Verleihung des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2010

Die Jury für den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre hat im November dieses Jahres entschieden, das Projekt „Diagnostik am Augenhintergrund und Mikrochirurgie im Auge (DAMA): Integration simulatorgestützter Ausbildung in den Studiengang Humanmedizin“ der Klinik für Augenheilkunde des Klinikums der J.W. Goethe-Universität auszuzeichnen. Der Preis in der Kategorie „Projekt einer Arbeitsgruppe oder Organisationseinheit“ wird am 13. Dezember im Schloss Biebrich (Wiesbaden) verliehen.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Frank Koch, Leiter des Schwerpunktes Netzhaut- und Glaskörperchirurgie der Klinik für Augenheilkunde, bewarb sich mit dem Ziel, das vorhandene Lehrangebot zu erweitern und neue, effizientere Lernformen zu etablieren. Damit wird angeknüpft an den seit 2007 vorhandenen Trainingssimulator für chirurgische Eingriffe am vorderen und hinteren Augenabschnitt an der Klinik für Augenheilkunde.

Diagnostik

Vorteil gegenüber konventionellen Lehrmethoden ist beim Diagnostik-Simulator die ständige Verfügbarkeit einer Vielzahl von Netzhautveränderungen. Durch die gleichzeitige Vermittlung von kognitivem und handlungsbezogenem Wissen und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Krankheitsbildern bereitet das Training am Simulator Studierende optimal auf den klinischen Alltag vor. Der Ophthalmoskop-Simulator wurde 2008 zunächst in einer Testphase und seit 2009 als fester Bestandteil des Augenspiegelkurses an der Klinik für Augenheilkunde eingesetzt. Zurzeit stehen in der Datenbank des Simulators 35 Krankheitsbilder zu Verfügung. Mit Hilfe von spezifizierten Multiple-Choice-Fragen wird zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Untersuchung der kognitive Prozess des Auszubildenden gelenkt und abgefragt. Das Trainingssystem eignet sich für die Aus- und Weiterbildung von Augenärzten, Allgemeinmedizinern, Internisten, Gynäkologen, Diabetologen, Neurologen und Unfallchirurgen.

Chirurgie

Im Rahmen der praktischen Ausbildung (Tagespraktikum bzw. Augenspiegelkurs) haben Studierende sowie Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung die Möglichkeit, ihre Begabung und Fähigkeiten zur Ausübung von mikrochirurgischer Versorgung am Simulator zu erproben. So kann in angstfreier Umgebung ohne Patientenbelastung trainiert werden. Die vom Trainingssystem aufgezeichneten Evaluationsdaten geben Studierenden und Lehrenden einen Überblick über grundsätzliche mikrochirurgische Befähigungen und damit Entscheidungskriterien für eine weitere Spezialisierung. In den letzten fünf Semestern haben rund tausend Studenten das Tagespraktikum bzw. den Augenspiegelkurs an den Simulatoren absolviert. Eyesi Chirurgie wird inzwischen weltweit in der medizinischen Aus- und Weiterbildung eingesetzt.

Hintergrund

Virtual-Reality-Simulatoren gewinnen zunehmend an Bedeutung: aufgrund der steigenden Anforderungen an die medizinische Ausbildung, wegen des gleichzeitig steigenden Kostendrucks und Personalmangels sowie einer erhöhten Sensibilisierung für die ethischen und versicherungstechnischen Aspekte der Patientensicherheit. Dabei eröffnet das computerbasierte Training die Möglichkeiten, neue, nachhaltige Lernmethoden zu entwickeln und die Fähigkeiten der Trainierenden objektiv zu beurteilen, so dass das Lernen effizienter und Lernerfolge objektivierbar werden. Aus diesem Grund hat sich eine internationale Initiative zur simulationsgestützten Standardisierung von Lehr- und Prüfverfahren und der notwendigen Umgestaltung der Ausbildungsprogramme gebildet, zu der neben der Frankfurter Augenklinik auch universitäre und nichtuniversitäre Einrichtungen in Europa, Kanada und den USA zählen.

Die Arbeitsgruppe DAMA in Frankfurt treibt seit 2003 in Kooperation mit ihren Partnern die Entwicklung von Virtual-Reality-Simulatoren für die augenheil-kundliche Ausbildung voran. Neben der Beratung in der Umsetzung von Hardware und Visualisierung/Simulationsmodellierung ist die Gruppe, die nun den Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre erhält, maßgeblich an der Auswahl geeigneter Lehrinhalte, der Bewertung relevanter Evaluationsparameter und der Entwicklung von simulationsspezifischen Lehrmethoden beteiligt.

Der Ausblick von Prof. Koch: „Eyesi-Systeme sind als offene Plattform konzipiert, so dass die Entwicklung von Lehrinhalten interdisziplinär und international vernetzt werden kann. Anvisiert ist für die Zukunft eine Verbindung von diagnostischem und therapeutischem Trainingssystem, so dass Studierende dann den gesamten klinischen Diagnose- und Behandlungsweg in einer integrierten Simulationsumgebung trainieren können.“ Und weiter: „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung des Landes Hessen und der Hertie Stiftung, da sie unsere Arbeit honoriert und uns darin bestärkt auf dem eingeschlagenen Weg mit Vehemenz weiter voranzuschreiten.

Frankfurt am Main, 22. November 2010

Über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 25 Fachkliniken. Der enge Bezug zur Wissenschaft – Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 25 Forschungsinstitute – sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.169 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 47.200 stationäre und 220.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. 4.055 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten. Weitere Informationen über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität finden Sie unter http://www.kgu.de.

Für weitere Informationen:

Prof. Dr. Frank Koch
Leiter der Netzhaut- und Glaskörperchirurgie der Augenklinik
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Fax (0 69) 6301 – 56 21
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Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
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