Die Auslösung des Wetterphänomens El Niño wird durch eine untermeerische

Seit Ende 2002 ist El Niño zurück. Diese Wetteranomalie wurde nach dem Christkind benannt, weil sie sich im Durchschnitt alle zwei bis sieben Jahre um Weihnachten herum bemerkbar macht. Jedoch beschränkt sich ihre Ähnlichkeit mit dem zarten Kind nur auf das Datum. El Niño ist nämlich ein Monster. Er verursacht verheerende meteorologische Störungen, die, besonders in den tropischen Ländern, aber auch auf der ganzen Erde, manchmal dramatische menschliche und ökonomische Folgen haben. Zurzeit weiß die Forschung noch zu wenig über das El Niño Phänomen, als dass sie mit größter Zuverlässigkeit seine Auslösung vorhersagen könnte. Sicher ist, dass starke Westwinde, verbunden mit der Wanderung heisser Wassermassen nach Osten, für seine Auslösung mitverantwortlich sind.

Unter normalen Bedingungen häufen die von Osten wehenden Passatwinde eine enorm warme ( mind. 29°C ) Wassermasse im westlichen Teil des äquatorialischen Pazifik an. Durch den hohen Energiegehalt dieser Wassermasse kommt es zu gewaltigen Verdampfungen. Heftige Niederschläge, die das Salzwasser an der Oberfläche verdünnen, sind die Folge. Im zentralen und östlichen Teil des äquatorialischen Pazifik ist die Situation umgekehrt. Durch die Wasserdrift nach Westen, steigt kaltes und salzreiches Meerwasser aus den Tiefen des Ozeans nach oben. Dies alles hat zur Folge, dass die Thermokline (die obere Grenze zwischen dem kalten Wasser der Tiefe und dem darüberliegenden warmen Wasser) im östlichen Pazifik näher an der Oberfläche liegt, als im westlichen Teil des riesigen Ozeans. Sobald ein El Niño Phänomen entsteht, nimmt die Kraft der Passatwinde ab. Die bezüglichen Westwinde sowie die Meeresströmungen gewinnen im Verhältnis an Kraft und schieben die warmen und salzarmen (aufgrunddessen auch leichten) Wassermassen nach Osten. Dadurch sinkt die Thermokline im östlichen Teil des Pazifiks in die Tiefe und erhebt sich im westlichen Teil.

Wie wichtig die Thermokline bzw. eine dünne “Salzschicht“, die direkt über der Thermokline liegt, ist, haben Forscher des IRD (Institut de Recherche pour le Développement – Forschungsinstitut für Entwicklung) dank eines von ihnen entwickelten Modells jetzt bewiesen. Die wissenschaftlichen Arbeiten haben gezeigt, dass die Salzschicht sich wie ein Isolierstoff verhält, in dem sie die vertikale Mischung der Wassermassen begrenzt. Dies bedeutet also, dass die Driftkraft der Winde sich nur auf die Oberfläche des Ozeans auswirkt. Aus diesem Grund schließen die Forscher daraus, dass die Salzschicht den Wasserdrift nach Osten beschleunigt und so im wesentlichen das El Niño Phänomen stärkt.

Das IRD konnte also aufzeigen, welche wichtige Rolle das Salz für die Auslösung der Wetteranomalie spielt. Wie so oft in der Wissenschaft bringen neue Erkenntnisse auch neue Fragen mit sich, die die Forscher wiederum zwingen Neuland zu betreten. In diesem Fall müssen zweifellos die Charakteristiken der Salzschicht im westlichen Pazifik besser untersucht werden, um die Vorhersagemodelle des El Niño noch zu verbessern.

Kontakt: Cristoph Maes, IRD UR 065
Observatoire Midi-Pyrénées, 18 avenue Edouard Belin, F-31401 Toulouse cedex
+33 5 61 33 30 07

Christophe.Maes@cnes.fr

Quelle: Pressemitteilung des IRD, Januar 2003
Redakteur: Pierre Merkling, pierre.merkling@diplomatie.gouv.fr

lle:
Wissenschaft-Frankreich 25, 19.02.2003
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