaterial für Wettervorhersagen liefern», sagte EUMETSAT-Generaldirektor Tillmann Mohr am Montag in Weimar. Dort beraten noch bis zum Freitag auf einer Konferenz rund 200 Teilnehmer aus etwa 30 Ländern über die Zukunft des europäischen Programms für Wettersatelliten sowie neue meteorologische Anwendungen. EUMETSAT stellt nach eigenen Angaben für 18 europäische Staaten meteorologische Satelliten her und unterhält sie.

Der erste Satellit der neuen Generation MSG (Meteosat Second Generation) wurde bereits Ende 2002 zur Erdbeobachtung in die Umlaufbahn gebracht. Nach Abschluss der Testphase am 19. Dezember soll er Anfang nächsten Jahres das Vorgängerprogramm ablösen. Zu den Nutzern der MSG-Daten gehört auch der Deutsche Wetterdienst in Offenbach (DWD).

Als führendes Mitglied eines Konsortiums von fünf europäischen Wetterdiensten werden die Offenbacher Anfang 2004 mit der Auswertung dieser Satellitendaten für Langzeitbeobachtungen des Klimas beginnen, kündigte DWD-Präsident Udo Gärtner an. Die Schaffung und Auswertung langfristig angelegter Datenreihen werde auch unmittelbar Einfluss auf künftige umweltpolitische Entscheidungen haben, betonte Gärtner.

«Unsere neue Technologie wird Menschen anders über das Wetter denken lassen – nicht zuletzt wegen der viel genaueren Kurzvorhersagen», sagte Mohr und verwies auch auf die Vorteile der MSG-Satelliten. Sie lieferten im Vergleich zu bisherigen Satelliten das 20-fache an Daten und könnten Bilder von Europa, Afrika sowie von benachbarten Kontinenten und Ozeanen doppelt so oft senden – alle 15 statt alle 30 Minuten. «Langfristig gesehen werden die vom MSG-System gelieferten verbesserten Wetterdaten Leben und Geld retten», sagte Mohr. Wetterexperten könnten dann gezieltere Aussagen zur Entwicklung von Nebel machen, Schneefall, schwere Stürme und vulkanische Aktivitäten vorhersagen.

Mit den insgesamt vier geplanten Satelliten des MSG-Programms sei die Kontinuität der Wetter- und Klimabeobachtung mit europäischen geostationären Satelliten bis etwa zum Jahr 2018 gesichert, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Iris Gleicke. Deutschland sei 2003 mit einem Anteil von 22,7 Prozent am Budget von EUMETSAT der wichtigste Beitragszahler. Das entspreche rund 53 Millionen Euro, die im DWD-Etat ausgewiesen seien. Angesichts des hohen Nutzens der Wettersatelliten sei das eine zukunftsweisende Investition. «Dieses Engagement stellt die Bundesregierung – trotz aller Sparzwänge – nicht in Frage», versicherte Gleicke.

Media Contact

Annett Markschat pro-physik.de

Weitere Informationen:

http://www.eumetsat.de

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