Die Treibstoffpreise an den Tankstellen haben nahezu Schwindel erregende Höhen erreicht und sinkende Preise sind nicht zu erwarten. Doch für Geologen ist das keine schlechte Nachricht: Weil der Energiehunger weltweit eine intensive Suche nach neuen Öl- und Gasvorkommen ausgelöst hat, verbessern sich die Berufschancen von Geologiestudenten enorm. "Die Unternehmen der Öl- und Gasbranche saugen regelrecht die Leute auf", sagt Prof. Dr. Jonas Kley von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Aktuell hat der Professor für Strukturgeologie noch einen anderen Grund zur Freude: Kley konnte jetzt eine Software in Betrieb nehmen, die für die Auswertung seismischer Daten bei der Öl- und Gasexploration unverzichtbar ist. Diese Software wird von der Seismic Micro-Technology, Inc. (SMT) im texanischen Houston kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Paket namens "Kingdom Suite" kostet eigentlich 600.000 US-Dollar. "Wir dürfen die Software kostenlos nutzen unter der Bedingung, sie nicht kommerziell einzusetzen", sagt Kley. Am Institut für Geowissenschaften der Jenaer Universität werden vorrangig Doktoranden mit der neuen Software arbeiten. Sie soll jedoch auch zunehmend in der Lehre eingesetzt werden.
Früher waren Probebohrungen das übliche Mittel bei der Suche nach neuen Lagerstätten. Zuweilen trat das begehrte Öl auch auf natürlichem Wege aus der Erde aus. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts setzten sich jedoch Methoden der Reflexions-Seismik durch, die immer genauere Bilder des Untergrunds liefern. Dabei werden künstliche Erschütterungen ausgelöst und die Schallwellen von einem Netz aus Mikrophonen aufgezeichnet. Früher wurden dazu kleine Sprengungen ausgelöst, heute werden schwere Lastkraftwagen verteilt, die mit ihrem Gewicht vibrierende Platten auf den Boden pressen.
"Im Prinzip handelt es sich um das gleiche System wie beim Echolot", erläutert Prof. Kley. Mit dem Unterschied, dass die Seeleute bei der Echo-Lotung lediglich die Grenze zwischen Wasser und Meeresgrund interessiert, während die Geologen wissen wollen, welche Strukturen sich im Erdinneren verbergen. Die als Geophone bezeichneten Mikrophone zeichnen die Reflexionen der unterschiedlichen Bodenschichten auf und per Software werden sie in Bilder des Untergrundes ,übersetzt'. "Die SMT-Software kann sogar dreidimensionale Bilder vom Untersuchungsgebiet liefern", sagt Jonas Kley. Außerdem sei die Exploration selbst von unterseeischen Lagerstätten kein Problem. Dabei wird eine Kette von Mikrophonen hinter einem Schiff hergezogen und die Schallwellen werden mittels "Airgun" ausgelöst.
An den knapper werdenden Rohstoffen können die feinen Methoden der Erkundung natürlich nichts ändern. "Das einfach zu findende Öl ist schon gefunden", lautet Kleys Fazit der Situation. Die Firmen sind deshalb gezwungen, noch genauer hinzusehen. Mit steigenden Preisen lohnt es sich, Ansammlungen von Rohstoffen als Lagerstätten auszubeuten, die bislang als nicht lohnenswert eingestuft wurden. Aktuell richtet sich der Blick unter anderem zum Nordpolarmeer, wo noch große Vorkommen von Öl und Gas vermutet werden. Dennoch konstatiert der Geowissenschaftler von der Universität Jena das "baldige Ende der Ressourcen". Die Förderländer hätten 2005 den Höhepunkt der Leistung erreicht, eine weitere Steigerung sei nach Meinung vieler Experten fraglich. Angesichts dieser Erkenntnisse sei es doch sehr erstaunlich, wie entspannt wir mit der Situation umgehen, sagt Kley - eine trügerische Gelassenheit, die viele Autofahrer beim Blick auf die Zapfsäule verlässt.
Kontakt:
Stephan Laudien | idw
Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de
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