"Polarstern" beendet Arktis-Expedition

Forschungsschiff "Polarstern"

Schiff legte einmillionste Seemeile für die Forschung zurück

Heute kehrt das Forschungsschiff „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) von seiner 18. Arktisreise zurück nach Bremerhaven. Rund 100 Wissenschaftler waren während der vier Monate dauernden Arktis-Expedition an Bord, um Daten über die Kontinentalverschiebungen zwischen Spitzbergen und Grönland, über die Meeresströmungen in der Framstraße und vor der Grönländischen Küste, sowie über die Lebewesen im Eis und in der Tiefsee zu erforschen. „Polarstern“ legte auf dieser Fahrt ihre einmillionste Seemeile für die Forschung zurück.

Laut Angaben des Instituts war die Erforschung des Lebens im Meereis in diesem Jahr schwieriger als sonst. Das Eis hat sich weit nach Norden zurückgezogen. Die Forscher mussten lange nach geeignet großen und stabilen Eisschollen suchen, um sich dort sicher aufhalten und ihre Geräte aufbauen zu können. „Die Vermutung, dass diese Situation von der globalen Erwärmung herrührt, liegt nahe. Es kann sich aber auch um eine natürliche Schwankung in der Eisbedeckung handeln“, sagte der wissenschaftliche Fahrtleiter Wilfried Jokat.

Andere Arbeiten allerdings wurden durch die Eissituation begünstigt: Ozeanografische Messungen, die Aufschluss über die Meeresströmungen geben, konnten in diesem Jahr direkt vor der Küste Grönlands begonnen werden. In den vergangenen Jahren hatte dichtes Packeis dies verhindert. In einem Langzeitbeobachtungsprogramm wurde zwischen Grönland und der Barentssee hochgenau die Verteilung von Salzgehalt und Temperatur des Wassers in unterschiedlichen Tiefen gemessen. „Die Tiefenkonvektion vom Schelf her hat überraschenderweise wieder eingesetzt“, nennt Ursula Schauer, Ozeanografin am AWI, ein wichtiges Ergebnis. „Und das, obwohl der Einstrom warmen Wassers vom Atlantik in die Arktis weiter anhält.“

Diese Tiefenkonvektion gehört zu den so genannten thermohalinen Prozessen, die das System globaler Meeresströmungen antreiben. Sehr salzhaltiges Wasser, das zum Beispiel bei der Eisbildung entsteht, ist schwerer und auch kälter als das Umgebungswasser. Es gleitet vom flachen Schelfmeer der Barentssee in die tiefe Norwegische See hinab. In den letzten zehn Jahren sank an dieser Stelle das kalte Wasser bis auf eine Tiefe von nur rund 1.000 Metern. Diesmal breitete sich eine kalte Zunge auf dem Meeresboden in 2.500 Metern Tiefe aus. In Zusammenhang mit Schwankungen des Klimasystems der Arktis und des Nordatlantiks wird jetzt untersucht, warum diese Konvektion eingesetzt hat.

Der Geophysiker Alfred Wegener stellte vor 90 Jahren die Theorie der Kontinentalverschiebung vor. Niemand hielt diese für möglich. Noch heute ist es für viele Nichtwissenschaftler schwer zu glauben, dass der Boden, auf dem wir stehen, nicht fest ist. Doch die Kontinentalverschiebung ist messbar, auch am Meeresboden zwischen Spitzbergen und Grönland. Hier konnten vor 70 Mio. Jahren Dinosaurier zwischen Amerika und Europa hin- und her wandern. Über das heutige Aussehen des Meeresgrundes ist kaum etwas bekannt. Mit der „Polarstern“ werden vom Schiff aus mit einem Fächersonar Kartierungen des Meeresboden vorgenommen und mit vorliegenden Daten verglichen. Luftpulser und Streamer ermöglichen es darüber hinaus, bis zu 4.000 Meter tief in den Meeresboden hinein zu blicken. So können Strukturen erkannt werden, die auf die Bewegung zwischen den Kontinentalplatten hindeuten. Wissenschaftlich begründeten Zweifel an Wegeners Theorie gibt es heute nicht mehr.

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Sandra Standhartinger pressetext.deutschland

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