Satellitenbilder rekonstruieren antikes Mexiko

Mit Hilfe von multi- und hyperspektralen Satellitenaufnahmen will der Archäologe Bill Middleton vom Rochester Institute for Technology (RIT) die detailreichste und genaueste Landschaftskarte des heutigen mexikanischen Bundesstaates Oaxaca anfertigen. In diesem Gebiet hatten sich die Zapoteken, ein mexikanisches Ursiedlervolk, um 300 vor Christus angesiedelt. Obwohl heute relativ unbekannt, zählten die Zapoteken zu einer der höchstentwickelten Kulturen. Als eines der ersten Völker hätten sie ein Schriftsystem entwickelt und Städte errichtet, so Middleton. Die Daten sollen der Rekonstruktion der naturräumlichen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Zapotekenzeit dienen.

Die Untersuchungen von Middleton und seinen Kollegen am Departement für Soziologie und Anthropologie werden sich vor allem mit der Entwicklung der frühen Wirtschaft und der Umwelt im wachsenden Zapotekenstaat befassen. Dadurch sollen sich auch kulturelle Fragen beispielsweise nach der Herausbildung verschiedener Gesellschaftsschichten beantworteten lassen, hofft der Wissenschaftler. Das von der NASA und der National Geographic Society unterstützte Projekt soll auch Aufschluss über Klima- und Vegetationswandel in der Region geben. „In den letzten 4.000 Jahren waren menschliche Aktivitäten stets ein Faktor für Veränderungen in der Umwelt. In einigen Teilen Mesoamerikas haben sich auch Belege dafür finden lassen, dass die Landschaft, die wir heute sehen, Resultat von katastrophalen landwirtschaftlichen Praktiken ist,“ erklärt Middleton. Zudem sei der Lebensraum der Zapoteken in früherer Zeit ganz anders beschaffen gewesen als er sich heute präsentiert. „Heute ist das Gebiet eingestuft als semi-arid, die vorherrschende Vegetation sind dornige Buschgewächse. Vor 10.000 Jahren gab es hier weite Graslandschaften und das Klima war feuchter.“

Sogenannte Hyperspektralbilder von Earth Oberserving- und Landsat-Satelliten, die über mehrere Jahre aufgezeichnet werden, sollen dem Wissenschaftler helfen ein genaues Bild von den Lebens- und naturräumlichen Bedingungen im Forschungsgebiet zu erstellen. Als Hyperspektral werden solche Aufnahmesysteme bezeichnet, die Bilder in mehr als den drei vom Menschen sichtbaren Wellenlängen rot, grün und blau aufnehmen können. Aus den feinen Unterschieden in den Reflektionseigenschaften der Vegetation und des Bodens lassen sich dann Aussagen über die Beschaffenheit der Umwelt ableiten. „Wenn man die verschiedenen Daten dann als ein Bild zusammenfügt, kann man Dinge sehen, die so vorher nicht sichtbar waren und man kann dort Unterscheidungen treffen, wo das Augen keine bemerkt hat“, sagt Middleton.

Rund 30.000 Quadratkilometer will Middleton auf diese Weise untersuchen und verschiedene Pflanzenarten, Ökosysteme, kultivierbare Flächen und Mineralvorkommen identifizieren. „So lässt sich die Beziehung zwischen antiken Städten und antiken menschlichen Siedlungen in einer noch nie da gewesenen Art und Weise untersuchen.“ Auch die Auswirkungen der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf den Naturraum innerhalb der vergangenen Jahrzehnte würde sich anhand des neuen Kartenwerkes nachvollziehen lassen.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.rit.edu

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